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Francke-Schule Stadt beschreitet neue Pfade

Eine neue Heizung inklusive Einbau, Wartung und Gaslieferung: Darauf darf die Francke-Grundschule in Wernigerode hoffen - dank Contracting.

Von Julia Bruns 19.09.2017, 01:01

Wernigerode l Contracting – das klingt erst einmal fremd und kompliziert. Doch der Anglizismus (contract = Vertrag) umschreibt eine Kooperationsform zwischen der Wernigeröder Stadtverwaltung und den Stadtwerken, die die Kinder in der Francke-Grundschule auf eine neue Heizungsanlage hoffen lässt. Mit diesem Finanzierungsansatz will Christian Fischer die Umstellung von der alten Öl-Anlage auf eine neue Gasheizung ermöglichen. „Die Heizung hat ihr Betriebslimit erreicht“, sagte der Dezernent für Gemeinwesen im Kulturausschuss, der in der vergangenen Woche in der Hasseröder Bildungseinrichtung tagte. „Fachleute geben der Anlage noch ein Jahr, ehe sie den Geist aufgibt“, verdeutlichte er.

Ziel der Verwaltung sei es, schnellstmöglich auf Gas umzusteigen. Doch nachdem die Kosten für die Schierke-Arena erneut um 490.000 Euro gestiegen sind, sollen 100.000 Euro von der Umstellung der Heizung in der Francke-Schule für das Schierker Projekt abgezweigt werden. Der Stadtrat entscheidet darüber und über weitere Umschichtungen zugunsten der Arena am 28. September. Für die Francke-Grundschule sind 2017 insgesamt 160.000 Euro im Haushalt eingestellt. Die übrigen 60.000 Euro wurden für die Planung der gesamten Schulsanierung eingesetzt.

Die Kinder in der „Francke“ müssen trotz der drohenden Umschichtung nicht in der Kälte lernen – dank Contracting. Was verbirgt sich hinter dem Begriff? „Die Stadtwerke verkaufen uns das Produkt ‚Wärme‘. Sie übernehmen den Bau der Heizungsanlage, die Wartung und liefern ihr Knowhow“, erläuterte Christian Fischer dem Ausschuss. „Also ein ganz neuer Ansatz?“, wollte Cary Barner (CDU) wissen. So neu sei das Prinzip nicht, erläuterte Fischer. Eine ähnliche Zusammenarbeit gebe es mit den Stadtwerken bereits in der Schwimmhalle, wo ein Blockheizkraftwerk von dem Energiedienstleister eingebaut wurde.

Cary Barner meldete Bedenken an, dass die Kostensteigerung beim Arena-Bau nun doch zu Lasten einer Schule gehe. „Verschieben wir das Problem nicht auf später?“, wollte sie wissen. „Wir zahlen die Heizung zehn Jahre lang über einen entsprechend höheren Gaspreis ab. Nach zehn Jahren ist sie Eigentum der Stadt,“ so Fischer. Die Stadtwerke seien für die Wartung verantwortlich. „Und uns können keine Kostensteigerungen beim Bau überraschen“, so Fischer.

Ein Ingenieurbüro habe beide Varianten über eine Betriebszeit von 15 Jahren verglichen – selber bauen und Contracting. Man sei zu dem Ergebnis gelangt, dass das Contracting-Modell mit rund 572.000 Euro zwar geringfügig teurer sei, als selbst zu bauen (rund 571.000 Euro). „Aber trotz des leichten Nachteils tendieren wir aufgrund der Vorteile zum Contracting-Modell“, so der Dezernent. Über den Kultur- sowie Finanzausschuss werde der Stadtrat in die Entscheidung einbezogen.

Ihm zufolge stehen weitere umfangreiche Sanierungsarbeiten an: „Der Zustand in der Francke-Schule ist dramatisch: Der Putz stammt aus DDR-Zeiten, die Fenster sind alt. Der Brandschutz muss ertüchtigt werden.“ Über Energie-Einspar-Contracting könnten die Stadtwerke auch diese Arbeiten leisten. „Mir geht es nicht um Stückwerk, ich will Ergebnisse vorzeigen“, so Fischer.