1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Zug rast in Kuhherde und entgleist

Bahnunfall Zug rast in Kuhherde und entgleist

Ein Personenzug ist bei Drübeck ungebremst in eine Kuhherde gerast, 13 Tiere sterben, Menschen werden nicht verletzt.

Von Jörg Niemann 04.08.2016, 21:14

Drübeck l Ein Personenzug des Harz-Elbe-Express (HEX) ist am Mittwochabend gegen 23.40 Uhr am Drübecker Osterbrink in eine Kuhherde gefahren. Durch den Aufprall des Dieseltriebwagens entgleiste der Zug und wurde stark beschädigt, wie die Bundespolizei am Donnerstagmorgen mitteilte. Insgesamt 13 Tiere der Herde, die nach Angaben aus der Ilsenburger Stadtverwaltung aus trächtigen Jungtieren bestand, seien dabei getötet worden.

Im Zug befand sich nach Angaben der Polizei neben dem Lokführer und einem Zugbegleiter nur ein einziger Fahrgast. Alle drei blieben bei dem Aufprall unverletzt. Der Passagier sei später mit einem Taxi nach Hause gefahren worden, die beiden HEX-Mitarbeiter seien abgelöst worden, sagte Thomas Kleinrensing von der HEX-Pressestelle. Zum Gesamtschaden am Triebwagen und an den Gleisen konnten am Donnerstag noch keine konkreten Aussagen getroffen werden.

Nach Aussagen von Romy Gürtler, Pressesprecherin der Bundespolizei in Magdeburg, sei der Zug ungebremst in die Herde gefahren. Eine Notbremsung sei nicht eingeleitet worden. Mehrere Tiere seien direkt unter den Zug geraten und haben dafür gesorgt, dass der Triebwagen aus den Gleisen sprang. Er wurde erst in den frühen Morgenstunden mit Hilfe eines Spezialzuges wieder in die Gleise gehoben.

Wegen der Bergungs- und Aufräumarbeiten war die Bahnstrecke zwischen Ilsenburg und Wernigerode bis 8 Uhr gesperrt. Danach wurde der vom Unfall betroffene Streckenabschnitt freigegeben. An der direkten Unfallstelle, die sich über mehrere hundert Meter erstreckt, mussten die Züge deutlich langsamer fahren, da Bahnarbeiter Schäden an den Gleisbefestigungen reparierten. So wurden etliche Schrauben ausgetauscht, die sich durch den Unfall verformt hatten.

In der Nacht waren neben der Bundespolizei auch der Notfallmanager des HEX-Unternehmens, Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG, der Stadt Ilsenburg und der Ortsfeuerwehr Drübeck im Einsatz. Christian Colmsee, Vize-Wehrleiter der Drübecker Ortswehr, leitete den Feuerwehreinsatz. „Ich bin seit 23 Jahren Feuerwehrmann, die Bilder dieser Nacht werde ich so schnell nicht vergessen“, sagte er am Donnerstag. Die Feuerwehr hatte die Aufgabe, die Unfallstelle auszuleuchten und den betroffenen Gleisabschnitt zu reinigen. Von kurz nach 1 Uhr bis gegen 9 Uhr dauerte der Einsatz der zehn Kameraden.

Während die überlebenden Tiere von den Mitarbeitern des Zuchtbetriebes auf eine nahe gelegene Wiese in einen schnell installierten Weidebereich getrieben wurden, barg man die getöteten Tiere mit Hilfe eines Kranes aus dem Gleisbett. Zwölf Kühe waren sofort verendet, eine dreizehnte erlöste der Tierarzt von ihren Qualen.

Zum Hergang der Kollision hat die Bundespolizei die Ermittlungen aufgenommen. Entscheidend ist für die Beamten, warum die Kühe auf die Gleise liefen. Die Ermittler prüfen dabei auch, ob der Halter der Tiere eine Mitschuld an dem Unfall trägt. Die Beamten sind daher auch an Aussagen von Zeugen interessiert, die den Weg der Herde von ihrem Weideplatz im südlichen Teil der Ortschaft Drübeck bis zu den Gleisen am nördlichen Ortsrand nachvollziehen können.

Wer Hinweise zum Weg der Herde von der Weide bis zu den Gleisen geben kann, wird gebeten sich mit der Bundespolizei unter der Rufnummer (0391) 565490 oder unter der kostenfreien Hotline (0800) 6888000 in Verbindung zu setzen. Wichtig ist auch, zu welcher Zeit sich die Herde an welchem Ort befand und ob sich möglicherweise Menschen in der Nähe der Tiere aufgehalten haben.

In Drübeck und Derenburg wurden Erinnerungen an ähnliche Ausflüge von Kuhherden des Betriebes in der Vergangenheit wach. So zerstörte vor mehreren Jahren eine Herde den erst kurz zuvor fertiggestellten neuen Weg um den Drübecker Rohrteich.

Erst Mitte September des vergangenen Jahres hatten ausgebüxte Rinder des gleichen Betriebs mehrere Vorgärten am Rotheberg in Darlingerode verwüstet.