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Dalmatiner Harzer sind auf den Punkt gekommen

Nicht 101, sondern zwei Dalmatiner leben bei Lüttges in Wernigerode. Die Hunde sind zwar Geschwister, doch kamen getrennt zu dem Paar.

Von Julia Bruns 13.03.2018, 00:01

Wernigerode l Jeder kennt die Rasse, und doch ist sie relativ selten im Alltag zu anzutreffen: Dalmatiner. Populär geworden durch den Disneyfilm „101 Dalmatiner“ genießen die gepunkteten Vierbeiner einen gewissen Promistatus unter den Hunderassen. „Ein bisschen nervt dieses Schubladendenken“, gesteht Daniela Lüttge. „Durch den Trickfilm haben besonders Kinder keine Hemmungen, die Hunde ungefragt anzufassen.“ Die Wernigeröderin und ihr Mann Maik besitzen gleich zwei der gefleckten Spürnasen.

„Ich wollte schon immer einen Hund haben“, sagt die studierte Kommunikationstechnikerin. Ihre Großeltern hatten bereits Hunde, ihre Urgroßeltern auch. „Aber mein Mann hatte Angst vor Hunden“, sagt die 34-Jährige. Er sei als Kind von einem Schäferhund gebissen worden, berichtet Maik Lüttge. Dass der 42-Jährige irgendwann doch auf den Hund kam, das verdankt er der Tante seiner Frau. „Wir waren häufig zu Besuch bei ihr, sie hat einen Hund. Und irgendwann hatten wir uns angefreundet – ich wollte auch einen Hund“, sagt er. Nachdem das Paar von einer Mietwohnung in das Elternhaus von Daniela Lüttge in der Großen Dammstraße gezogen war, stand der Entschluss im Jahr 2013 fest.

Zunächst setzten sich beide eingehend mit der Thematik auseinander. Ein halbes Jahr lasen sie Fachliteratur, recherchierten Rassen, ihre Besonderheiten und Verhaltensweisen. „Ich wollte einen größeren Hund“, sagt Maik Lüttge. Kurzhaarig, ein Rüde und eine seltene Rasse sollte es sein. „Labradore und Golden Retriever sind schöne Hunde, aber man sieht sie überall“, sagt Daniela Lüttge.

Zur Auswahl standen Weimaraner und Dalmatiner. „Wir waren uns nicht sicher, ob wir einem Weimaraner, einem Jagdhund, als Anfänger gerecht werden können“, sagt sie. Schließlich fand das Paar einen Züchter in Möckern, der Dalmatiner verkaufte. „Im November 2013 haben wir die Welpen angeschaut, Ende Dezember unseren Usher mit nach Hause genommen“, sagt sie. Damals habe sie bereits Ushers Schwester Ukulele – die Tiere stammen aus einem U-Wurf, bei dem alle Welpen einen Namen mit dem Anfangsbuchstaben U erhalten – auf dem Schoß gehabt. Doch es sollte noch mehr als ein Jahr vergehen, bis beide Tiere wiedervereint würden. Das war zu jenem Zeitpunkt jedoch weder Maik noch Daniela Lüttge klar.

Nachdem sie jahreslang ihrem Hobby, dem Wandern und Stempelsammeln der Harzer Wandernadel, nachgegangen und seit 2007 im Geocaching aktiv waren, verspürten die Lüttges den Wunsch, auch mit ihrem Neuzugang sportlich aktiv zu werden. Im Polizeihundverein Goslar bildete Daniela Lüttge Usher aus. „Uns ist die Sozialisierung des Hundes wichtig“, sagt ihr Mann. „Für uns stand fest, wenn wir einen Hund haben, dann wird er auch ausgebildet.“ Nachdem Daniela Lüttge mit dem Rüden das Training zur Begleithundeprüfung begonnen hatte, kam ihr der Gedanke, einen zweiten Hund in die Familie aufzunehmen. „Allerdings musste ich ein bisschen Überzeugungsarbeit bei meinem Mann leisten.“ Nach zwei Wochen stimmte er zu. Und wie der Zufall es wollte, entdeckte das Paar auf der Webseite des Züchters einen Hilferuf. „Die Schwester suchte ein neues Zuhause. Das Paar in Potsdam, bei dem sie gelebt hatte, trennte sich. Keiner von beiden konnte den Hund behalten“, berichtet sie.

Kurze Zeit später treffen sich die alten Besitzer und die Lüttges mit beiden Dalmatinern auf einem Hundeplatz bei Magdeburg. „Wir haben die Kofferräume unserer Autos aufgemacht, die Hunde sprangen heraus und waren sofort ein Herz und eine Seele“, erinnert sie sich.

Charakterlich ganz anders als ihr Bruder sei Lele, wie sie in der Familie genannt wird. „Sie ist sehr zuverlässlig, sehr sensibel, mit ihr kann man ganz anders arbeiten“, sagt Daniela Lüttge. Deshalb begann sie schon im August 2015, Lele in der BRH-Rettungshundestaffel Osterode, Goslar, Harz auszubilden. „Sie wird ein sogenannter Rückverweiser. Sie sucht innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Gebiet ab. Findet sie die vermisste Person, dann rennt sie zurück zu mir, gibt mir ein Zeichen. Ich leine sie an die Zehn-Meter-Leine an und sie führt mich denselben Weg zu der Person zurück“, erläutert sie.

Exakt denselben Weg? „Ja, ich muss da entlang, wo der Hund mich lang führt. Deshalb ist ein Helm sehr sinnvoll“, sagt sie. Es gehe über Stück und Stein, nicht selten durch Gestrüpp. Der Hund spüre sofort, wenn sie als Hundeführer gestresst oder nervös sei. „Man muss in 25 Minuten 20.000 bis 30.000 Quadratmeter absuchen und drei Personen in diesem Gebiet in der Zeit finden“, beschreibt sie die anspruchsvolle Prüfung.

Im Frühjahr will sie die Prüfung mit Lele absolvieren. „Nur, wer die Prüfung besteht, wird für den Einsatz in der Rettungshundestaffel zugelassen. Es geht schließlich um Menschenleben“, sagt sie. Eine gute Suchtaktik sei wichtig. „Ich bestimme mit Babypuder die Windrichtung, damit der Hund gegen den Wind suchen kann“, erläutert sie. „Der Geruch soll dem Hund entgegenkommen – im Idealfall.“ Auch Maik Lüttge engagiert sich in der Rettungshundestaffel, manchmal auch als Versteckperson, also derjenige, der gesucht wird. „Uns ist wichtig, dass wir unsere Freizeit zusammen verbringen“, sagt der Industriemeister.

Ob irgendwann ein dritter Hund in die Familie kommt? „Darüber müssen wir noch reden“, sagt Daniela Lüttge und schmunzelt vielsagend.