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Brandschutz Reddebers Feuerwehr ausgebremst?

Die Brandschützer in Reddeber sind sauer - weil sie seit Wochen auf ihr Einsatzfahrzeug verzichten müssen.

Von Ivonne Sielaff 20.09.2019, 02:26

Reddeber l Reddebers Feuerwehr kämpft ums Überleben und um ihr Einsatzfahrzeug. Das steht derzeit nämlich nicht im Gerätehaus an der Schützenwiese, sondern vorübergehend in Schierke. „Das ist eine Sauerei“, machten die Reddeberaner Brandschützer in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates ihrem Ärger Luft.

Das sonst in Schierke stationierte Fahrzeug sei wegen eines Unfallschadens seit Juli nicht einsatzfähig und werde immer noch repariert, erklärte Wernigerodes Ordnungsdezernent Christian Fischer gegenüber der Volksstimme. Die Vorhaltung eines Fahrzeuges in Schierke sei „unabdinglich“. Gründe dafür seien die geografische Lage des Ortsteils – Schierke liegt in etwa 20 Fahrminuten von Wernigerode entfernt, sowie die Brand-risiken durch Waldschäden und den Funkenflug der Brockenbahn. „Der Abzug eines Fahrzeuges aus einer anderen Feuerwehr war aufgrund der vorgenommenen Einsatzauswertung nicht vertretbar“, so Fischer in Hinblick auf die Einsatzstärke der Reddeberaner.

Die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr Reddeber wird seit längerem kritisch von Verwaltung und Stadtwehrleitung beäugt. Vor zweieinhalb Jahren stand die Ortswehr mit nur noch fünf aktiven Mitgliedern so gut wie vor dem Aus. Mit Flugblättern suchten die Kameraden nach Verstärkung, um die Einsatztruppe zu retten.

Diese Initiative war nicht umsonst. Reddebers Wehr ist inzwischen wieder auf 16 Mitglieder angewachsen. Aber nur auf dem Papier. Und das ist das Problem. Bei Alarmierungen sind es deutlich weniger Brandschützer, die den Weg zum Feuerwehrgerätehaus und dann zum Einsatzort antreten. Deshalb werden Reddebers Brandschützer seit einiger Zeit nicht als eigenständige Ortsfeuerwehr, sondern als Löschgruppe, die der Ortsgruppe Wernigerode unterstellt ist, geführt. Seither sollen sich die Reddeberaner beweisen, sollen mehr Einsatzfreude und Ausbildungswillen zeigen – eine Entwicklung, die in Wernigerode aufmerksam beobachtet und in regelmäßigen Abständen ausgewertet wird – auch um endgültig zu entscheiden, ob Reddebers Wehr eine Zukunft hat oder nicht. „Wir haben in Reddeber Kameraden, die mit Leidenschaft dabei sind, aber es sind zu wenig“, brachte es Fischer auf den Punkt.

„Bei Einsätzen sind wir durchschnittlich sechs Mann“, so die Einschätzung eines Kameraden. „Das variiert.“ Die Statistik der Stadtverwaltung spricht aber eine andere Sprache. 37 Mal sei Reddebers Wehr zwischen Januar 2018 und Juli 2019 alarmiert worden, informierte Dezernent Fischer. Bei 13 Einsätzen habe kein einziger Kamerad zur Verfügung gestanden. „Die Feuerwehr war nicht einsatzfähig, es erfolgte kein Ausrücken.“ Bei neun Einsätzen seien lediglich ein oder zwei Brandschützer erschienen. Bei nur zwei Einsätzen sei die Mindestgröße einer Löschgruppe von sechs Personen erreicht worden.

„Die Feuerwehr ist wichtig für den Ort“, so Reddebers Ortschefin Anke Lauing (parteilos), die sich in der Sitzung des Ortschaftsrates demonstrativ hinter die Kameraden der Feuerwehr stellte. „Wir sind stolz auf unsere Feuerwehr.“ Dass das Einsatzfahrzeug abgezogen wurde, sei für die Kameraden demotivierend. „Sie fragen sich jetzt doch, wieso sie überhaupt noch ausrücken sollen“, so Lauing. Man dürfe die Wehr doch nicht ausbluten lassen.

Die Ortsbürgermeisterin fordert deshalb eine andere Lösung für das fehlende Fahrzeug. „Warum wird nicht einfach ein neues Auto gekauft?“, fragte Anke Lauing. Reddeber gehöre nun mal zu Wernigerode dazu, dürfe nicht hinten wegfallen. „Das muss der Stadt bewusst werden.“

Ob als Ortsfeuerwehr oder als Löschgruppe – „Wir stehen immer zur Stange“, versicherte einer der anwesenden Kameraden. „Wenn es im Ort kracht, sind die Leute auch da.“ Was ihn „nerve“, sei der Druck der Zahlen. „Und es ist wichtig, dass ich auch losfahren kann, wenn ich ins Gerätehaus komme“, so der Brandschützer.

Die Zahlen zur Mindeststärke kämen vom Land und nicht von der Stadt, entgegnete Ordnungsdezernent Christian Fischer. Und wenn die Feuerwehr tatsächlich so wichtig für den Ort sei, „dann stellt doch 20 Mann auf“, forderte er. Und die Probleme wären vom Tisch. Kommentar