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Corona-Krise Harzer Club-Betreiber bangen um Existenz

Trotz der Lockerungen in der Corona-Krise bleibt eine Öffnung von Diskotheken kaum vorstellbar. Harzer Disco-Betreiber fordern einen Ausweg.

Von Holger Manigk 30.05.2020, 01:01

Wernigerode/Osterwieck l Sie fühlen sich in der Corona-Krise vergessen. „Restaurants und Kneipen dürfen wieder öffnen, doch für uns fehlt jegliche Aussicht auf Besserung“, sagt Daniel Coo. Er betreibt zusammen mit Clint Montag den Club Ars Vivendi in Wernigerode. „Für Diskotheken gibt es nicht mal einen Tag X von der Landesregierung, ab dem wir wieder starten dürfen“, erläutert sein Geschäftspartner.

Die Party-Lounge nahe des Bahnhofs der Harzer Schmalspurbahnen musste – wie alle Discos in Sachsen-Anhalt – Mitte März schließen. „Bis dahin lief das Jahr richtig gut – im Februar und März waren unsere Partys super besucht“, berichtet Coo. „Doch nun stehen wir seit zweieinhalb Monaten komplett ohne Einnahmen da und es ist nicht der Hauch einer Besserung in Sicht.“

Neben der Zeit für Umbauten im Club gibt es wenigstens einen Lichtblick für das Duo: „Die Soforthilfe, die wir beantragt haben, war rasend schnell da.“ Doch das Geld reiche gerade mal, um die laufenden Kosten für Strom, Wasser und GEMA-Gebühren zu zahlen. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, fasst Coo zusammen. Immerhin helfe die Wernigeröder Stadverwaltung den Disko-Betreibern bei Fragen, wo sie könne. „Für diese Unterstützung sind wir dankbar, nur von der Landesregierung kommt gar kein positives Signal.“

Ähnlich verzwickt sei die Situation beim Elmo-Klub: „Es stellt uns natürlich vor große Herausforderungen, wenn 100 Prozent der Einnahmen wegfallen. Das ist ein absolutes Desaster für diese gesamte Branche“, antwortet Robert Moelle vom Team des Tanztempels am Köhlerteich auf Volksstimme-Anfrage.

Für die Zeit der Zwangspause setzen die Betreiber unter anderem auf ihren Facebook-Auftritt, um mit dem Partyvolk in Kontakt zu bleiben und nicht in Vergessenheit zu geraten. „Die Aktionen, wie zum Beispiel die Watchpartys oder die Support-Gutscheine, dienen in erster Linie dazu, um zu zeigen: Wir sind da“, erläutert Moelle. Umso mehr sehne auch das Elmo-Team den Neustart des Nachtlebens in der ehemaligen Fabrikhalle herbei: „Wir benötigen keine Vorbereitungszeit. Wenn wir morgen wieder aufmachen könnten, sind wir bereit.“

Im Eventwerk in Osterwieck ist man unterdessen froh, nicht allein auf Partys angewiesen zu sein. „Wir sind breiter aufgestellt – von Comedy- und Musikveranstaltungen über Hochzeiten bis hin zum Darts-Verein, der das ehemalige Elektrizitätswerk als Trainings- und Spielstätte nutzt“, erläutert Geschäftsführer Malte Theuerkauf. Dennoch habe er alle bis Mitte Juni geplanten Veranstaltungen verschieben müssen – wie die achte Auflage der Osterwiecker Kneipennacht, die nun auf den 26. September verlegt wurde.

Dennoch ist Theuerkauf optimistisch, demnächst „mit kleineren Geschichten wie Grillkursen“ wieder starten zu dürfen. „Derzeit arbeiten wir an einem Abstands- und Hygienekonzept dafür und sind im Austausch mit dem Gesundheitsamt der Kreisverwaltung.“ Der Juni werde ein Monat des Testens, was schon wieder möglich sei, danach hoffe der Eventwerk-Betreiber auf einen „weitestgehend normalen Juli“.

Fest steht für ihn aber auch: „Wenn wir größere Rückschläge, etwa eine zweite Infektionswelle mit erneutem totalen Stillstand wie seit März, erleben, können wir wohl alle einpacken.“ Hintergrund: Clubs und Discos gelten vielen Experten als Infektionsherde: Menschenmengen, dicht aneinander gedrängt und schwitzend auf der Tanzfläche, böten dem Coronavirus perfekte Bedingunen zur Ausbreitung.

So musste die südkoreanische Hauptstadt Seoul im Mai alle Nachtclubs nach der Wiedereröffnung erneut schließen. Grund war ein Partygänger mit unerkannter Infektion, der mehrere Gäste ansteckte.

Dennoch sei bei den Harzern die Sehnsucht nach Feiern zu spüren, berichtet Clint Montag: „Fast täglich erreichen uns E-Mails und Anrufe mit Fragen, wann es endlich wieder losgeht.“