In Wernigerode wird Umzug bedauert Evangelische Schule zieht nach Ilsenburg
Die Evangelische Grundschule hat ein neues Domizil gefunden. Allerdings müssen Schüler und Lehrer nach Ilsenburg umziehen. Wernigerodes Sozialdezernent Andreas Heinrich bedauert, dass die Stadt diese Schule verliert.
Wernigerode l Die Evangelische Grundschule in Wernigerode hat ein neues Domizil gefunden. "Wir werden in den Sommerferien in die ehemalige Grundschule in Ilsenburg einziehen", erklärte Schulleiterin Marina Reinert gestern auf Volksstimme-Nachfrage. Momentan lernen in dem Gebäude in Ilsenburg noch die Förderklassen der Pestalozzi-Schule, die normalerweise ihren Sitz in Wernigerode hat. Seit Mitte vergangenen Jahres wird ihr Schulgebäude in der Minslebener Straße saniert. Im Sommer sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, und die Pestalozzi-Schüler können in ihr altes Domizil zurückkehren. Das Ilsenburger Gebäude wird damit frei - für die Evangelische Grundschule.
"Es ist eine Übergangslösung von unbestimmter Dauer", so Marina Reinert. "In der alten Ilsenburger Grundschule haben wir viel bessere Bedingungen. Dort gibt es einen Schulhof, einen extra Werkraum und einen Raum für Schulspeisung", listet sie die Vorteile auf. In den kommenden Tagen werden die Eltern zu einem Besichtigungstermin eingeladen, damit sie einen Eindruck direkt vor Ort gewinnen können.
Momentan besuchen 22 Kinder die Evangelische Grundschule am Oberpfarrkirchhof. Für das kommende Schuljahr liegen zwölf neue Anmeldungen vor. "Wir werden sehen, ob der Umzug Einfluss auf die Anmeldungen hat", sagte die Direktorin. Viele Eltern würde die Anfahrt abschrecken. "Wir überlegen daher", so Marina Reinert, "ob ein Pendelverkehr eingerichtet wird."
Sozialdezernent Andreas Heinrich freut sich zwar, dass die leitung der Evangelischen Grundschule eine Lösung gefunden hat. Jedoch sieht er den Umzug in die Nachbarstadt kritisch. "Für Ilsenburg ist es ein Gewinn, für Wernigerode ein Verlust", so Heinrich. "Für die Vielfalt in unserer Stadt wäre Wernigerode die bessere Lösung gewesen." Die Grundschule mit der Johannes-Schulstiftung der Evangelischen Kirche (Magdeburg) als Träger sei ein Faktor, der "unsere Stadt bunter gemacht hat", sagte er gestern.
Noch vor einer Woche hatte er erklärt, dass die Stadtverwaltung und der Schulträger derzeit "ratlos" seien: "Im vergangenen Jahr haben wir mehrere Optionen geprüft. Es gab jedoch keine, die geeignet erschien."
Um die Zukunft der Evangelischen Grundschule hatte es sogar heftige Debatten im Stadtrat gegeben. Angela Gorr, Jutta Meier (beide CDU), Sabine Wetzel (Grüne), Dieter Kabelitz, Thomas Schatz (beide Linke) und Frank Diesener (Haus Grund) beantragten Einsicht in die Akten der August-Hermann-Francke-Grundschule. Die Politiker möchten die Frage beantwortet wissen, warum die Stadtverwaltung leerstehende Räume der Francke-Schule in Hasserode der Evangelischen Grundschule angeboten hatte, ohne darüber zuvor den Stadtrat zu informieren.
Parallel dazu hatten Elternvertreter, Lehrer und der Förderverein für Hochbegabte in der Francke-Schule über Raumnot geklagt und signalisiert, dass sie das Gebäude deshalb nicht mit der privaten Grundschule teilen möchten. Kurz vor Ostern gab Oberbürgermeister Peter Gaffert überraschend bekannt, dass die Evangelische Grundschule nicht in die Räume der Francke-Schule einziehen wird.