Coronakrise Öffnung oder Insolvenz

Die Betreiber des Erlebniswaldes Ilsetal in Ilsenburg können aufgrund der Corona-Pandemie nicht öffnen. Ihre Reserven gehen zur Neige.

Von Jörg Niemann 30.04.2020, 04:00

Ilsenburg l Normalerweise bieten sie Erlebnisse in teils sehr luftiger Höhe an. Doch derzeit kämpfen Annette Lehmann und Christoph Meyer auf dem Boden mit finanziellen Sorgen. Vor kurzem wollten sie eigentlich in die neue Saison starten. Dafür hatten die beiden bereits im vergangenen Jahr kräftig investiert.

„Wir haben in die bereits bestehenden Kletterstrecken Abzweige und Umwege eingebaut, die die Kletterangebote attraktiver und benutzerfreundlicher machen sollen. Wenn jetzt ein schnellerer Kletterer hinter einem langsameren im Parcours ist, kann er diesen umgehen. Auch staute es sich bei manchen Rutschen, nun kann man vorher abbiegen und muss nicht warten. Für alle erhöht sich nun der Spaßfaktor und das positive Erlebnis“, sagt Christoph Meyer.

Mitten in die Saisonvorbereitung der Parkbetreiber platzte dann aber die Covid 19-Pandemie und mit ihnen das vorläufige Aus. Für Annette Lehmann und Christoph Meyer bedeutete dies den absoluten Stillstand. „Die Stadt schloss den Parkplatz, wir durften nicht öffnen - alles stand still“, berichtet Annette Lehmann, die aber dennoch nicht untätig war. Als sich ein erstes Licht am Horizont abzeichnete, begann sie zusammen mit ihrem Geschäftspartner Christoph Meyer an einem Sicherheits- und Hygienekonzept für den Park zu arbeiten. „Da zahlte sich unsere Ausbildung aus. Christoph brachte seine forstfachlichen Kenntnisse ein, ich konnte mit meiner pädagogischen und medizinischen Vorbildung helfen, so dass wir ein für uns schlüssiges Konzept auf die Beine stellten. Hinweise und Tipps bekamen wir zudem über einen inzwischen sehr engen Erfahrungsaustausch mit Kletterparks in halb Europa, die sich wegen der Krise helfen und unterstützen“, sagt Annette Lehmann. Das fertige Konzept wurde zunächst der Stadt und der Kreisverwaltung zur Kenntnis gegeben, denn der Erlebniswald sieht sich laut Gewerbegenehmigung als Freizeiteinrichtung.

Allerdings konnten weder Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) noch die Kreisverwaltung in Sachen Wiederöffnung etwas tun. Zuständig für die Genehmigung ist das Landesverwaltungsamt.Stadt und Landkreis haben eine Wiedereröffnung allerdings befürwortet. „Sollte uns möglichst bald ein positiver Bescheid erreichen, dann brauchen wir etwa noch eine Woche um die Gäste zu informieren. Und wir werden dann vieles über das Telefon managen müssen, denn wir werden Klettertermine vergeben. Dies dient dem Vermeiden von Staus und somit von Menschenansammlungen“, sagt Annette Lehmann.

Für sie ist eines jetzt schon klar: „Wir rechnen in diesem Jahr mit der Hälfte der sonstigen Einnahmen. Das wird hoffentlich gerade so zum Überleben reichen. Allerdings setzt dies auch voraus, dass wir in den nächsten 14 Tagen öffnen können, denn ansonsten ist die Kasse leer und wir müssen Insolvenz anmelden und mit dem Rückbau beginnen“, sagt sie.

Zumindest gab es am Mittwoch noch eine positive Meldung aus dem Park. „Immerhin haben wir heute eine beantragte finanzielle Soforthilfe erhalten. Damit können wir die Versicherungsbeiträge, Steuerberater und anderes bezahlen. Jetzt müssen wir nur noch starten dürfen. Neben den Existenzängsten sind wir aber auch total gespannt, wie unsere Gäste mit den Umbauten klarkommen. Wir haben einen Teil des neuen Parkstücks bewusst ,Bermuda Dreieck‘ genannt. Und was gibt es Schöneres, wenn unsere Mühen von den Gästen angenommen und mit strahlenden Augen belohnt werden“, so Annette Lehmann.