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Demonstrationen "Bunter Harz" gegen Corona-Spaziergang

In Wernigerode gehen erneut Gegner der Corona-Regeln auf die Straße. Bei einer Gegendemonstration sprach die Polizei Platzverweise aus.

Von Katrin Schröder 10.06.2020, 01:01

Wernigerode l Unter dem Motto „Keine Instrumentalisierung der Krise von rechts“ hat am Montagabend, 8.  Juni, eine Gegenkundgebung zum Corona-Spaziergang stattgefunden, der gleichzeitig auf dem Wernigeröder Marktplatz begann. 72 Teilnehmer der Gegendemonstration, zu der das „Bündnis Bunter Harz“ aufgerufen hat, standen nach Polizeiangaben rund 100 Corona-Spaziergängern gegenüber.

Eigentlich habe sie den Teilnehmern der Treffen, die sich gegen die Auflagen in der Corona-Krise richten, nicht durch eine Gegenveranstaltung Aufmerksamkeit verschaffen wollen, sagt Ruth Fiedler, Organisatorin und Wernigeröder Linke-Stadträtin. Doch Berichte darüber, dass zahlreiche Teilnehmer der Coronaspaziergänge Verbindungen ins politisch rechte Spektrum, zum Beispiel zur Identitären Bewegung, pflegen, habe sie umdenken lassen. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, damit niemand sagen kann, dass er oder sie das nicht gewusst hat.“

Abgesichert wurde die Veranstaltung von der Polizei. Bei drei Personen haben die Beamten am Montagabend die Identität festgestellt, es wurden sieben Platzverweise erteilt. Diese betrafen Angehörige der Klimaschutzinitiative „Harz for Future“, die an der Gegenkundgebung teilgenommen haben und im Anschluss am Rande des Corona-Spaziergangs Plakate zeigten. Als die Spaziergänger wieder auf den Marktplatz gelangten, standen die Gegendemonstranten dort erneut mit den Plakaten.

Dort wurden sie von Polizisten des Platzes verwiesen. „Es kam im Vorfeld zu verbalen Auseinandersetzungen“, sagt Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz in Halberstadt. Um diese nicht eskalieren zu lassen, seien die Gegendemonstranten gebeten worden, sich einige Meter entfernt, nahe Ratswaage und Gothischem Haus, aufzuhalten. „Sie wurden an einen Ort verwiesen, wo es ihnen in Hör- und Sichtweite möglich war, ihre Meinung zu äußern“, so Becker. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sei gewahrt worden. Und: „Die öffentliche Sicherheit und Ordnung hat für uns Priorität.“

Die Gegendemonstranten sehen das anders. Sie hätten sich an die Regeln gehalten, sagt Luca Siede von „Harz for Future“. Auf Beleidigungen der Spaziergänger hätten sie nicht reagiert. „Wir standen da und mussten uns beschimpfen lassen.“ Die jungen Aktivisten sehen sich daher zu unrecht vom Platz gestellt. „Wir sind definitiv keine Störer. Wir leisten den Anweisungen der Polizei Folge“, betont Siede.