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Fachwerk Öko-Haus mit Auszeichnung

Das Haus in der Schönen Ecke in Wernigerode war abrissreif. Sieben Jahre hat Dachdeckermeister Thomas Pönitz das Gebäude saniert.

Von Julia Bruns 18.07.2017, 01:01

Wernigerode l Der halbe Harz steckt in diesem Haus: Thomas Pönitz hat mit Material aus der Region ein 300 Jahre altes Fachwerkgebäude in der Schönen Ecke saniert. Baustoffe, Dekoration und Möbel stammen aus Wernigerode und den umliegenden Dörfern. Dafür hat der Wernigeröder Dachdeckermeister 2014 den Umweltpreis der Stadt Wernigerode erhalten.

In dem Haus ist nichts liniengerade und glatt gespachtelt: Gemeinsam mit seiner Frau Monika hat Pönitz unzählige Arbeitsstunden in das Gebäude gesteckt. Sieben Jahre arbeitete das Paar an dem Projekt. Das ganze Dach musste erneuert werden, Balken wurden ausgetauscht, Lehmwände neu verputzt. „Die C02-Bilanz unseres Hauses kann sich sehen lassen, es wurden keine Materialien verwendet, die es im Harz nicht gibt“, sagt er bei einem Rundgang. „Man kann auch mit den vorhandenen Ressourcen, die es im Umkreis von einem Kilometer gibt, etwas schaffen.“ Das Kuriose: Sein ökologischer Ansatz sei noch nicht einmal teurer als neue Baustoffe aus dem Fachmarkt.

„Wir leben im Harz vom Tourismus und müssen unseren Gästen etwas Besonderes bieten“, ist er überzeugt. In seinem Haus könne man im Einklang mit der Natur wohnen. Seit zwei Monaten dient das Haus als Urlaubsdomizil für Touristen, die Wert auf umweltverträgliche Bauweise und auf Detailverliebtheit legen. Und die findet man beim genauen Hinschauen in jeder Ecke. Zum Beispiel auf dem Hof: Der ist mit Granit aus dem Birkenkopf-Steinbruch bei Schierke gepflastert. „Dieses Kopfsteinpflaster hält länger als so manches Kleinpflaster in der Altstadt“, sagt der Wernigeröder.

An der Wand auf dem Hof hängt ein prächtiges Metallzeichen. „Das Innungszeichen meines Großonkels Werner Pönitz“, verrät der Handwerker. „Das Zeichen wurde ihm 1957 überreicht.“

Die alten Backsteine in der Wand stammen aus Veckenstedt. Thomas Pönitz zeigt auf eine Unebenheit auf einem der roten Steine. „Man hat sie außen luftgetrocknet, und dabei ist wohl eine Katze über die Fläche gelaufen.“ Den Stein mit den Spuren der Pfötchen hat er gut sichtbar neben der Tür zum Hof angebracht.

Die Fliesen sind aus dem Jahr 1938 und stammen aus einer Garage an der Stadtecke, wo sich heute das Sanitätshaus Steincke befindet. „Am Ölberg stand früher mal eine Tankstelle, die angrenzende Werkstatt sollte gefliest werden. Dazu kam es aber nie. Die Fliesen habe ich nun abholen dürfen“, verrät er. Ja, Thomas Pönitz ist gut vernetzt. Und weder er noch seine Frau scheuen sich davor, selbst die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Monika Pönitz legte behutsam alte Balken frei, entfernte die Spuren vorangegangener missglückter Sanierungsversuche.

An den Wänden hängen Gemälde vom Schloss, vom Rathaus, auch Scherenschnitte von Stadtszenen sind zu sehen. „Die hat meine Schwägerin gemalt“, sagt Monika Pönitz beim Rundgang. Die selbstgeschreinerte Küche und die speziell angefertigten Holzmöbel stammen vom befreundeten Wernigeröder Tischler Andreas Hildebrandt.

Viel Zeit und viele Ideen sind in die Gestaltung des Hauses geflossen. Dokumentiert hat das Ehepaar die Arbeiten in einem Buch, das künftigen Feriengästen von der Wandlung des eigentlich abrissreifen Gebäudes in ein schmuckes Fachwerkhaus berichtet.

Hintergrund: Der Umweltpreis wird alle zwei Jahre für hervorragende Leistungen im Umweltschutz, insbesondere für Leistungen vergeben, die zu einer Verbesserung des Umweltbewusstseins der Bevölkerung, zur Verbesserung der Umweltvorsorge, zur Reduzierung von Belastungen oder zu anderen bedeutsamen Effekten für eine nachhaltige umweltgerechte Entwicklung in der Gemarkung der Stadt und ihrer Ortsteile geführt haben.