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Feuerwehr Unfallopfer bedankt sich bei Ilsenburgern

Besonderer Besuch für die Feuerwehr Ilsenburg: Die 13-jährige Angelik Kobus dankt den Rettern für einen Einsatz, der ihr Leben veränderte.

Von Jörg Niemann 02.11.2018, 00:01

Ilsenburg l Der 27. Oktober 2017 hat das Leben der Ilsenburger Familie Kobus für immer verändert. Die damals 12-jährige Angelik ist an jenem Tag im Ilsenburger Wohngebiet Tiergarten von einem rückwärts fahrenden Kleintransporter erfasst und überrollt worden. Mit schwersten Verletzungen lag sie unter dem Transporter. Angelik war nach der Schule auf dem Weg nach Hause, als es passierte. Das Mädchen blieb unter dem Wagen liegen, bis die Retter anrückten.

Bis dahin hatten nach damaligen Polizeiangaben Anwohner versucht, mittels Wagenheber das Unfallfahrzeug anzuheben. Ob es Glück für Angelik war, dass ihnen dies damals nicht gelang, ist Spekulation. Fest steht, dass erst durch die fachmännische Arbeit der Feuerwehr und den professionellen Einsatz der medizinischen Rettungskräfte das schwerstverletzte Mädchen lebend unter dem Fahrzeug hervorgeholt und medizinisch versorgt werden konnte.

Damit begann für Familie Kobus ein langer Leidensweg. Nachdem die 12-Jährige soweit stabilisiert war, dass keine Lebensgefahr mehr bestand, wurde sie in eine Spezialklinik für Unfallgeschädigte nach Brandenburg verlegt. Mehrere Monate kämpfte sie sich tapfer ins Leben zurück, doch auch ein Jahr nach dem Unfall ist Angelik weiter auf einen Rollstuhl angewiesen. Immer an ihrer Seite ist ihre Mutter Diana. Und auch ihr Vater, der in Venezuela lebt, durfte mit Besuchsvisum und finanzieller Unterstützung von Freunden mehrere Wochen bei seiner Tochter verweilen.

Dazu muss erklärt werden, dass Familie Kobus erst seit wenigen Jahren wieder in Ilsenburg wohnt. Angeliks Großeltern sind Anfang der 1990-er Jahre nach Venezuela ausgewandert. Angeliks Mutter war damals etwa ebenso alt wie ihre Tochter heute. Angelik ist in Venezuela zur Welt gekommen und hat die ersten Jahre ihres Lebens in dem südamerikanischen Land verbracht.

Der Besuch bei der Feuerwehr wird den Kameraden sicher noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben, denn es war für viele ein sehr emotionaler Moment. Vor allem bei denen, die damals selbst im Tiergarten an der Rettung beteiligt waren, weckte der Besuch Erinnerungen. Als Angelik mit brüchiger Stimme den Rettern für ihren damaligen Einsatz dankte, kämpften selbst die erfahrensten Feuerwehrleute mit den Tränen. „Auch ich möchte mich bei ihnen bedanken, denn sie haben durch ihr Handeln dafür gesorgt, dass ich heute meine Tochter noch bei mir habe. Ich werde weiter mit ihr und für sie kämpfen und bin mir sicher, dass Angelik ihren Weg im Leben finden wird“, sagte ihre Mutter Diana Kobus anschließend.

Und sie nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Menschen zu bedanken, die nach dem Unfall Anteil am Schicksal der Familie nahmen und die durch ihre Spenden und Unterstützung die großen Probleme ein wenig mildern konnten. „Ich bitte um Verständnis, dass wir nicht allen Unterstützern persönlich danken können. Wir verstehen unseren Besuch bei der Feuerwehr stellvertretend für alle, die uns geholfen haben“, so Diana Kobus.

Die Feuerwehr-Kameraden hatten sich ebenfalls auf den Besuch vorbereitet und überraschten Angelik mit einem Feuerwehr-Shirt und einem großen Feuerwehr-Teddy. Und es gab auch noch eine finanzielle Zuwendung.

Für diese war Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) verantwortlich, der seit dem Unfall das Schicksal der Familie Kobus aufmerksam verfolgt und über seine Kontakte einiges in die Wege geleitet hat, was den Alltag der Betroffenen erleichtert. Die 2200 Euro, die er Familie Kobus überreichte, waren allerdings eine persönliche Angelegenheit für den Stadtchef. „Ich hatte kürzlich das Glück, bei guter Gesundheit meinen 50. Geburtstag feiern zu dürfen. Da war es mir ein Bedürfnis, an jene zu denken, die nicht so viel Glück hatten. Deshalb habe ich statt Geschenken um Spenden für Angelik gebeten und so sind 2200 Euro zusammengekommen“, sagte der Stadtchef bei der Übergabe. Er versprach zudem, sich weiter dafür einzusetzen, dass die Probleme einer passenden Wohnung für die Familie gelöst werden können. Noch wohnt Familie Kobus im Tiergarten. Angelik muss jedes Mal beim Verlassen des Hauses aufwändig die Treppen hinab und später hinauf getragen werden.

Mit einer Führung durch das Gerätehaus endete der Besuch des tapferen Mädchen und ihrer Familie in der Feuerwehr. Einig waren sich alle, dass Angelik auf ihrem weiteren Weg noch viel Hilfe erfahren muss.