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Harz Sauberere Luft in Wernigerode dank Corona?

Die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung in Wernigerode sinkt weiter. Hängt das mit Corona-Lockdowns zusammen?

Von Holger Manigk 11.01.2021, 00:01

Wernigerode l Die gute Nachricht vorweg: Die Luftqualität in Wernigerode hat sich 2020 weiter verbessert. Das belegen Daten zu Feinstaubbelastung und Stickstoffdioxidkonzentration der Messstation am Bahnhof. Doch direkte Auswirkungen der Corona-Krise – mit zwei Lockdowns im Frühling und zum Jahresende sowie weniger Feuerwerk in der Silvesternacht – lassen sich nicht ablesen, heißt es aus dem zuständigen Landesamt für Umweltschutz auf Volksstimme-Anfrage.

„Ein wesentlicher Faktor während des Frühjahrs-Lockdown war ein deutlich verringertes Verkehrsaufkommen und der damit verbundene Rückgang verkehrsbedingter Emissionen“, erläutert Behörden-Sprecherin Ines Wahl. Dadurch sein teilweise ein Rückgang der Stickstoffdioxid- und Feinstaubwerte an verkehrsnahen Messstationen zu beobachten gewesen. Im städtischen Hintergrund – dazu zähle die Wernigeröder Station – sei dieser Effekt „weniger gut beziehungsweise überhaupt nicht sichtbar“ gewesen.

„Der Kfz-Verkehr ist eine der Hauptquellen für Stickstoffdioxid, aber nicht die einzige“, so Wahl weiter. Das Gas „entsteht allgemein auch bei Verbrennungsprozessen in der Industrie“. Insofern sinke das Belastungsniveau bei Reduzierungen einer Quelle – wie im März und April – nicht automatisch an allen Messstationen gleich stark ab, sondern zuerst an verkehrsnahen Stationen.

In der bunten Stadt am Harz setzte sich zwischen Januar und Mai dabei ein seit mehreren Jahren anhaltender Trend fort: Die Stickstoffbelastung lag im Mittel bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, sank damit weiter. 2018 lag sie für den gleichen Zeitraum noch bei 16, 2019 bei 13 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auffällig und paradox: Der Ausnahmemonat mit leicht steigender Belastung im Vergleich zum Vorjahr war der März. Am 18. des Monats begann der erste Corona-Lockdown.

Dazu ergänzt Ines Wahl, dass bundesweit und in Sachsen-Anhalt die Stickstoffdioxidkonzentration rückläufig sei. Zwischen Brocken und Jessen, Zeitz und Arendsee gingen die Werte „insbesondere an den verkehrsnahen Stationen deutlich zurück“. Seit 2018 werde der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm des Gases pro Kubikmeter Luft an allen Messstationen des Landes eingehalten.

Auch für November und Dezember, als die Corona-Beschränkungen wieder angezogen wurden, sind die Daten vom Bahnhofsvorplatz zu Feinstaub- und Stickstoffbelastung nahezu identisch zu denen von 2019. „Vorbehaltlich einer genaueren Analyse lässt sich somit schlussfolgern, dass die Corona-Maßnahmen im November offensichtlich keine sichtbaren Auswirkungen auf die Luftqualität in Wernigerode gehabt haben“, erläutert die Sprecherin des Landesamtes für Umweltschutz weiter.

So lag die Stickstoffdioxid-Konzentration im November bei 14, im Dezember bei 15 Mikrogramm pro Kubikmeter. In beiden Monaten wurde eine mittlere Feinstaub-Belastung von 12 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Allerdings war die Station in Wernigerode im November eine Woche außer Betrieb, da ihre Hülle erneuert wurde. Somit lägen für diesen Monat weniger als 90 Prozent der üblichen Messwerte vor, heißt es von der Behörde mit Sitz in Halle.

Ein weiterer wichtiger Unsicherheitsfaktor bei der Beurteilung der Daten: das Wetter. Dessen Einfluss „konnte aus Zeitgründen dabei noch nicht untersucht werden“, erläutert Ines Wahl. Das gelte laut der Landesamtssprecherin ebenso für die Silvesternacht, in der diesmal wegen Kontaktbeschränkungen und Verkaufsverbot für Feierwerk weitaus weniger geböllert worden sein dürfte: So lag die Belstunsspitze (Ein-Stunden-Mittelwert) am Bahnhof am Neujahrstag 2021 bei 72 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter – nur ein Fünftel der Konzentration vom Jahreswechsel 2019/20. Allerdings war die Luft 2018/19 und 2017/18 im Vergleich sogar noch sauberer. Ebenso schrumpfte das Tagesmittel von 40 Kubiktmetern am 1. Januar 2020 auf 14 in diesem Jahr. 2018 und 2019 wurden allerdings ähnliche Werte erreicht.