Ferienzeit Pfarrer für eine Saison

Pastor Friedhelm Klein hat in der Ferienzeit in den Gemeinden in Wernigerode und Elbingerode vertreten.

Von Holger Hadinga 10.08.2016, 23:01

Wernigerode l Das Kofferpacken ist Pastor Friedhelm Klein aus Niedersachsen schon gewohnt. In dieser Woche begibt er sich wieder auf die Autobahn und fährt an seinen etwa 120 Kilometer entfernten Heimatort – Celle. Diesmal hat der Theologe im Raum Wernigerode in der Urlaubszeit ausgeholfen – und das völlig ehrenamtlich. An seiner Seite ist stets Ehefrau Ilse-Marie Klein. Seit Juli waren die beiden in Wernigerode, um urlaubende Pfarrer zu vertreten.

Das erste Mal ist Friedhelm Klein vor zwei Jahren in Gemeinden in Wernigerode und in Elbingerode tätig gewesen. „Mittlerweile kenne ich nicht nur Land und Leute, sondern auch einige Bäume und Sträucher“, sagt der Mann Gottes. „Denn ich habe anfangs einige Zeit gebraucht, um hier Friedhöfe oder Altenheime zu finden.“

Der 75-Jährige, der seit 2004 im Ruhestand ist, betont: „Ich fühle mich für meine Arbeit kräftig genug und habe aus der Gemeinde ein positives Echo gehört.“ Zum breiten Aufgabenspektrum zählen vor allem Trauungen, Taufen, sonntägliche Gottesdienste, Gemeindenachmittage sowie Bibelstunden.

„Die eigentliche Volkskirche im Harz ist mit Niedersachsen vergleichbar. Ich finde aber, dass hier in der Gemeinde mehr junge Leute zu finden sind“, schätzt der Pastor ein. Weiter lobt er die abwechslungsreichen Gottesdienste, das große Engagement der Mitglieder und die beeindruckende Jugendarbeit.

Unterstützung bei der Tätigkeit im Harzkreis erhält der Geistliche von seiner Frau. Sie ist von Beruf Religionslehrerin und nimmt sich der Kinder und Jugendlichen an. „Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre im Harz. Es ist außerdem schön, dass es nach den Gottesdiensten reichlich Gespräche gibt“, sagt Ilse-Marie Klein.

So habe er auch Gottesdienste gehalten, zu denen nur eine Handvoll Leute in die Kirche gekommen waren. Vor allem in Schierke, Elend und Benneckenstein seien wenig Gläubige in die Gotteshäuser gekommen. Da gebe es laut Klein eindeutig Verbesserungsbedarf. Denn Touristen, die dortige Gotteshäuser aufsuchen wollten, hätten häufig gar keine Chance, sie zu finden. „Beispielsweise könnten in Pensionen und auf Campingplätzen Flyer mit Anfahrtsskizzen für die Kirchen ausliegen“, empfiehlt der Pastor.

Büro und Wohnung befinden sich beim Aufenthalt in Wernigerode stets in der Pfarrstraße 24. Hier ist der Sitz der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis. „Im Gegensatz zu früher läuft heutzutage vieles über E-Mails. Da kann man im Vorfeld schnell und zügig Termine koordinieren und Vorbereitungen treffen“, sagt Friedhelm Klein.

In seiner Freizeit konnte Pastor Klein in der Urlaubsregion Harz übrigens nicht viel unternehmen. „Ich hatte viel zu tun. Zum Beispiel gab es diesmal sechs Beerdigungen“, sagt er. Seine Frau Ilse-Marie habe jedoch die Gelegenheit genutzt, um zum Schwimmen zu gehen.

Ermöglicht wird der Vertretungsdienst des Pfarrers durch die evangelische Zehntgemeinschaft (EZG) Jerichow, der Klein angehört. „Wir haben Zeit“ – so lautet das Motto der Gruppe, die ihren Sitz im Kloster Jerichow hat und der rund 60 Pastoren im Ruhestand angehören.

Diese verwirklichen den biblischen Aufruf „Gebt den Zehnten!“ auf ihre Weise – indem sie ehrenamtlich arbeiten. „Wir wollen zehn Prozent unserer Lebenszeit im Jahr in den Dienst der Gemeinden stellen“, erklärt Klein. Der Zehntgemeinschaft gehören rund 60 Theologen im Ruhestand aus den alten Bundesländern an.