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Nahverkehr Test für Elektrobus in Wernigerode

Wie stellen die Harzer Verkehrsbetriebe ihre Flotte für die Zukunft auf? Zwei alternativ angetriebene Busse sind im Probebetrieb unterwegs.

Von Uta Müller 21.01.2020, 00:01

Wernigerode l In Wernigerode testen die Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) einen voll elektrisch angetriebenen Stadtbus. Auf den Stadtlinien 201 und 204 ist in den nächsten zwei Wochen ein umweltfreundlicher Elektrobus (E-Bus) unterwegs. Die Nutzung ist für alle Fahrgäste kostenlos.

Das von Mercedes Benz zur Verfügung gestellte Modell vom Typ E-Citaro ist ein zwölf Meter langer, barriefreier Standard-Niederflurbus. Der Antrieb erfolgt mittels zweier Elektromotorene. Fahrgäste erkennen den Bus an seiner Farbe – statt wie gewohnt weiß-blau trägt er gelb, da er für die Berliner Verkehrsbetriebe vorgesehen ist. „Außerdem wird der E-Probebetrieb außen angezeigt“, erläutert HVB-Geschäftsführer Christian Fischer. Das Paket von zehn Hochvolt-Batteriemodulen schafft nach Angaben der Hersteller eine Reichweite von ungefähr 150 Kilometern im Linienbetrieb. Damit haben die HVB – zumindest zeitweise – die einzige Flotte in Sachsen-Anhalt, in der ein E-Bus im Linienverkehr eingesetzt ist, so Fischer. Neben USB-Ladestationen ist der Bus auch mit einer Klimaanlage und Monitoren im Fahrgastbereich ausgestattet.

„Die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit im Öffentlichen Personennahverkehr stehen für uns im Vordergrund“, berichtet der HVB-Chef. „Schon jetzt ist unsere Flotte von 135 Bussen zu 34 Prozent klimaneutral mit CNG unterwegs“, so Fischer. Die Abkürzung steht für „Compressed Natural Gas“ – zu deutsch komprimiertes Erdgas, ein Kraftstoff der anstelle von Benzin, Diesel und Flüssiggas verwendet werden kann. Damit seien die HVB in Sachsen-Anhalt führend im Bereich sauberer Antriebstechniken.

Werkstättenleiter Dirk Blum durfte den E-Bus bereits probeweise durch Wernigerode fahren und ist vom Fahrverhalten des 20-Tonners überzeugt. „Über ein Luftfedersystem erkennt der Bus, wie viele Passagiere zusteigen und regelt danach automatisch die Heizung“, erklärt Blum. Je mehr Fahrgäste, desto weniger Energie werde verbraucht.

Trotzdem werden die HVB künftig nicht auf die elektrobetriebenen Fahrzeuge setzen. Das liege vor allem an den Kosten. Elektrobusse seien mit 750 000 Euro mehr als dreimal so teuer wie ein Standard Diesel-Bus, so Fischer. Ein zweiter Punkt sei die Reichweite. Um einen regelmäßigen Linienverkehr aufnehmen zu können, müssten 19 normale Busse mit 40 E-Bussen plus Fahrer ersetzt werden. Mittelfristig setzten die HVB deshalb komplett auf Hybrid-Busse, erläutert der Verkehrsbetriebe-Chef. Ein entsprechendes Fahrzeug ist bis Sommer 2021 in der HVB-Flotte unterwegs.

Der CNG-Hybrid des Herstellers MAN ist ein 18 Meter langer Niederflur-Gelenkbus. „Das Fahrzeug wird von einer Mischung aus klassischem Verbrennungs- und Elektromotor angetrieben“, so der HVB-Geschäftsführer. „Die Hauptkomponente ist ein verschleißfreier Elektromotor.“ Ziel sei, weniger Kraftstoff zu verbrauchen, Schadstoffe sowie Geräuschemissionen zu mindern. Eingesetzt wird er am Standort Halberstadt im Überlandverkehr, so Fischer.

Die Busse im Betriebshof Wernigerode bleiben rein erdgasbetrieben, so Fischer. Der Brennstoff werde von den Stadtwerken geliefert. Die wiederum beziehen es zu 100 Prozent von einem Biogasbetreiber. Anders sei es auf dem Betriebshof in Quedlinburg. Dort gäbe es keine Gastankstelle mehr, sodass dort nur der klassische Diesel eingesetzt werden könne. Zukünftig solle jedoch auch hier auf die Mischversion aus Diesel und E-Motor gesetzt werden.