1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Wo Krabbelgruppen auf Senioren treffen

Familienzentrum Wo Krabbelgruppen auf Senioren treffen

Weit mehr Besucher als erwartet, sind im Familienzentrum des Internationalen Bundes in Wernigerode 2017 begrüßt worden.

Von Julia Bruns 18.01.2018, 00:01

Wernigerode l „Wir sind überwältigt“, sagt Jessica Munzke. Sie leitet das Familienzentrum im Stadtfeld. Seit der Eröffnung im August 2016 konnte sie bis Dezember 2017 insgesamt 5033 Besucher in der Ernst-Pörner-Straße in Wernigerode begrüßen. „Nicht mitgezählt sind die Selbsthilfegruppen und die Gäste vom Kinderschutzbund“, erläutert sie. Ob bei der Hebammensprechstunde, bei der Ideenschmiede, der Migrationsberatung, dem Spätaussiedler-Gesprächskreis oder dem überaus beliebten Seniorencafé: Jung und alt tummeln sich an fünf Tagen pro Woche von 8 bis 16 beziehungsweise 18 Uhr in den Räumen im Ärztehaus.

Häufig sogar gleichzeitig, denn diese Durchmischung ist durchaus erwünscht. Jede Schicht, jedes Alter sei willkommen. „Und so sind auch unsere Besucher: Sie kommen aus der ganzen Stadt. Und wenn donnerstags die Krabbelgruppe und der Seniorentreff gleichzeitig stattfinden, bewirten sich die Gruppe oft gegenseitig“, sagt Jessica Munzke. „Die Mütter setzen sich zu den Senioren, die Älteren bringen Kekse für die Kinder mit.“ Im Seniorencafé singen Kindergruppen aus der „Pusteblume“, die Rentner richten für die Eltern schon mal ein Frühstück aus.

Eine der beliebtesten Veranstaltungen sei der Märchenmittwoch. Bis auf den Flur sitzen dann die Kinder mit ihren Eltern, lauschen den Geschichten, die Erzieherin Anke Gemeinhardt zum Besten gibt. Einzigartig sei die Schreibabyambulanz. „Wir hatten schon Nachfragen aus Halle, weil die Eltern verzweifelt waren und nicht wussten, an wen sie sich sonst wenden können“, berichtet Jessica Munzke.

Begeisterten Zuspruch habe 2017 das erste Mitmachkonzert mit Peter Grunwald von der Landesmusikakademie und der Band iocus vivendi Michaelstein im Stadtfeld-Gymnasium erhalten. „Die Besucher hatten nicht erwartet, dass sie wirklich mitmachen müssen, waren danach aber total begeistert von der Aktion.“ Dank einer großzügigen Spende von den Damen des Lions-Clubs „Anna zu Stolberg“ war es dem Familienzentrum möglich, dieses Mitmachkonzert zu organisieren. Der Wunsch nach einem weiteren Konzert wurde mehrfach von Besuchern geäußert.

Ihr persönliches Herzensprojekt sei der Nähtreff, bei dem Körnerkissen für die Neugeborenen im Harzklinikum genäht werden- „Wir haben gerade erst wieder 100 Stück fertig gestellt“, sagt sie und präsentiert eine randvolle Kiste.

Besonders erfreut sei sie, dass der Zwillingstreff im Vorjahr so gut angelaufen sei. „Fünf bis sechs Elternpaare mit ihren Kindern nehmen regelmäßig daran teil.“ Dann seien die Räume hier voll, vor allem, wenn noch die Großeltern mitkommen.

Die Beliebtheit der Einrichtung hat jedoch einen Nebeneffekt: „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt sie. Zwei Räume à 16 Quadratmeter sowie ein Büro bietet der linke Teil der unteren Etage in dem Ärztehaus. Mit dem Bewegungsabenteuer in der Kindertagesstätte „Pusteblume“ im Walter-Grosse-Ring und dem Kochen und Backen in der Küche der Pestalozzi-Förderschule seien einzelne Veranstaltungen ausgelagert worden.

„Was ich mir für die Zukunft neben mehr Räumen wünschen würde, sind Themenabende, die wir gemeinsam mit dem Harzklinikum ausrichten“, sagt sie. Dafür sei sie bereits mit dem Chef der Kinderklinik, Henning Böhme, in Kontakt getreten. „Ganz aktuell lassen wir von den Besuchern Fragebögen ausfüllen, in denen sie uns Anregungen und Wünsche mitteilen können.“ In ein bis zwei Wochen werde die Befragung abgeschlossen sein, dann gehen die Bögen nach Aschersleben in die Hauptgeschäftsstelle des IB.

Ein wichtiges Vorhaben für Jessica Munzke ist der nächste Antrag auf Förderung, der noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden muss. Das Familienzentrum ist mit einer Personalstelle – die sich Jessica Munzke mit Kollegin Ute Neumann teilt – sowie einer Hilfskraft besetzt. Gefördert werden die Stelle der Hilfskraft, die Miete und ein Budget für Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kommen Sachkosten von der Stadt. „Wir werden in diesem Herbst den neuen Antrag stellen und hoffen, dass die finanzielle Unterstützung erneut bestätigt wird“, sagt die Wernigeröderin. Bis Mai 2019 laufe die aktuelle Förderperiode.

Die Begeisterung der Bürger und auch im städtischen Ausschuss ist da“, ist sie überzeugt – wohlwissend, dass in der Stadt Wernigerode der Gürtel ob der schwierigen Haushaltslage enger geschnallt werden müsse und gerade freiwillige Aufgaben auf den Prüfstand gestellt würden, wenn es ums Sparen geht.