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Freizeit Adrenalinkick statt Kaffeekränzchen

Mit einem Pendelsprung von der Hängebrücke an der Rappbodetalsperre hat Angelika Barwisch ihren 70. Geburtstag gefeiert.

Von Frank Drechsler 12.06.2017, 23:01

Rübeland l Kaffeekränzchen zum 70. Geburtstag? Dazu vielleicht eine warme Decke oder ein gerahmtes Familienfotos mit den Enkelkindern drauf? Alles kalter Kaffee. Und schon gar nichts für sie. Jedenfalls nicht für Angelika Barwisch. Die taffe Hausfrau aus Wohratal in Hessen bekam zu ihrem 70. Geburtstag von ihrer Familie nämlich ein Pendelsprung von der Hängebrücke TitanRT an der Rappbodetalsperre geschenkt. Punkt 12.30 Uhr sauste sie am letzten Sonntag in die Tiefe. Aber nicht allein.

100 Meter trennen den Brückenboden vom Erdboden. Das ist doch schon eine respektable Höhe, wenn man von der längsten Hängeseilbrücke der Welt nach unten blickt. Sind viele Besucher auf ihr unterwegs, kommt man sich zuweilen schon ein bisschen wie ein Seemann vor. Wiegend und Schritt für Schritt geht’s vorwärts. In der Mitte der Brücke befindet sich der abgeschlossene und gesicherte Bereich, von wo aus man allein oder zu zweit im Tandem einen 75 Meter tiefen Pendelsprung unternehmen kann.

Angelika Barwisch entschied sich für Variante zwei und nahm ihre Tochter Sonja Westermeier aus Harsleben mit auf den ganz besonderen Mega-Adrenalinkick. Gut gesichert natürlich. Dafür hatten die Trainer von der Betreiberfirma Harzdrenalin, Toni Helmdach und Florian Grund, gesorgt. Immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Dann wiegen, Gegenstände wie Handys, Schlüsselbünde, Zigaretten, Taschen und so weiter ablegen. „Auch eure Brillen solltet ihr lieber hier oben lassen. Die können schon mal verloren gehen“, empfahlen die Trainer.

Beide zurrten die Frauen dann an den Sicherheitsseilen fest und arretierten Karabiner, Helme aufgesetzt, fertig. „Sicherheit ist hier oberstes Gebot“, erklärte Grund. Dann ging es sehr schnell. Herantreten an den Rand der Plattyform, Einschwenken des dynamischen Duos unter der Ausklinkvorrichtung und gut. Florian Grund klinkte mit einer kurzen Druck die beiden Damen aus, und unter großem Hallo und mit lauten Juhu sausten beide nach unten. Nur wenige Sekunden dauert der fast freie Fall. 75 Meter geht es hier für alle Protagonisten in die Tiefe, etwa 15 Meter über dem Talsperrenauslauf der Rappbode pendelt man dann aus. Anschließend sorgt eine Seilwinde dafür, dass es zügig wieder hinaufgeht.

Wieder oben angekommen, ist den Frauen der Adrenalin-Kick auch ohne ihr ständiges Wow im Gesicht anzusehen. „Guck doch mal, wie meine Beine zittern. Aber traumhaft schön war es allemal“, sprudelt es aus Sonja heraus. Ihrer Mutter, ebenfalls mit einem Dauerlächeln belegt, hat es genauso gefallen. „Wovor soll ich mit 70 Jahren auch noch Angst haben. Bei dem, was ich schon so alles mitgemacht habe. Zum Geburtstag gibt es eigentlich immer ein besonders Geschenk. Mit 67 habe ich einen Tandemsprung aus einem Helikopter gemacht, mit 68 bin ich die Bode mit dem Kanu ab Thale abwärts gepaddelt. Mal sehen, was sich die Familie nächstes Jahr einfallen lässt.“