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DSL-Ausbau Erst saniert und schon holprig

Die Vorfreude auf das schnelle Internet in Wernigerode ist groß - doch an vielen Stellen wurden Baustellen mangelhaft hinterlassen.

Von Julia Bruns 24.10.2017, 01:01

Wernigerode l Mit Hochdruck hat die Telekom den Ausbau für das schnelle Internet in Wernigerode seit Juni vorangetrieben. Mehr als 100 Multifunktionskästen wurden für die V-DSL-Technik gerüstet. „Manche Kästen standen bereits, andere wurden neu aufgebaut“, sagt Kai Bleßmann vom städtischen Bauamt.

Wo sich ein weißer Schrank befindet, hätten die Arbeiter punktuell geschachtet und Kopflöcher gebohrt, um über das sogenannte Bohrspülverfahren die Glasfaserkabel einzuziehen. „Fast 12.000 Meter Glasfaserkabel wurden insgesamt verlegt“, sagt Kai Bleßmann. In zwei Wochen sei der Abschluss der Arbeiten vorgesehen.

Trotz der allgegenwärtigen Vorfreude auf das schnelle Internet haben sich zahlreiche Bürger im Bauamt gemeldet, um Mängel an den Baustellen der Telekom anzuzeigen. Im Bauausschuss äußerte Stadtratsmitglied Matthias Winkelmann (CDU) Kritik. „Ich habe mich darüber blau geärgert, dass der Tragbeton unter den Gehwegplatten in der Großen Bergstraße und in der Steingrube herausgerissen wurde“, sagte er. Straße und Gehweg seien erst im vergangenen Jahr grundhaft saniert worden. „Und jetzt sind zwischen den Platten bis zu sechs Zentimeter tiefe Fugen. Die Gehwegplatten senken sich mit der Zeit ab, weil darunter nicht richtig verdichtet wurde. Ich bitte darum, dass sie erneut gelegt und ordentlich verfugt werden“, so Winkelmann. Er verstehe nicht, warum Leerrohre, die im Zuge der Bauarbeiten ins Erdreich eingebracht wurden, nicht genutzt wurden.

Die Leerrohre seien an allen Stellen, wo dies möglich war, von der Telekom angemietet und für Glasfaser verwendet worden, sagt Kai Bleßmann auf Nachfrage. Ihm zufolge sind die Arbeiten in der Großen Bergstraße noch nicht abgeschlossen. „Die Platten wurden lediglich provisorisch verlegt, um Fußgängern den Durchgang zu ermöglichen.“

Er verstehe, dass der Ärger groß ist, wenn gerade erst sanierte Gehwege wieder aufgerissen werden. Um dies zu verhindern, würden vor einer Straßensanierung alle Träger öffentlicher Belange informiert, wie aktuell beim Ausbau der Breiten Straße. Im Fall der Großen Bergstraße und Steingrube habe die Telekom erst nach der Sanierung ihre Tiefbauarbeiten angemeldet. Die Verwaltung habe abwägen müssen, wie wichtig der Wunsch nach schnellem Internet ist. „Und die Stadt will, dass jeder eine vernünftige Datenleitung bekommt“, so Bleßmann.

Sind die Arbeiten abgeschlossen, finden mehrere Begehungen statt. „Wir schauen uns jede einzelne Baustelle an“, verspricht der Bauexperte. „Sind dann noch Mängel vorhanden, werde diese angezeigt und ausgebessert.“ Geachtet werde auf mehrere Kriterien. „Wie ist die Oberflächenqualität? Gibt es Setzungen der Steine? Ist ein vernünftiger Verband gelegt? Wurde ordentlich verfugt?“, zählt Bleßmann auf. Es seien zwei regionale Firmen am Werk gewesen und keine Sub-Sub-Sub-Unternehmen aus der Ferne, stellt er klar.

Hintergrund: 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) sollen für 18.000 Haushalte mit der Vorwahl 03943 beim Herunterladen drin sein, 40 Mbit/s beim Hochladen, verspricht der Anbieter. Die Leistung des Kupferkabels wird mittels Vectoring erhöht. Dank der Technologie, die das Signal vom Glasfaserkabel auf alte, bereits im Erdreich liegende Telefonkabel aus Kupfer überträgt, musste lediglich punktuell geschachtet werden, um an einzelnen Stellen Glasfaserkabel zu verlegen.