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Fußball-WM Musikpädagoge trommelt für Belgien

In der Volksstimme-Serie "Auf eine Tasse Kaffee" berichtet ein Werrnigeröder Fußball-Fan, warum er für Belgiens WM-Sieg trommelt.

Von Holger Manigk 08.07.2018, 01:01

Wernigerode l „Dynamik und echte Typen im Team sind wichtig.“ Das gelte für seine beiden Leidenschaften – Musik und Fußball, sagt Stefan Heymann. Das sei kein Spagat, sagt der Wernigeröder, der nicht nur die Trommelgruppe Baraban leitet, sondern sich auch beim Fußball-Club Einheit Wernigerode engagiert. „In der Sambatruppe muss ich ständig neue Beats einarbeiten und neue Mitglieder integrieren“ – fast wie der Trainer einer Profi-Fußballmannschaft.

Auch ohne das DFB-Team ist die Weltmeisterschaft in Russland für den 49-Jährigen noch spannend. „Jetzt ist mein Favorit Belgien – die spielen einen schönen, geradlinigen Fußball.“ Ebenso habe der Musikpädagoge die Sükoreaner bewundert, die das Aus für Jogis Jungs in der Vorrunde besiegelten. „Die waren einfach erfrischend, haben mit offenem Visier und Herzblut gespielt, obwohl es für sie um nichts mehr ging.“

Die Vorrundenpleite für die Weltmeister habe ihn zwar überrascht, doch „zum Glück nehmen die Deutschen so etwas inwzischen etwas lockerer als vor 20 Jahren und sogar mit ein wenig Selbstironie“. Leid tun Heymann vor allem „die jungen Spieler wie Julian Brandt und der Leipziger Tobias Werner, die von den erfahrenen Recken im Stich gelassen wurden“.

Und der Hobbykicker sieht ein grundsätzliches Problem für den deutschen Fußball: „Mit den Leistungszentren geht viel Qualität in der Breite verloren“, klagt Heymann. Jugendspieler könnten sich so kaum noch mit einem Heimatverein identifizieren. „Das merken wir bei Einheit auch, wenn von einer Mannschaft, die vorher Landesmeister geworden ist, plötzlich die Hälfte zum DFB-Stützpunkt geht.“ Das reiße Riesenlöcher im Vereinsleben. Statt der Konzentration auf Leistungszentren fordert der Wernigeröder deshalb: Mehr Geld für die Breitenförderung.

Bei Baraban plagen den Schlagzeuger und Turbine-19-Betreiber solche Sorgen zum Glück nicht: „Da sind die häufigen Wechsel bei der Besetzung ein Faktor für Kreativität.“ Das habe er beim Rathausfest in Wernigerode gespürt, als er mit 40 bunt zusammengewürfelten Trommlern auftrat. „Das war ein echtes Heimspiel mit einer fantastischen Atmosphäre.“