Down-Syndrom  Von wegen schwach

Ein Kind mit Down-Syndrom stellt Eltern vor Herausforderungen. Deshalb hat sich in Wernigerode eine Selbsthilfegruppe gegründet.

Von Ivonne Sielaff 19.06.2018, 01:01

Wernigerode l Marcin ist ein besonderes Kind - und das in mehrfacher Hinsicht. Der Zehnjährige hat das Down-Syndrom. Trotz seiner Behinderung besucht er eine Regelschule. Für seine Eltern war das ein langer Kampf mit den Behörden, den sie am Ende für sich - und für Marcin gewonnen haben.
"Es ist nicht einfach, hier im Harz behindert zu sein", sagt Marcins Adoptivvater Manuel von Grzymala. "Bis 2012 haben wir in Pforzheim gelebt. Dort geht man sehr offen mit Behinderungen um." Das sei dort eine Selbstverständlichkeit. "Man muss nicht für Angebote, Schulen und Kitas kämpfen." Deshalb ist die Rückkehr in seine Harzer Heimat vor über fünf Jahren für Manuel von Grzymala "ein kleiner Schock" gewesen. "Die Leute gucken, wenn sie Menschen mit Behinderungen sehen. Das hat mich für Marcin geärgert."
Dabei ist das Down-Syndrom die bei Babys am häufigsten auftretende Störung des Erbguts. Sie kann schon in der frühen Schwangerschaft festgestellt werden. Die Statistik zeige, dass über 90 Prozent der Kinder abgetrieben werden, sagt von Grzymala. Ist Trisomie 21 einmal diagnostiziert, würden Eltern von vielen Seiten verunsichert werden - auch von Ärzten. "Und in den meisten Fällen entschieden sie sich gegen das Kind."
Auch darum hat Manuel von Grzymala mit anderen Betroffenen die Selbsthilfe-Gruppe "Harzkinder 21" gegründet - für Eltern von Down-Kindern. "Es ist der richtige Zeitpunkt dafür", sagt der Wernigeröder. "Wir wollen diese wunderbaren Menschen in die Öffentlichkeit tragen. Sie sind sehr nett. Erhalten sie Unterstützung, sind sie viel selbstständiger, als man denkt. Und für die Eltern bedeuten sie einfach Glück - wenn sich die Mütter und Väter darauf einlassen."
Ziel von Grzymala und seinen Mitstreitern ist es, andere für das Down-Syndrom und den Umgang mit der Behinderung zu sensibilisieren - und darüber zu informieren. Wichtig ist ihnen zudem der Austausch der Eltern untereinander. "Es ist immer leichter, wenn man gemeinsam kämpft."
Erstmals präsentieren will sich die Selbsthilfe-Gruppe am Sonntag, 24. Juni, von 14 bis 18 Uhr bei einem Sommerfest. "Interessierte finden uns in der Gartenanlage hinter dem Lustgarten, Gladiolenweg 109. Wer Lust hat, kann gerne vorbeikommen."