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Gastronomie Hoffnung für Palmenhaus in doppelter Hinsicht

Der neue Eigentümer will das Gebäude am Wernigeröder Lustgarten sanieren. Café-Betreiber Martin Mund hofft derweil auf einen neuen Standort.

Von Sandra Reulecke 29.03.2017, 01:01

Wernigerode l Eigentlich sind es gute Nachrichten: Das denkmalgeschützte Palmenhaus am Wernigeröder Lustgarten soll saniert werden. Und das Café „Palmenhaus“ wird aller Voraussicht nach auch in diesem Sommer eröffnet.

Mit genau diesen Plänen hat sich Café-Betreiber Martin Mund im Herbst in die Winterpause verabschiedet – dennoch ist alles ganz anders, als es der Existenzgründer geplant hatte. „Ich hatte im November mit dem Eigentümer über den Kauf gesprochen, im Januar stand mündlich alles fest, und es fehlte nur noch der Notarvertrag“, berichtet Martin Mund. Allerdings: Danach habe sich alles verzögert. Und: Es gab einen weiteren Interessenten. „Das wurde mir im Herbst gesagt“, so Mund kopfschüttelnd.

Dennoch war sich der Café-Betreiber seiner Sache sicher, investierte weiter in die umgebauten Hafen-Container, die als Verkaufsraum und Toiletten dienten. Dann der Schock: Martin Mund gab Mitte des Monats das Aus für die Wiedereröffnung des Palmenhauses auf seiner Facebook-Seite bekannt. Das Gebäude wurde an jemand anderes verkauft.

Dies bestätigt Joachim Harsing im Namen der Palmenhaus Wernigerode GmbH, der bisherigen Eigentümerin. Gut zehn Jahre lang gehörte ihr das Gebäude. „Wir hätten gerne ein Konzept für Eigentumswohnungen umgesetzt, aber das war aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich“, so der Geschäftsmann aus Osterwieck. „Deshalb sind wir froh, dass wir das Grundstück nun verkaufen konnten.“ Warum nicht an Martin Mund? „Er war sehr engagiert, und wir hätten es ihm gegönnt.“ Jedoch sei der jetzige Käufer eine „langfristig sicherere Bank“, was künftige Investitionen angehe.

Nach Volksstimme-Informationen wurde das Plamenhaus für eine sechsstellige Summe verkauft, für eine Sanierung muss ein Millionen-Betrag aufgewendet werden.

Im Internet wurden schnell Gerüchte laut, bei dem Käufer handele es sich um Konditormeister und Café-Betreiber Michael Wiecker. „Definitiv nicht“, sagt der Wernigeröder auf Nachfrage. „Ich fand das Konzept des jungen Mannes gut und habe ihn nicht als Konkurrenz gesehen. Es ist von Vorteil, wenn eine Stadt unterschiedliche gastronomische Konzepte für verschiedene Zielgruppen bietet.“

Der tatsächliche neue Eigentümer ist kein Unbekannter: Konstantin Jantschew kaufte 2014 das Spiegelsbergen-Gut in Halberstadt für Pferdezüchter aus Bulgarien.

Der Bauunternehmer ist in Halberstadt aufgewachsen und steht nach eigener Aussage in Beziehung zu Firmen im Harz, obwohl er in Sofia (Bulgarien) lebt. „Wir haben viele Ideen für das Palmenhaus. Im Moment laufen Gespräche mit der Stadt, was umsetzbar ist“, sagt der 36-Jährige. Das Gebäude soll künftig gastronomisch genutzt werden.

Zu Martin Mund habe Jantschew Kontakt aufgenommen. Die beiden Männer wollen sich für ein Gespräch treffen, wie beide bestätigen.

Groll gegen den Konkurrenten hegt Mund nicht. „Auch wenn ich sauer bin, hoffe ich, dass das Palmenhaus aufgebaut wird und einem öffentlichen Nutzen zugeführt wird.“ Zwar seien nun die Gespräche, die er selbst bereits mit Architekt, Bauamt und Denkmalschutz zur Sanierung des historischen Komplexes geführt hat, hinfällig, seine Investitionen in das „Container-Café“ sind es nicht. „Ich mache auf jeden Fall weiter“, so der 31-Jährige Wernigeröder. Er habe im Internet viel Zuspruch und Unterstützung von Wernigerödern erhalten. „Ich bin optimistisch, aber vorsichtiger geworden.“ So vertraue er nicht mehr auf Absprachen per Handschlag, sondern wolle warten, bis Verträge unterschrieben sind.

Bei der Suche nach einem neuen, geeigneten Grundstück kann er auf Unterstützung seitens der Stadt bauen. „Wir wollen ihm helfen“, bestätigt Rathaus-Sprecherin Winnie Zagrodnik. „Sein Konzept hat überzeugt.“ Derzeit seien alternative Standorte im Gespräch. Es sei noch zu früh zu verraten, welche. „Wenn alles klappt, könnte ich im Juni eröffnen“, kündigt Martin Mund an.