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Einweihung Happy End für Familienzentrum

Mit einem großen Fest wird am Sonnabend das Familienzentrum im Wernigeröder Stadtfeld eröffnet.

Von Julia Bruns 19.08.2016, 01:01

Wernigerode l Schon Tage vor der offiziellen Eröffnung herrscht reges Treiben im Familienzentrum des Internationalen Bundes (IB) im Stadtfeld. Während eine Kindergartengruppe das Ärztehaus in der Ernst-Pörner-Straße verlässt, kommen Frauen mit Babys auf dem Arm zur Tür hinein. Sie treffen sich zur Krabbelgruppe, einem von vielen kostenfreien Angeboten in der Begegnungsstätte. Jessica Munzke begrüßt die Frauen. Sie ist nicht nur Kursleiterin – die Rehabilitationspsychologin leitet das Familienzentrum, das sich die Räume im Ärztehaus mit dem Quartiersmanagement des Stadtfelds teilt. In Stendal hat sie studiert, in Goslar beim Paritätischen Arbeitserfahrung gesammelt.

Das Besondere, so sagt Jessica Munzke, sei die Kooperation mit den vielen Partnern, deren Angebote im Familienzentrum gebündelt werden, darunter Kindertagesstätten, die Hebammenpraxis „Unter dem Herzen“, der Verein Krebskranke Kinder Harz und die Gehörlosenberatung. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Harz, der vom Platz des Friedens in der Burgbreite ins Familienzentrum ziehen wird.

Die Angebote richten sich an alle Altersklassen: Für Senioren werden Musik-, Handy- und Computerkurse gegeben. Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus berät bei der Suche und Finanzierung von Weiterbildungen. Sprachkurse richten sich an Vorschulkinder mit Migrationshintergrund – viele der Familien im Stadtfeld sind Spätaussiedler und Flüchtlinge der Syrien- und Irakkriege. Für Kinder, Erwachsene und Senioren ist die Märchenstunde gedacht, die eine Erzieherin aus der Kindertagesstätte „Pusteblume“ im Walter-Grosse-Ring anbieten wird. Geplant ist auch ein Näh- und Handarbeitstreff.

Jessica Munzke selbst bietet eine Schreibaby-Ambulanz an. Eltern aus dem gesamten Stadtgebiet können bei der Expertin für frühkindliche Förderung kostenfrei Rat suchen. „Es gab hier schon immer viele Freizeitangebote, zum Beispiel im Center der Stadtjugendpflege und am Bauwagen der Johannisgemeinde“, sagt Daniela Puse. „Beratungsmöglichkeiten gab es bislang nicht.“ Die 29-jährige Sozialarbeiterin aus Tanne koordiniert Projekte wie das Familienzentrum und die Migrationsberatung für den Internationalen Bund. Im Stadtfeld leben ihr zufolge besonders viele Senioren, Alleinerziehende und minderjährige Mütter. Vereinsamung sei ein Problem.

Offiziell eröffnet wird die Begegnungsstätte am Sonnabend mit einem großen Fest. Eine Babysachenbörse, Kinderschminken, Basteln und Experimente werden von 14 bis 17 Uhr in der Pörner-Straße angeboten. Jessica Munzke und Daniela Puse laden herzlich dazu ein, vorbeizuschauen.

Das Fest markiert das Ende eines langen Gründungsprozesses: Ursprünglich sollte das Familienzentrum die gesamte untere Etage des Ärztehauses einnehmen. Nach einer Sanierung war die Frauenarztpraxis vom Erdgeschoss in die obere Etage gezogen. Die freien Räume sollten vom IB genutzt werden. Der Stadtrat hatte Anfang November 2015 grünes Licht für einen Zuschuss von 57 000 Euro pro Jahr gegeben. Die Eröffnung war für Ende 2015 geplant. Dann der Rückschlag: Der Mietvertrag war geplatzt. Die Eigentümerinnen hatten ihr Angebot zurückgezogen, die freien Räume im Erdgeschoss zu vermieten. Die einstige Praxis steht bis heute leer.

„Wir haben das Beste aus der Situation gemacht“, sagt Daniela Puse. Man teile sich den vorhandenen Platz mit dem Quartiersmanagement, das einen bestehenden Mietvertrag hat, und werde verstärkt auf Räume der Partner zurückgreifen, zum Beispiel im Senioren- und Pflegezentrum in der Pörner-Straße und in der Kindertagesstätte „Pusteblume“.

Hintergrund: Seit Jahren arbeitet das städtische Sozialamt zusammen mit dem IB als Träger an der Entwicklung eines Familienzentrums im Stadtfeld. In dem Quartier leben knapp 4000 Menschen. Gut 25 Prozent beziehen Arbeitslosengeld II.