Bauprojekt Schatten unter der Arena

Das Dach der Feuerstein-Arena in Schierke ist bislang nicht lichtdurchlässig. Das soll UV-Strahlung in den nächsten Wochen ändern.

Von Julia Bruns 16.10.2017, 01:01

Wernigerode l Von oben sieht es aus wie Eierschale, von unten wie Backpapier: Das Dach der Feuerstein-Arena in Schierke wirft bisher einen großen, dunklen Schatten – doch nicht mehr lange, betont Tobias Kascha von der Wernigeröder Stadtverwaltung. „Denn das Ausbleichen des Daches erfolgt innerhalb von acht bis zwölf Wochen, je nach UV-Bestrahlung“, klärt der Chef des Oberbürgermeisterbüros im Rathaus auf. Dann soll auch der bräunliche Farbton verschwinden, in dem das Dach von unten eingefärbt ist.

Die letzten Fotos, die von dem Bauwerk veröffentlicht wurden, hatten Verwirrung gestiftet. Denn das Dach, das auf den Skizzen des Architekturbüros Graft transparent erschien, wirft auf aktuellen Bildern einen deutlichen Schatten auf das darunterliegende Gelände. Die Verwaltung reagierte mit einer Stellungnahme an den Stadtrat.

Er räumt mit einem Missverständnis auf. „Das Dach wird nicht transparent, sondern transluzent, das heißt, es ist lichtdurchlässig, aber nicht durchsichtig“, teilt Tobias Kascha mit. Die Darstellung der Transluzenz sei in den Grafiken technisch schwierig umsetzbar gewesen.

Die Membran, die sich wie eine Plane anfühlt, besteht aus einem besonderen Garn, das mit dem Kunststoff Polytetrafluorethylen, kurz PTFE oder auch Teflon genannt, beschichtet ist. Dieses Material sei von Beginn der Planungen an für das Dach vorgesehen gewesen, so Kascha. PTFE-Glas-beschichtetes Glasfasergewebe verfügt laut Hersteller Taiyo über eine schmutzabweisende Oberfläche. Deshalb seien Reinigungsarbeiten nicht notwendig, um beispielsweise Hinterlassenschaften von Vögeln zu entfernen. „Das Dach ist teflonbeschichtet und sollte keine jährliche Reinigung benötigen“, teilt der Pressesprecher mit. „Es wird aber jährlich begangen und auf Verschmutzungen, Rissbildungen untersucht.“

Durch die besondere Struktur sei die Membran wasserabweisend, UV-stabil und chemisch inaktiv. Das Material zeichnet sich laut Hersteller durch eine hohe Lichtdurchlässigkeit aus. Die ältesten von Taiyo ausgeführten Projekte mit PTFE-Glas-beschichtetem Glasfasergewebe seien bereits über 40 Jahre alt und nach wie vor in sehr gutem Zustand, schreibt der Hersteller auf seiner Webseite.

In der Autostadt in Wolfsburg befindet sich eine sehr ähnliche Dachkonstruktion. Das Kundencenter wurde ebenfalls vom für die Arena zuständigen Büro Graft geplant. Auf Fotos, die das Wolfsburger Dach zeigen, zeichnet sich ein deutlicher Schatten ab.

Und wenn das Dach nun doch nicht lichtdurchlässig wird? Gibt es dann eine Geld-zurück-Garantie? „Das Ausbleichen wird funktionieren“, ist Tobias Kascha überzeugt. „Bestes Beispiel ist der Dummy des Dachs, der seit dem Sommer im Gelände des Kindergartens liegt und mittlerweile deutlich aufgehellt ist.“

Und tatsächlich – eine von der Volksstimme vorgenommene Messung um 11 Uhr am gestrigen Sonntag ergab, dass das Stück Membran rund 45  Prozent des Lichtes durchlässt – 6800 von in der Vormittagssonne gemessenen 15.500 Lux. Der Stoff ist von unten deutlich aufgehellt, gleichwohl kann das Ertgebnisbeim Arena-Dach anders ausfallen aufgrund abweichender Einfallswinkel.

Falls es unter dem Dach schattig bleibt, können Besucher auf ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept setzen. Das Dach erhält eine Funktionsbeleuchtung für den Normalbetrieb mit einem Mittelwert von 566 Lux sowie eine Effektbeleuchtung, die die Arena in jeder RGB-Farbe erscheinen lassen kann, die gewünscht ist.

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