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Fairtrade Verwaltung ist "irritiert"

Wernigerode will sich um den Titel "Fairtrade-Town" bewerben. Im Stadtrat stößt das auf Kritik - doch nicht bei allen Politikern.

Von Julia Bruns 13.09.2016, 01:01

Wernigerode l Dass sich die Wernigeröder Verwaltung ohne Ratsbeschluss auf die Bewerbung um den Titel „Fairtrade-Town“ vorbereitet, ist für Martina Tschäpe (SPD-Fraktion) kein Widerspruch. Alle Fraktionen des Stadtrates seien im Februar 2016 eingeladen worden, in der Steuerungsgruppe zum Thema fairer Handel mitzuwirken, teilt sie der Redaktion mit. „Dass nur SPD und Grüne/Piraten darauf reagiert haben, ist unverständlich“, so Martina Tschäpe. „Dass die CDU-Fraktion und Herr Diesener angeblich erst aus der Volksstimme davon erfahren haben, ist noch unverständlicher.“ Katrin Anders, die verantwortliche Mitarbeiterin im Rathaus, stimmt Tschäpe zu. Sie zeigt sich ebenso „irritiert“ über die Kritik aus den Fraktionen CDU/Haus&Grund sowie Linke. Noch habe sich Wernigerode gar nicht beworben, so Katrin Anders. Dazu muss der Stadtrat erst über eine Beschlussvorlage abstimmen. Sie wird dem Gremium am 29. September vorgelegt.

Frank Diesener hatte kritisiert, dass sich Wernigerode ohne Legitimation des Stadtrates um den Titel „Stadt des fairen Handels“ bewirbt. Der Rat hätte zuerst entscheiden müssen, ob Wernigerode sich um diesen Beinamen bewerben will. Der Fraktionsvize von CDU/Haus&Grund habe zudem erst aus der Zeitung von dem Projekt erfahren. Ein Stadtratsbeschluss sei ein Kriterium, „jedoch nicht der erste Schritt“, schreibt Martina Tschäpe. Für die Bewerbung von Wernigerode als Fairtrade-Town sei also alles im „grünen Bereich“. „Vielleicht – aber das ist nur eine Mutmaßung – gab es in der CDU-Fraktion ein Problem mit dem Informationsfluss“, reagiert Thomas Schatz auf die Behauptung von Martina Tschäpe. Allerdings, so der Linke-Fraktionschef, „bringen mich Formulierungen wie ‚Wernigerode will Fairtrade-Town werden‘ auf die Palme, wenn damit Entscheidungen, die noch gar nicht getroffen wurden, in der Sache vorweggenommen werden.“ Bisher wolle lediglich ein „Kreis von Aktivisten“ aus Wernigerode eine Stadt des gerechten Handels machen.

Es sei nicht in Ordnung, dass die Kampagne den Eindruck erweckt, als handele es sich um eine von breiten Teilen der Bevölkerung getragene Bewegung, „sie in Wirklichkeit aber mit Geld und Arbeitskraft aus dem nachhaltigkeitsverrückten Rathaus gepusht wird“, so Schatz. „Ich glaube, es ist die verdeckte Finanzierung dieses Imperialismus des guten Gewissens, den der Kollege Diesener kritisiert. Und da hat er Recht.“

Fünf Kriterien sind für den Titel zu erfüllen. Auf der offiziellen Seite www.fairtrade-towns.de steht der Stadtratsbeschluss an erster Stelle, wird als „Kriterium 1“ bezeichnet.