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Chocolart-Festival Wernigerode liebt Schokolade

Wenn das Schokoladenfestival auf Tour geht, ist seit 2012 Wernigerode dabei. Ein Einzelfall, von dem der Ideengeber nicht ablassen möchte.

Von Regina Urbat 02.11.2018, 00:01

Wernigerode l In der bunten Stadt am Harz wird „Schokolade geliebt“, sagt Hans-Peter Schwarz. Der 54-Jährige ist der Chef des Schokoladenfestivals „chocolArt“, das gegenwärtig zum siebenten Mal in Wernigerode ausgetragen wird. „Und es läuft bestens“, schätzt der Tübinger ein.

Zum Eröffnungstag am Mittwoch waren Tausende Besucher in der Stadt. „Schon vor der Öffnung um 10 Uhr scharrten die ersten Kunden am Stand der italienischen Chocolatiers mit den Hufen.“ Das und vieles mehr gefalle dem Experten für Stadtmarketing.

Bei der Erarbeitung von Projekten zur Förderung von Innenstädten habe Hans-Peter Schwarz vor 15 Jahren die Idee des Schokoladenfestivals entwickelt. Es sollte ein „Leuchtturm“ sein, um Menschen in die Stadt zu locken sowie Handel und Gastronomie zu stärken. Tübingen hatte damals in der umsatzstärksten Zeit das Problem, mit umliegenden Weihnachtsmärkten in den Städten nicht konkurrieren zu können. „Wir haben zwar einen besonderen Weihnachtsmarkt, der von Vereinen und Ehrenamtlichen ausgerichtet wird, doch nur an einem Wochenende.“ So wurde um den Zweiten Advent herum an sechs Tagen das erste Schokoladenfestival ausgetragen.

„Aus ganz Deutschland sollten die Menschen zu uns kommen“, sagt der Unternehmer Schwarz und gibt zu: „Sicher ist das frech und groß gedacht gewesen.“ Aber der Plan ging auf. Mittlerweile feiert Tübingen im kommenden Advent sein 13. chocolArt-Festival und erwartet wieder rund 300.000 Besucher, was für eine Stadt mit etwa 90.000 Einwohnern „einfach groß ist“.

Dem Erfolg geschuldet, ist chocolArt on Tour gegangen. „Wir hatten viele Bewerbungen aus ganz Deutschland und uns entschieden, bevor uns ein anderer kopiert, machen wir es selbst.“ Schwarz und sein Team schrieben rund 100 Städte an, 57 meldeten ihr Interesse. Darunter auch die Stadt Wernigerode, die den Zuschlag als Austragungsort erhielt. Nicht nur, weil die Herstellung von Schokolade in Wernigerode seit mehr als 170 Jahren Tradition hat. „Ich hatte persönlich auch großes Interesse“, sagt Hans-Peter Schwarz.

Sein Schwiegervater, heute 94 Jahre, sei 1944/45 eineinhalb Jahre im Lazarett in Schierke gewesen. „Er schwärmte vom Harz und besonders von Wernigerode.“ Vor dem Start der Tourpremiere bot es sich für Schwarz und seine Frau an, die bunte Stadt am Harz zu besuchen. „Wir haben uns sofort in sie verliebt.“ Diese Zuneigung teile er mit zahlreichen Festivalteilnehmern. „Ob Chocolatiers, Konditoren oder Anbieter von Schokoladenköstlichkeiten, sie kommen unheimlich gern nach Wernigerode.“ So wurde aus der geplanten einmaligen Austragung die jährliche Fortsetzung seit 2012, was bis heute ein Novum ist. Andere Tourorte wechseln jährlich. „Von Anfang an hat in Wernigerode alles gepasst“, sagt Schwarz.

Dazu gehöre, dass mit der Tourismus GmbH ein zuverlässlicher und professioneller Partner für die Mitorganisation gefunden wurde. Auch, dass sich Händler, Gastronomen, Kulturschaffende, Vereine und Institutionen sowie Firmen in Wernigerode engagiert mit einbringen. Ob mit Schoko-Rabatten in Geschäften, schokoladigen Speisen, Konzerten oder sogar Kino-Filmen, „in Wernigerode hat man die Botschaft des Markttreibens verstanden“. Als Beweis führt Hans-Peter Schwarz Fotos und Kommentare von glücklichen Gästen im Internet an.

„Wir sind kein Wanderzirkus.“ Vielmehr sei chocolArt eine Plattform, um regionale Kreisläufe zu schaffen und die Innenstadt zu beleben. Die Mischung der Angebote sei ausgewogen, sie reiche von „gut und günstig bis exklusiv“. Und da sich das Konsumverhalten der Menschen zu Schokolade geändert habe, „gehen viele bewusster mit den angebotenen Waren um“. Eine weitere Erfahrung aus den zurückliegenden Festivaljahren sei das gestiegene junge Publikum. „Wir locken sie raus, denn bei cocolArt bekommen sie etwas zum Anfassen.“ Gerade in der Zeit der fortschreitenden digitalen Welt werden solche Märkte immer wichtiger.