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Bonpflicht Wohin mit 54 Kilogramm Thermopapier?

Bäcker Silberbach aus Wernigerode hat seit Jahresbeginn alle Kassenbons gesammelt, die seine Kunden nicht mitnehmen wollten.

Von Stephanie Tantius 12.03.2020, 10:32

Wernigerode l Sechs große Kartons, bis obenhin gefüllt mit Kassenbons. Jeder Karton wiegt etwa neun Kilogramm, summa summarum rund 54 Kilogramm Papier. Konditormeister René Silberbach hat alle Kassenzettel aufgehoben, die seine Kunden nicht mitnehmen wollten. Doch seit dem 1. Januar 2020 ist der Wernigeröder nach dem neuen Kassengesetz dazu verpflichtet, den Bon auzsudrucken.

Beim zuständigen Finanzamt hat Silberbach einen Antrag auf Bon-Befreiung gestellt. „Dieser wurde abgelehnt“, sagt der Bäcker. Das Resultat hat er nun auf seiner Theke ausgebreitet, die fast unter den unzähligen Kassenbons verschwindet. „Und wir haben gerade einmal Anfang März“, ergänzt er.

Diese Belegpflicht sei jedoch nicht nur Papierverschwendung und schädlich für die Umwelt, sondern koste ihn auch Geld, das er vor Inkrafttreten des Gesetzes nicht ausgeben musste. Pro Tag benötige er nun für seine zwei Kassen je eine Kassenrolle. Eine Rolle kostet zwei Euro. „Das bedeutet vier Euro pro Tag für das Thermopapier“, rechnet René Silberbach vor: Bei ungefähr 300 Arbeitstagen im Jahr seien dies 1200 Euro zusätzliche Ausgaben.

In den Jahren vor der Kassenbonpflicht musste er selten einen Zettel aushändigen. „Denn kaum jemand wollte einen mitnehmen.“

Die neue Kasse sei so eingestellt, dass sie automatisch die Bons ausdrucke. Trotzdem möchte sie fast niemand haben. Wie er das umweltschädliche Thermopapier nun entsorge, wisse er noch nicht genau. „In den Papiermüll dürfen wir es nicht werfen“, so Silberbach.

Zum 1. Januar ist das neue Kassengesetz in Kraft getreten. Dieses besagt, dass Händler nur noch manipulationssichere Kassen zur Abrechnung ihrer Produkte verwenden dürfen. Viele Kaufleute mussten sich daraufhin neue Kassensysteme kaufen oder ihre alten umrüsten lassen. Das neue Gesetz beinhaltet auch eine Bonausgabepflicht. Daher muss jedem Kunden ein Beleg ausgestellt werden, ob der Käufer diesen haben möchte oder nicht.

Der Grund für dieses Gesetz: Der Bundesrechnungshof schätzt, dass jedes Jahr an Geschäftstheken zehn Milliarden Euro an Steuern hinterzogen werden, weil Unternehmen ihre Umsätze falsch oder gar nicht erfassen. Das soll damit verhindert werden.

Für die Frage, wie Thermopapier entsorgt werden soll, verweist Manuel Slawig, Pressesprecher des Landkreises Harz, auf die Homepage des Umweltbundesamtes (UBA). Das empfiehlt die Entsorgung der Kassenbons aufgrund der enthaltenen Farbentwickler im Restmüll.