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Friedhofsgebühren Sterben wird in Wernigerode teurer

Der Zentralfriedhof in Wernigerode ist teuer in Pflege und Bewirtschaftung. Trotzdem hält die Stadtverwaltung daran fest.

Von Ivonne Sielaff 20.09.2018, 01:01

Wernigerode l Sterben wird in Wernigerode teurer. In den Fachausschüssen wird derzeit die Erhöhung der Friedhofsgebühren diskutiert. Der Friedhof soll zu 100 Prozent kostendeckend sein. So verlangt es die Kommunalaufsicht, informierte Andreas Meling, Chef des Stadtbetriebsamtes. Das heißt, die Gebühren, die für Bestattungen und Gräber zu zahlen sind, sollen die anfallenden Kosten für den Zentralfriedhof decken. „Momentan liegen wir bei 55,51 Prozent“, so Meling.

Und das nicht etwa, weil die Friedhofsgebühren unterdurchschnittlich niedrig sind, sondern, weil die Anlage auf dem Hasseröder Eichberg sehr kostenintensiv und pflegeaufwändig ist. Der Untergrund besteht aus Tonschiefer, die Erdschicht darüber ist nur etwa 30 Zentimeter hoch, erläuterte Gartenamtschef Frank Schmidt. Da wird jedes neue Grab zum Kraftakt. Zudem müssten Wege auf 18 Kilometer Länge in oftmals steilen Hanglangen in Schuss gehalten werden. Dazu kommt, dass – anders als kalkuliert – teure Erdbestattungen und Wahlgrabstätten deutlich weniger gefragt sind als günstigere Bestattungsformen.

Die neuen Gebühren, die die Verwaltung vorschlägt, orientieren sich an den für die nächsten drei Jahren prognostizierten Personal- und Sachkosten für den städtischen Friedhof, so Meling. Eine Kostendeckung von 100 Prozent werde man allerdings nicht erreichen.

Auch wenn der Vorschlag der Verwaltung in den Fachausschüssen mehrheitlich auf Zustimmung stieß, sorgten einige Punkte für gemischtes Echo. So stört sich die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen /Piraten vor allem an der ungleichmäßigen Anhebung der Gebühren. Es werde bei einigen Posten wie beispielsweise bei der Urnengemeinschaftsgrabstätte auf der Grünen Wiese durch die Anhebung der Gebühren (331 Euro alt, 554 Euro neu – für 20 Jahre) eine Kostendeckung von 100 Prozent erreicht. Bei anderen wie der Urnengemeinschaftsanlage „Im Eichenhain“ lediglich 25 Prozent (4634 Euro alt, 1938 Euro neu). „Das ist ungerecht und sozial nicht nachvollziehbar“, kritisierte Sabine Wetzel.

Silstedts Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz (CDU) störte sich an den verhältnismäßig hohen Kosten für die Nutzung der Silstedter Trauerhalle (162 Euro).

Und die Linken brachten die Möglichkeit eines anderen kostengünstigeren Friedhofstandortes ins Spiel. „Es wäre ein Dienst für die nächsten Wernigeröder, einen neuen Friedhof nicht ganz abzuhaken“, so Thomas Schatz.

„Ich dachte, das Thema sei unter der Erde“, entgegnete Volker Friedrich im Ordnungsausschuss. Die Pläne für eine Anlage in der Nähe des Hagebaumarktes würden aus den 1990er Jahren stammen, so der Ordnungsdezernent. „Davon hat man sich seinerzeit verabschiedet. Die Gründe waren vielfältig.“ Wegen der langen Nutzungsverträge müssten über einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren zwei Friedhöfe bewirtschaftet werden. „Unter Beachtung unserer derzeitigen finanzielles Situation wäre das Irrsinn“, so Friedrich. Zudem stehe der Friedhof in Hasserode unter Denkmalschutz, müsse also ohnehin weiter auf Stadtkosten gepflegt werden. Wenn eine neue Anlage dennoch politisch gewünscht sei, müsse zuerst der Flächennutzungsplan geändert werden.

Die endgültige Entscheidung über die Friedhofsgebühren trifft der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, 27. September. Sie beginnt 17.30 Uhr.