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Brockenlauf Freifahrtschein für den "Brocken-Kommandeur"

Für Gerhard Brüser ist der Brockenlauf eine Sucht. Von der möchte der Ilsenburger nicht lassen, versichert er zu seinem 70. Geburtstag.

Von Regina Urbat 06.03.2018, 18:00

Ilsenburg l Zwischen Mittagessen und der Kaffeetafel wird der Jubilar mehrfach überrascht. Gerhard Brüser feiert mit Familie und Freunden in der „Bauernstube“ in Veckenstedt seinen 70. Geburtstag. Nicht weit genug von seinem Heimatort Ilsenburg entfernt, denkt der groß gewachsene Mann, als die Presse im Saal erscheint.

„Nur weil ich 70 bin, kommt doch keiner von der Zeitung“, lenkt sein ältester Sohn Andreas Brüser auf den fragenden Blick seines Vaters ein. Gemeinsam mit Martin Dähnn ergreift der 42-Jährige das Wort, um das nimmermüde Engagement des Geburtstagskindes im Ilsenburger Brockenlaufverein zu würdigen. Seine uneigennützige Einsatzbereitschaft beginnt jedes Jahr zu Ostern, wenn Gerhard Brüser mit seinem Team auf der Plessenburg die Ilsestein-Läufer versorgt.

Der Höhepunkt folgt dann am ersten Wochenende im September zum Brockenlauf. 20 Jahre lang hat er auf dem Harzgipfel bei Wind und Wetter für die Sicherheit der Aktiven gesorgt. Und für seine akribische Vorbereitung und Tätigkeit zum Lauf selbst sich den Beinamen „Brocken-Kommandeur“ verdient. „Kurt Eichel war damals der Verursacher“, erinnert sich Gerhard Brüser. Auch denkt er gern daran zurück, wie ihn die Läufer beim Überqueren der Brockenkuppe kurz per Handschlag begrüßten. „Es war eine wunderbare Zeit.“

Als dann die Knie muckerten, wie er sagt, ist das kein Grund zum Aufhören gewesen. „Der Brockenlauf ist eine Sucht“, betont Gerhard Brüser. Schon sein Vater Walter war als Streckenposten auf dem Brocken dabei. Die Sucht habe sich mittlerweile auf die Söhne, Schwiegertöchter und auch auf die Enkel Ole, Jonas und Jannika übertragen.

Stefan Brüser, 38 und der jüngste Sohn, ist nun der „Brocken-Chef“, sagt der Vater stolz, der an die Verpflegungsstelle Leibstoß gewechselt ist. „Es ist die wichtigste, denn sie wird von der Läuferschar auf dem Weg nach oben und nach unten angelaufen“, ergänzt Martin Dähnn, Organisationsleiter des Brockenlaufes.

Mit der Unterstützung des Harzgebirgslaufes im Oktober endet dann die ehrenamtliche Streckenarbeit für Gerhard Brüser, oder auch nicht. „Man freut sich jedes Mal wieder auf die nächste Laufsaison“, sagt der Elektroingenieur, der früher im Elektromotorenwerk in Wernigerode und dann bis zur Rente im Walzwerk in Ilsenburg tätig war.

Vom Landessportbund überreicht Martin Dähnn dem Jubilar die silberne Ehrennadel. Und vom Verein bekommt er einen Freifahrtschein für die Brockenbahn für zwei Personen. „Damit du endlich mal wieder auf deinen geliebten Berg kommst“, sagt Sohn Andreas. Und zum Besten gibt er dann noch kleine Anekdoten, wie sehr sein Vater die Familie vor jedem Laufereignis „verrückt gemacht hatte“. Es fing an, dass Jungs die Funkgeräte ausprobieren mussten. Und immer wieder wurde kontrolliert, ab die Absperrketten lang genug und ausreichend Holzböcke vorhanden waren. Gerhard Brüser hört zu und sagt schmunzelnd: „Ich freue mich schon auf den 48. Brockenlauf.“

Bei diesem gibt es übrigens eine Premiere. Erstmals wird am selben Tag, am 1. September, die Deutsche Berglauf-Meisterschaft in Ilsenburg ausgetragen, rund 300 Teilnehmer zusätzlich zu den knapp 1000 Brockenläufern werden erwartet. Das wird somit eine besondere Herausforderung, „die wir aber meistern“, sagt Gerhard Brüser. Woher er die Zuversicht nimmt? „Wenn Brockenlauf ist, sind hundertprozentig alle Mitglieder und Helfer zur Stelle. Darum beneiden uns viele Vereine.“