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Coronavirus Harzer Masken-Näherinnen legen los

Keine Mund-Nasen-Masken mehr im Handel? In Blankenburg werden in vielen Stuben und sogar im Rathaus Masken genäht.

Von Jens Müller 15.04.2020, 15:14

Blankenburg l Der seit Wochen anhaltende Engpass bei Mund-Nasen-Masken aber auch bei den zertifizierten Schutzmasken hat Apothekerin Susanne Bormann und ihr Team auf eine Idee gebracht. „Wir haben einen Aufruf an unsere Patienten gestartet, die vielleicht zuhause sind und noch eine Nähmaschine haben, uns zu unterstützen“, erklärt Bormann, die damit auf eine große Resonanz stieß. Auf Anhieb hatten sich sieben Näherinnen aus Blankenburg, Derenburg, Bad Harzburg und anderen Orten in der Region gemeldet, die nach mitgelieferter oder eigener Anleitung Mund-Nasen-Masken aus Stoff genäht haben.

„Wir haben viel mehr Masken bekommen, als gedacht“, freut sich Susanne Bormann. So konnten inzwischen rund 200 dieser Stoffmasken an ihre Kunden im Nordharz-Center in der Lerchenbreite weitergegeben werden. Und dabei, so die Apothekerin, stand immer der Schutz der Kunden vor einer Corona-Infektion im Vordergrund.

„Wir geben unsere Masken gegen eine Spende ab“, betont die Apothekerin. „Jeder kann soviel geben, wie er meint, dass ihm solch eine Maske wert ist.“ Der Erlös werde dann an eine gemeinnützige Organisation weitergegeben. Die Näherinnen erhalten für ihren Einsatz eine kleine Aufwandsentschädigung, um ihnen zumindest einen Teil der Kosten für Nähgarn und Stoff erstatten zu können.

„Wir sagen allen ein mega-großes Dankeschön, dass sie die Masken genäht und sich dabei sehr viel Mühe gegeben haben“, so Susanne Bormann, die aber auch von ihren Kunden in diesen Tagen großen Zuspruch erfährt. „Einige haben Ostersüßigkeiten vorbei gebracht, ja sogar ein ganzes Kuchenblech“, verrät sie. „Der Zusammenhalt untereinander ist größer geworden“, habe sie beobachten können. Und Sätze wie: „Wir sind froh, dass Sie da sind“, bedeute für sie auch eine hohe Wertschätzung für ihren Berufsstand. „Denn zur Zeit geben alle Apotheken alles“, sagt sie und spreche damit wohl für alle Kollegen in Blankenburg und Derenburg. Denn neben den Bereitschaftsdiensten und den 24-Stunden-Notdiensten werden auch noch Überstunden geleistet, um zum Beispiel dringend benötigte Desinfektionsmittel selbst herzustellen.

„Aber wir machen dies gern. Denn wir wollen die Patienten richtig beraten und für sie da sein“, betont Susanne Bormann. Und deshalb empfiehlt sie in diesen Tagen auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Sollten wie erwartet die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie etwas gelockert werden, sei aus ihrer Sicht eine Masken-Pflicht durchaus sinnvoll. „Es geht schließlich darum, sein Gegenüber zu schützen“, sagt die Apothekerin, die mit ihren sieben Mitarbeitern sowohl direkt in der Apotheke als auch über ihre Internetseite und ihren Facebook-Auftritt weitere Aufklärungsarbeit leistet.

Als Sabine Frensel von dem Aufruf der Nordharz-Apotheke erfahren hatte, setzte sie sich sofort an ihre Nähmaschine und legte los. Die ersten Modelle hat sie für die Kunden gespendet. Weitere vertreibt sie inzwischen über ihr Mode-Label „HapBinez“ über Facebook sowie über den Hofladen des Gartenbaubetriebs Staszat in der Westerhäuser Landstraße. Die junge Blankenburgerin, die in einer Halberstädter Schlauchtechnik-Firma arbeitet, ist leidenschaftliche Hobby-Näherin und hat sich im Sommer vergangenen Jahres in ihrem Häuschen in der Oesig ein kleines Nähstudio eingerichtet. Normalerweise entstehen dort Eigenkreationen von dekorativen Schals über T-Shirts und Hosen bis hin zu süßen Babysachen. Da nun Masken benötigt werden, hat sie sich darauf eingestellt.

„Ich verwende Stoff aus 100 Prozent Baumwolle“, erläutert Sabine Frensel. Vernäht wird bei ihr ausschließlich Ware aus einem Halberstädter Stoffladen. Dabei bietet sie für ihre Mundbedeckungen zwei Varianten an: eine zweilagige sowie eine mit einer dritten Lage aus Molton. Es gibt sie zudem entweder mit einem Gummi- oder mit einem Stoffband. „Ich nähe die Masken mit desinfizierten Händen, und jede Maske wird in einem transparenten Folienbeutel inklusive Beipackzettel, Warnhinweis und Waschanleitung verpackt“, erläutert die junge Mutter, die darauf besonderen Wert legt: „Ich möchte damit einen Service bieten, den ich selbst auch gern hätte und den ich gut vertreten kann.“

Ein neuer Service wird seit gestern im „Treffpunkt Rathaus“ in Blankenburg angeboten. Um dem Mangel an Mund-Nasen-Masken entgegenzuwirken, hat dort eine ehrenamtliche „Behelfsmaskenwerkstatt“ ihre Arbeit aufgenommen. Wie Projektleiterin Dusty Mehnert erklärt, hatten sich auf einen Aufruf hin spontan mehrere Frauen gemeldet, die dabei mithelfen. Sie treffen sich nunmehr dort jeden Dienstag und Donnerstag ab 16.30 Uhr, um Masken zu nähen. „Wir haben die Produktion in verschiedene Arbeitsschritte aufgeteilt, um zum einen effektiver arbeiten zu können, und zum anderen die Sicherheitsabstände einzuhalten“, erläutert Dusty Mehnert. Aktuell sind drei Näherinnen mit von der Partie sowie eine Helferin, die den Stoff zuschneidet und bügelt. Um die Arbeit noch besser aufteilen und sich eventuell auch abwechseln zu können, könnten sich noch ein oder zwei weitere Interessierte melden.

Die Masken entstehen dort nach einem einfachen Schnittmuster und aus 100 Prozent Baumwollstoff. „Stoffspenden sowie Spenden von Wäschegummis und Gummilitzen sind sehr willkommen“, so Dusty Mehnert. Allerdings sollte es eng gewebter Baumwollstoff sein, der bei 95 Grad gewaschen werden kann. Wer mitmachen oder Stoff spenden möchte, kann sich über die Facebook-Seite „Treffpunkt Ratshaus“ melden oder sich direkt an Dusty Mehnert wenden - Telefon (01 51) 15 99 39 51, E-Mail dmehnert@afgharz.de.

weitere Infos im Internet: www.nordharz-apotheke.de, www.facebook.com/ HapBinez sowie www.facebook.com/treffpunktrathaus