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Bogensport Robin Hood in Hasselfelde

Für die Landesmeisterschaften der Bogenschützen reisten insgesamt über 200 Teilnehmer aus ganz Deutschland in den Oberharz.

14.05.2018, 08:02

Hasselfelde l In Detlef Fuhrmanns Gesicht zeigt sich höchste Konzentration. Er spannt seinen historischen Bogen, dann schießt der Pfeil übers Wasser auf die Zielscheibe am anderen Ufer. Zufrieden läuft er mit einer Gruppe aus vier anderen Schützen zur nächsten Station.

Es ist ein ungewöhnlicher Besuch, den das Waldseebad Hasselfelde am Wochenende bekam. Anstatt von Badegästen liefen Menschen aller Altersklassen mit Bogen „bewaffnet“ und Pfeilen auf den Rücken gespannt, über das Gelände der Badestätte.

Es war die achte „Landesmeisterschaft Feld“ der Bogenschützen Sachsen-Anhalt, wegen der über 200 Sportler aus ganz Deutschland nach Hasselfelde angereist kamen. Im Gegensatz zum Bogenschießen in der Halle oder auf einer geraden Ziellinie kommt es auf dem Feld darauf an, in einer natürlichen Umgebung unbekannte Entfernungen einschätzen zu können und das Ziel zu treffen. Das erläutert Joachim Krebs, der seit 1996 Turniere im Bogenschießen auf dem Gelände des Waldbades Hasselfelde veranstaltet.

Der ehemalige stellvertretende Generalsekretär des Leichtathletikverbandes war über eine Kollegin Anfang der 1990er Jahre vom Laufsport zum Bogensport gekommen. „Es ist ein Sport, der in jedem Alter ausgeübt werden kann, er ist beruhigend für die Muskeln und schafft Motivation zur Bewegung“, erklärt er seine Faszination für den Sport. Als Leichtathlet hatte ihn das Hobby auf freiem Gelände angesprochen. Zunächst erwies es sich jedoch als schwierig, einen geeigneten Ort zu finden. Dann fiel dem aus Hasselfelde stammenden, heute 79-Jährigen das Gelände rund um das Waldseebad ein. „Es ist interessant, durch den Wald, der es umgibt und weil es mal bergauf, mal bergab geht“, sagt er, wie er schließlich in der Badestätte den perfekten Ort für das Austragen der Wettkämpfe fand.

Zusätzlich zu der idealen Landschaft für das Feldschießen käme bei der Badestätte hinzu, dass für eine passende Infrastruktur, wie zum Beispiel Toiletten, auch gesorgt sei. „Der Stadt Oberharz, dem Tourismusbetrieb, der Deutschen Lebensrettergesellschaft (DLRG) als Betreiber des Waldseebades sowie dem Skiverein und dem Angelverein Hasselfelde sowie allen Helfern der Sport-Gemeinschaft Grün-Weiß- Hasselfelde gilt ein großes Dankeschön“, sagt Joachim Krebs über die Organisationen, die daran beteiligt waren, Hasselfelde für ein Wochenende zum Bogensportmekka werden zu lassen.

Immer wieder gern nach Hasselfelde reist zum Beispiel Detlef Fuhrmann, der in Bayern lebt. Am Bogenschießen in Hasselfelde schätze er vor allem die Natur und die netten Menschen. „Bogenschießen ist ein entspanntes Hobby“, sagt der 65-Jährige, „hier sieht man Kräuter, Pilze, Beeren, all das was man nicht hat, wenn man zu Hause auf den Computer starrt“. Er schießt mit einem besonderen historischen Bogen, bei dem die Entfernung mit reinem Augenmaß eingeschätzt werden muss. Die jüngere Generation, zu der zum Beispiel der 13-Jährige Philip Baumann gehört, ist mit moderneren Bogen unterwegs, mit der man die Entfernung einschätzen kann. Seit drei Jahren trainiert der in Bayern lebende Jugendliche zweimal pro Woche und ist für seine sportliche Zukunft zuversichtlich. „Ich war schon einmal Sportler des Jahres in Pegnitz, das müsste heute klappen“, sagt der Schüler.

Heimische Schützen waren nicht dabei. „Durch die Organisation der Landesmeisterschaften konnten die Hasselfelder Bogensportler diesmal nicht starten“, so Joachim Krebs.