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Dampflokeisenbahn Nachwuchs für Schweizer „Hansli“

Bei der Harzer Schmalspurbahn absolvieren Schweizer eine Lehre zum Dampflokheizer - Nachwuchs für "Hansli" in Zürich.

Von Regina Urbat 14.11.2016, 00:01

Wernigerode l Das Fahren einer Dampflokomotive gehört zu den prägenden Kinder- und Jugendträumen vieler Eisenbahnbegeisterter. Da aber nur noch bei wenigen Bahnen Exemplare dieser inzwischen weltweit seltenen Spezies im Einsatz sind, gibt es entsprechend wenig Möglichkeiten, die klassischen Berufe des Dampflokführers oder -heizers zu erlernen.

Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) in Wernigerode ist da im Vorteil. „Im November 2008 wurde damit begonnen, den Nachwuchs in Kooperation mit dem in Fachkreisen renommierten Ausbilder Helmut Neumann aus Güstrow selber auszubilden“, so Dirk Bahnsen. Darüberhinaus werden die Lehrgänge für andere Dampf- und Museumseisenbahnen geöffnet, fügte der Pressesprecher der HSB hinzu und nennt konkrete Zahlen: „Insgesamt wurden seitdem jeweils mehr als 20 Dampflokführer und -heizer auf unseren Gleisen im Harz ausgebildet.“

Diese Möglichkeiten habe sich mittlerweile europaweit herumgesprochen. So erfuhr auch Matthias Brändli in Zürich davon. Der 29-jährige Schweizer ist einer von insgesamt drei Eidgenossen, die derzeit eine Ausbildung zum Dampflokheizer bei der HSB absolvieren.

Hauptberuflich als Softwareentwickler tätig, habe er relativ spät seine Leidenschaft für die Eisenbahn entdeckt, engagiere sich aber seitdem umso stärker ehrenamtlich bei der Zürcher Museumsbahn. Diese verkehrt einmal monatlich von April bis Oktober mit Dampflokomotiven auf einer modernen S-Bahnstrecke durch die mit rund 400 000 Einwohnern größte Stadt der Schweiz. „Wir sind mit unseren nostalgischen Zügen sogar im regulären Fahrplan der Schweizerischen Bundesbahnen verzeichnet“, berichtet Matthias Brändli mit leuchtenden Augen.

Damit die seit 25 Jahren bestehende Museumsbahn auch zukünftig durch Zürich fahren kann, werden für die aus den 1890er Jahren stammenden Dampfrösser, die die Namen „Schnaaggi-Schaaggi“ und „Hansli“ tragen, weitere Heizer benötigt. Matthias Brändli, bislang in der musealen Wageninstandhaltung sowie dem Rangierdienst tätig, sei sofort interessiert gewesen und habe sich gemeinsam mit seinem Vereinskollegen Beat Bruhin bei der HSB zur Ausbildung angemeldet.

Diese begann am 10. Oktober zunächst mit den theoretischen Grundlagen. Neun Tage später, die theoretische Prüfung war gerade abgelegt, folgte der mit Spannung erwartete praktische Teil auf dem Dampfross. Insgesamt zehn Dienstschichten auf den Dampflokomotiven – unter Aufsicht der erfahrenen Harzer Profis – müssen absolviert werden, bis dann im November die Ausbildung mit der praktischen Prüfung beendet wird.

Matthias Brändli, der zum ersten Mal den Harz besucht, gefallen das nördlichste deutsche Mittelgebirge und seine Schmalspurbahnen „sehr gut“. Der Schweizer: „Die Landschaft sowie die Städte sind wunderschön.“ Lächelnd fügt der sympathische und ansonsten die hochalpine Welt der Alpen gewohnte junge Mann hinzu: „Und die Bahnstrecken weisen hier eine erstaunlich große Steigung auf.“ Ob für ihn die Reise mit einer anschließenden Ausbildung zum Dampflokführer einmal weitergehen wird, könne er noch nicht sagen. Für diese würde er „auf jeden Fall sehr gern in den Harz zurückkehren“.