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Dürre Harzer Pilzsammler schauen in die Röhre

Kein gutes Jahr für Pilze in den Harzer Wäldern bisher. Die anhaltende Trockenheit rund um Wernigerode hemmt das Wachstum.

Von Holger Hadinga 24.07.2018, 23:01

Wernigerode l Maronen, Steinpilze, Pfifferlinge – Fehlanzeige. In den Pilzrevieren um Wernigerode und Drei Annen Hohne werden Sammler aktuell nicht fündig. „In ganz Sachsen-Anhalt gibt es derzeit im Wald keine Pilze“, sagt Klaus Strathausen, seit 1985 Pilzberater. Grund für die Pilzflaute ist der ausbleibende Regen. Solch eine Trockenheit, welche sich negativ auf das Wachstum auswirkt, gab es laut Strathausen in der Region bereits in den 1990er Jahren. „Damals kamen die Pilze drei Wochen später. Jetzt dauert es noch länger. Denn durch die Trockenheit verbrennt das Myzel, also die Wurzel“, sagt der Experte aus Ballenstedt.

Normalerweise gibt es jetzt im Wald sogenannte Vorboten-Pilze. Dazu gehören zum Beispiel der Schleimrübling oder Goldröhrling, beide sind essbar. Und im Juni hätte man bereits den Sommersteinpilz finden können. Aber auch dieses Exemplar fiel der ständigen Hitze und Trockenheit zum Opfer. „Dieser Pilz wächst übrigens nur unter Laubholz“, so Strathausen.

Weiter sagt der 73-Jährige: „Wenn es endlich richtig regnen würde, gibt es zumindest im Herbst das übliche Pilzvorkommen.“ Dann warten im Harz unter anderem Rotkappen, Pfifferlinge, Maronen sowie Herbsttrompeten.

Der Pilzmangel wirkt sich auch auf den Handel aus, was die Verbraucher spüren würden. „Ein Kilogramm Steinpilze kostet ungefähr 30 Euro. Der Preis würde dann steigen“, so die Prognose von Klaus Strathausen. Somit würden auch die Preise für Pilzgerichte in der Gastronomie nach oben schnellen.

Der Fachmann rät Pilzsammlern, im Wald nach feuchten Stellen Ausschau zu halten. „Wo beispielsweise Moos ist, können auch Pilze sein.“ Doch Strathausen warnt vor „eingewanderten“ Exemplaren. „Die haben sich hier seit einigen Jahren breit gemacht. Ihre Herkunft ist noch unbekannt“, sagt er.

Zu diesen zählt der Wurzelnde Bitterröhrling. Mit seinem olivfarbenen Hut und gelben Schwamm ähnelt er einem Steinpilz. Am Stiel ist aber ein kleiner roter Einschlag zu sehen. Strathausen: „Doch er schmeckt nicht nur bitter, sondern verursacht auch Übelkeit und die Zunge schwillt an.“ Todesfälle seien aber nicht bekannt.

Klaus Strathausen fand übrigens durch seinen Vater zu seiner Leidenschaft: „Er war Schäfer. Dadurch baute ich ein Verhältnis zur Natur auf. Und in der DDR habe ich mich stark für den Naturschutz engagiert.“ Der Experte ist nicht nur im Wald unterwegs, sondern hilft auch bei Pilzvergiftungen. So benötigten oft die Krankenhäuser in Quedlinburg, Aschersleben und Hettstedt seinen Rat.

Als leckeres Gericht empfiehlt der Experte: „Mischpilze kross mit Butter, Zwiebeln und Speck braten, anschließend mit Kräutern garnieren. Dazu genügt eine Scheibe Brot.“ Auch Nudeln seien sehr geeignet. Denn sie nehmen den Pilzgeschmack sofort an.