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Diebstahl Ortsschilder im Nordharz geklaut

Gleich drei Ortstafeln wurden im Nordharz entwendet. Die Unsitte ist seit Jahren zu beobachten - vor allem im Sommer.

Von Jörg Niemann 08.08.2020, 01:01

Ilsenburg/Nordharz l Waren Souvenirjäger am Werk, waren es Mutproben oder nur Streiche von Jugendlichen, die ferienbedingt womöglich Langeweile schoben? Fragen, die vorerst offen bleiben. Fakt ist: In der Nordharz-Region sind jetzt gleich drei gelbe Ortstafeln an den Einfahrten zu verschiedenen Dörfern entwendet worden. Das Werk der Diebe war dabei nicht auf einen bestimmten Ort ausgerichtet, sondern es wurden in verschiedenen Orten Schilder gestohlen. Stand gestern fehlten am Ortseingang Darlingerode aus Richtung Wernigerode, im Nordharz am Stapelburger Ortseingang aus Richtung Bad Harzburg und am Wasserlebener Ortseingang aus Richtung Veckenstedt die gelben Tafeln. Der geschätzte Gesamtschaden beträgt etwa 1000 Euro zu Lasten des Landkreises Harz, der für die Beschilderung an Kreisstraßen zuständig ist.

Warum die Ortsschilder bei Langfingern so beliebt sind, bleibt für die Masse der Menschen sicherlich nicht logisch nachvollziehbar.

So gibt es schon seit Jahren Hinweise, dass jene Schilder vor allem bei mehrtägigen Musik-Festivals von Besuchern gern als Herkunftsnachweis vor dem Zelt präsentiert würden. Dass jemand solche Schilder sammelt, ist auch denkbar. Ganz anders stellte es sich dar, als das vor einigen Jahren versehentlich hergestellte und sichtbar montierte Schild mit der Aufschrift „Darlingerode – Stadt Oberharz am Brocken“ gleich am nächsten Morgen verschwunden war und jetzt sicher irgendeinen Partykeller ziert. Damals hätte man wegen des kuriosen Irrtums vom Amt fast noch gewisses Verständnis für das Jucken in den Langfingern haben können. Warum aber völlig korrekt beschriftete Schilder gestohlen werden, dürfte das Geheimnis der Diebe bleiben. Denn dass Schilder im Pandemie-Sommer 2020 für besagte Festivals gestohlen werden, hat sich nach deren Absage ja erledigt.

Was den Dieben offenbar nicht bewusst ist: Das Abschrauben der Schilder dürfte nicht nur den Diebstahls-Tatbestand erfüllen, sondern könnte auch als Eingriff in den Straßenverkehr gewertet werden. Auch deshalb sind Kommunen und Kreisverwaltung meist sehr schnell damit, die gestohlenen Ortstafeln zumindest mit Tempo-50-Schildern zu ersetzen, um die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu begrenzen.

Übrigens: Vor etwas mehr als zehn Jahren wurden die gelben Ortstafeln gleich massenhaft abgeschraubt. Dies war der damaligen Gemeindegebietsreform geschuldet, in der Kommunen ihre Eigenständigkeit verloren, die sich später auch in neuen Ortstafeln manifestierte. Manch Heimat- und Geschichtsverein und auch manch damaliger Bürgermeister haben sich damals – übrigens völlig legal und nach einer Anfrage bei den zuständigen Behörden – ein solches Schild für den geschichtlichen Fundus gesichert.