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Energie Kleine Schwester rüstet auf

Rund 1,6 Millionen Euro haben die Stadtwerke in ihr Blockheizkraftwerk Harzblick investiert. Die Anlage liefert jetzt mehr Strom und Wärme.

Von Katrin Schröder 24.11.2016, 10:50

Wernigerode l Im Motorenraum des Blockheizkraftwerks Harzblick ist es brüllend laut. Auf 60 bis 80 Dezibel bringt es die Anlage, sagt Andreas Teubner, Leiter Erzeugung bei den Wernigeröder Stadtwerken – zum Vergleich: Ein startendes Flugzeug ist 120 Dezibel laut. „Schützen Sie Ihre Ohren“, rät er Stadtwerke-Chef Steffen Meinecke und Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) beim Rundgang durch das komplett erneuerte Kraftwerk. Rund 1,6 Millionen Euro hat der Energieversorger ausgegeben, um es technisch auf den neuesten Stand zu bringen.

Dabei haben die Stadtwerke die „kleine Schwester“ des Blockheizkraftwerks Am Kupferhammer soweit wie möglich aufgerüstet. Statt bisher knapp 9 Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr werden nun 13 Millionen Kilowattstunden produziert. Beim Strom erhöht sich die Kapazität von rund 5,8 Millionen auf rund 9,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Mehr geht nicht, sagt Meinecke. „Leider sind die Räumlichkeiten so beengt, dass wir nicht größer bauen konnten.“

Um die modernen Maschinen in dem unscheinbaren Gebäude am Veckenstedter Weg unterzubringen, mussten die Techniker viel tüfteln und anbauen. Der Raum für die zwei Motoren wurde vergrößert. Die Wände sind einen Meter dick und gedämmt. Vom Lärm dringe kaum etwas nach draußen, versichert Andreas Teubner.

Um alle Maschinen und Geräte unterzubringen, wurde ein neues Geschoss eingezogen, auf dem zum Beispiel neue Abgaswärmetauscher stehen. Die Schwierigkeit bestand da­rin, die Anlagen so anzuordnen, dass die Komponenten jederzeit für Reparaturen ausgebaut werden können, so Teubner.

Auf dem neuesten Stand ist die Steuerungstechnik, betont Guido Wiekert, Leiter der Netzleitstelle des Energieversorgers. Die Anlage läuft vollautomatisch und wird im Regelfall von der Stadtwerke-Zentrale aus gesteuert. Seit Februar ist das runderneuerte Kraftwerk in Betrieb. Die erste Bilanz fällt positiv aus. „Bis jetzt hatten wir noch keine technische Störung“, so Teubner.

Das Blockheizkraftwerk versorgt die Fernwärmetrasse zum Harzklinikum in Richtung Innenstadt. Die Auslastung sei gut, betont Meinecke. Von 8,7 Megawatt möglicher Gesamtleistung würden bereits 5,3 Megawatt genutzt. Abnehmer sind zum Beispiel das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium am Heltauer Platz, die Diesterweg-Grundschule, die Turnhalle Unter den Zindeln und das HKK-Hotel. Vor wenigen Wochen wurde das neue Seniorenwohnhaus im ehemaligen Finanzamt an die Fernwärmeversorgung angeschlossen.

Die beiden Blockheizkraftwerke liefern Strom für rund 18 000 Haushalte sowie Fernwärme für rund 6000 Haushalte. Für Stadtwerke-Chef Steffen Meinecke ist die Nutzung von Erdgas in Verbindung mit Kraft-Wärme-Kopplung eine umweltfreundliche Art der Energieerzeugung. „Wir sehen dies mindestens als Zwischentechnologie, wenn nicht gar als Lösung für die Zukunft.“ Zumal sich der Wirkungsgrad des Kraftwerks im Zuge der Modernisierung von 85,4 auf 92,6 Prozent erhöht hat.

Gesunken ist der Kohlendioxid-Ausstoß – um zwölf Gramm auf knapp 225 Gramm pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Bei Öl fallen 760 Gramm pro Kilowattstunde an. Eine Photovoltaikanlage erzeugt 62 Gramm des Schadstoffs.