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Fischsterben Idyll in Wernigerodes Bürgerpark vor Kollaps

Alarm im Wernigeröder Bürgerpark: Der Schreiberteich droht umzukippen. Schuld sind die Hitzewelle und Besucher, die Schwäne füttern.

Von Holger Manigk 01.08.2018, 01:01

Wernigerode l Unbarmherzig brennt die Sonne auf den Schreiberteich im Wernigeröder Bürgerpark. Nur eine Schwanenfamilie zieht ungeachtet der Hitze ihre Bahnen auf dem Gewässer. Das Federvieh sorgt gleichzeitig für die größte Bedrohung des beliebten Ausflugsziels in der grünen Oase am Dornbergsweg.

Viele Park-Besucher werfen Brot und Toast in den Teich, um die Vögel zu füttern. „Einige kaufen sich sogar extra ganze Brotlaibe, die dann stückchenweise ins Wasser wandern“, berichtet Sandra Pech. Die technische Leiterin der Grünanlage befürchtet, dadurch könne bald jegliches Leben im Teich ausgelöscht werden.

„Der Sauerstoffgehalt des Teichs ist durch die massive Sonneneinstrahlung schon niedrig genug“, pflichtet ihr Tommy Löwenberg von den Wernigeröder Anglern bei. Wie der Chef des Vereins, der das Gewässer bewirtschaftet, erläutert, entziehe das organische Material des Backwerks dem Wasser weiter kostbare Atemluft für Fische.

„Wir bitten alle Besucher, mit dem Füttern der Schwäne und Enten aufzuhören – das sind Wildtiere, die sich selbst versorgen.“ An den Ufern des Teiches fänden die Wasservögel ausreichend Schilf, um sich zu ernähren.

Die Lage sei derart dramatisch, dass bereits ein Fischsterben eingesetzt hat. Am Wochenende sichteten die Angler an der Oberfläche tote Weißfische – darunter Plötzen, Rotfedern und Moderlieschen. Um die größeren Teichbewohner wie Hecht, Wels, Zander und Karpfen vor dem Erstickungstod zu bewahren, ergriffen die Angler die Initiative.

Sie installierten auf der Brücke über dem Teich eine generatorbetriebene Pumpe, die das Wasser umwälzt. „So gelangt mehr Sauerstoff in den See“, erläutert Löwenberg die Aktion. Zusätzlich läuft der horizontale Wasserfall nun rund um die Uhr, um zu verhindern, dass der Schreiberteich komplett umkippt, ergänzt Sandra Pech.

„Es ist fünf vor zwölf“, warnt die Bürgerpark-Mitarbeiterin. Von den fünf Teichen in der Grünanlage sei nur der Schreiberteich von einer ökologischen Katastrophe bedroht. „Im Gegensatz zu unseren anderen Gewässern liegt dieser voll in der Sonne, wird kaum von Bäumen oder Hecken beschattet“, erläutert Pech. Zuletzt wurde der Teich 2005 vor der Landesgartenschau in Wernigerode komplett entschlammt und saniert.