1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Jugendclub in Wernigerode wird saniert

Harz Jugendclub in Wernigerode wird saniert

Wernigerodes Stadtrat hat für die 960.000 Euro teure Sanierung des Jugendhauses "Center" gestimmt - obwohl die Stadt vor Geldsorgen steht.

Von Ivonne Sielaff 26.09.2020, 01:01

Wernigerode l Jetzt ist es amtlich: Das Jugendhaus Center wird für knappe eine Million Euro saniert. Wernigerodes Stadtrat hat dafür am Donnerstagabend, 24. September, grünes Licht gegeben - und das mit deutlicher Mehrheit.

Die obere Etage des Jugendclubs kann seit Jahren nicht genutzt werden. Sie wurde wegen Brandschutzmängeln gesperrt. Diese sollen nun behoben werden. Die vorhandene Treppe soll als Fluchtweg ertüchtigt – eine weitere soll von außen an das Jugendhaus gebaut werden. Das Gebäude bekommt einen Rauchabzug, eine Brandmelde-, Sicherheitsbeleuchtungs- und Blitzschutzanlage. Das Dachgeschoss muss zudem vollständig entkernt und neu ausgebaut werden. Ebenso müssen Heizung und Elektroleitungen im Gebäude erneuert werden. Letztere stammen aus DDR-Zeiten.

Ziel der Stadtverwaltung ist es, die Angebote in dem Jugendklub zwischen den Wohngebieten Stadtfeld und Burgbreite wieder auszubauen. Durch die Sperrung des Obergeschosses waren die Besucherzahlen um 40 Prozent zurückgegangen. Mit der Sanierung des Gebäudes hofft die Verwaltung, wieder mehr Kinder und Jugendliche anlocken zu können.

Das Thema hatte in den vergangenen Wochen für mächtig Zündstoff bei den Stadträten gesorgt - vor allem in Hinblick auf die Geldprobleme der Stadt, die sich durch Corona massiv verschärft haben. Matthias Winkelmann (CDU) betonte am Donnerstag noch einmal, dass es noch andere „Baustellen“ in der Stadt gebe. Das Center sei ein „funktionierendes Gebäude“, in dem sich im Moment im Schnitt „20 Leute“ täglich treffen würden. Sicherlich sei das Obergeschoss nicht nutzbar. „Aber wir können das auch noch in ein oder zwei Jahren machen.“ Er halte Jugendarbeit für wichtig. „Man muss da aber auch die Verhältnismäßigkeit sehen.“ Es gebe etwa 2000 Jugendliche in der Stadt, die wenigsten davon würden das Center besuchen. „Da sollten wir ansetzen.“

Leicht gemacht haben sich die Stadträte ihre Entscheidung nicht. So forderten sie unter anderem einen Variantenvergleich ein. Möglichkeiten wie Neubau, Umzug ins leere Kohlgarten-Wohnheim und eben die von der Verwaltung favorisierte Sanierung des Jugendhauses wurden gegenüber gestellt.

Letzteres sei am schnellsten umsetzbar, warb Siegfried Siegel (SPD) vor der Abstimmung für die Sanierung. Sabine Wetzel warnte davor, noch mehr Zeit verstreichen zu lassen. „Der Bau wird in zwei oder drei Jahren nicht preiswerter“, so die bündnisgrüne Stadträtin. „Wir haben dann auch nicht plötzlich wieder fünf Millionen Euro mehr. Wir werden noch mehr Geld in die Hand nehmen müssen.“

Argument der Verwaltung war vor allem die Finanzierung des Projektes. Die Sanierung könne mit einem relativ niedrigen Eigenanteil von 164.000 Euro gestemmt werden. 328.000 Euro kommen über das Förderprogramm „Soziale Stadt“ vom Land. Die restliche Summe soll über Straßenausbaubeiträge finanziert werden.

Ein Umstand, der wiederum bei einigen Volksstimme-Lesern für Unverständnis sorgte. Wieso erhebt die Stadt immer noch Straßenausbaubeiträge, nach dem sich die Landesregierung doch für deren Abschaffung ausgesprochen hat? Die Stadt sei nach wie vor verpflichtet, die Beiträge zu erheben, erläutert Rathaussprecherin Ariane Hofmann auf Volksstimme-Nachfrage. In der Regierung sei man sich zwar einig. Aber es gebe noch keinen Beschluss, der für Wernigerode bindend sei.

In die Sanierung des Centers würden nur Straßenausbaubeiträge fließen, die bereits im Stadtfeld erhoben wurden, so Hofmann weiter. „Das Wohngebiet wurde vor Jahren zu einem Städtebaufördergebiet mit exakt festgelegten Grenzen deklariert.“ Dies sei Grundvoraussetzung, um dafür Städtebaufördermittel vom Land zu erhalten. Aus dem Fördertopf „Soziale Stadt“ seien fast sämtliche Nebenanlagen der Stadtfeld-Straßen - also Gehwege, Beleuchtung, Parkplätze - erneuert und verbessert worden. Dafür habe die Stadt Straßenausbaubeiträge kassiert. Die Besonderheit: Die Beiträge dürfen nur im Fördergebiet eingesetzt werden.

Hintergrund: Bereits vor zwei Jahren hatte der Stadtrat grünes Licht für Optimierung des Brandschutzes und der Elektrik im Center gegeben. Damals allerdings unter anderen Voraussetzungen. 800 000 Euro sollten die Sanierungsarbeiten kosten – bei 90-prozentiger Förderung über das Programm „Soziale Integration“ - so die Hoffnung. Das Fördergeld wurde nicht bewilligt. Also musste man sich nach einer anderen Geldquelle umsehen. Diese wurde im Fördertopf „Soziale Stadt“ gefunden – mit einem deutlich geringeren Förderanteil als vorher. Dazu kam, dass die Baukosten in den letzten drei Jahren gestiegen waren. Inzwischen wird im Rathaus mit 960 000 Euro kalkuliert. Deshalb musste sich der Stadtrat erneut positionieren.