Harz Wernigerode bibbert

Der Winter hat auch Wernigerode voll im Griff. Auf welche Einschränkungen müssen sich die Wernigeröder und Harzer einstellen?

Von Ivonne Sielaff 09.02.2021, 00:01

Wernigerode l Tief „Tristan“ legt Wernigerode lahm. Nach den starken Schneefällen am Sonntag und Montag versinkt die Stadt buchstäblich im Schnee. Auf den Straßen ist kaum Verkehr. Die meisten Fahrzeuge sind immer noch dick eingeschneit und lassen sich nicht vom Fleck bewegen. Vereinzelt kämpfen sich Menschen durch den über 30 Zentimeter hohen Schnee und versuchen, mit Besen und Schiebern Herr über die weißen Massen zu werden. Die Innenstadt ist – sicherlich auch wegen der generellen coronabedingten Ladenschließungen – wie ausgestorben.

„Wernigerodes Winterdienst ist mit 25 Fahrzeugen und 60 Mitarbeitern im Dauereinsatz“, meldet Rathaussprecherin Kristin Dormann. Priorität hätten Hauptverkehrsadern, Rettungswege, das Citybus-Netz sowie Zufahrten zu Krankenhaus und Feuerwehr. „Was die Nebenstraßen angeht, da müssen wir ehrlich sein. Das schaffen wir personell im Moment nicht.“ Die Winterdienstmitarbeiter stünden vor einer „großen Herausforderung“. Zugeschneite und teils querstehende Autos würden die Räumarbeiten erschweren. Wenn sich die Wetterlage normalisiert, sei vorgesehen, die Schneemassen aus der Innenstadt zu transportieren. Dafür würden städtische Flächen im Gewerbegebiet Smatvelde vorbereitet.

Die Betreuung in den Kindertagesstätten sei sichergestellt, informiert Kristin Dormann weiter. „Wir haben ganz normal geöffnet.“ Wegen Corona seien die Einrichtungen aktuell nicht so stark ausgelastet wie sonst – die Krippen zu 60 Prozent, die Kindergärten zu 35 Prozent.

Der Wernigeröder Wertstoffhof bleibt bis einschließlich Mittwoch geschlossen.

Der Wernigeröder Wochenmarkt muss in dieser Woche abgesagt werden. „Soweit sich die Wetterlage verbessert und die Begeh- und Befahrbarkeit des Marktplatzes ungehindert möglich ist, geht es nächste Woche Dienstag weiter“, heißt es aus dem Rathaus.

Bisher habe es keine wetterbedingten Feuerwehreinsätze gegeben, meldet Vize-Stadtwehrleiter Marco Söchting. Die freiwilligen Brandschützer hätten zwischen Sonntag, 20 Uhr, und Montag, 7 Uhr, die Bereitschaft im Gerätehaus in der Bahnhofstraße abgesichert – bis die hauptamtlichen Kameraden wieder im Dienst waren. Zudem bittet Söchting Hauseigentümer darum, Unterflurhydranten und die entsprechenden Schilder vor ihren Grundstücken im Auge zu behalten. „Es wäre wichtig, dass die Hydranten vom Schnee freigehalten werden, damit die Feuerwehr bei Einsätzen an Wasser herankommt.“

Schneetief „Tristan“ habe auch den Arbeitsalltag im Harzklinikum durcheinander gewirbelt, so Sprecher Tom Koch. Der Winterdienst habe Sonntag und Montag um 4 Uhr begonnen, die Parkflächen in Wernigerode, Quedlinburg und Blankenburg für Patienten und Bedienstete freizuräumen. Nicht alle Mitarbeiter hätten es am Montag zur Arbeit geschafft, sodass sogar Kollegen aus dem Urlaub zurück gerufen werden mussten.

„Die Verkehrsbehinderungen haben auch Folgen für die Betriebsabläufe im Klinikum“, so Koch. So habe das Göttinger Labor am Montag keine Corona-Proben abgeholt. Es seien auch keine neuen PCR-Tests geliefert worden. Zudem blieben zum Wochenanfang die Medikamentenlieferungen vom Pharmazeutischen Großhandel in Braunschweig aus. Die Patienten könnten dennoch versorgt werden. Apotheken seien verpflichtet, einen mehrwöchigen Vorrat der wichtigsten Medikamente anzulegen.

Indes müssten in den Notaufnahmen in Wernigerode und Quedlinburg vermehrt wetterbedingte Sturzverletzungen behandelt werden – bis zu 20 Patienten täglich. Das sei für den Winter aber durchaus üblich.

Mit den Worten „Hallo aus der Polarexpress-Zentrale“, meldet sich Christian Fischer, Chef der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB), bei der Volksstimme. „Bis Mittwoch, 12 Uhr, wird es keinen Busverkehr im Harzkreis geben“, so Fischer. „Die Sicherheit der Passagiere und Mitarbeiter geht vor.“ Die Straßen seien für die HVB-Busse nicht passierbar. Selbst auf geräumten Straßen gebe es viele Engstellen. Auf den Nebenstrecken sei die Straße unter der Schneedecke oft vereist. „Das macht es zusätzlich schwer.“ Am Mittwochvormittag werde entschieden, wie es weitergeht. „Aber selbst wenn die Busse dann wieder rollen sollten – es wird kein ruckelfreier Start.“

Die Zusteller der Volksstimme haben ebenfalls mit dem Schnee zu kämpfen. Aber sie geben ihr Bestes. Das hat auch Leserin Petra Albrecht festgestellt. „Unsere Zustellerin ist mit dem schweren Rucksack durch den Tiefschnee zu uns nach oben gestapft, sodass wir pünktlich um 6 Uhr unsere Zeitung hatten“, berichtet die Wernigeröderin, die am Eichberg wohnt.