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Hausbau Private lassen Altstadt aufblühen

8,6 Millionen Euro hat Wernigerode im letzten Jahr in Bauprojekte investiert. Die Volksstimme im Gespräch mit Baudezernent Burkhard Rudo.

Von Julia Bruns 01.02.2018, 00:01

Wernigerode l Unabhängig davon, wer es angestoßen und umgesetzt hat – wieder hat sich Wernigerode im zurückliegenden Jahr ein Stück verändert. Das ist das Fazit, das Burkhard Rudo im Volksstimme-Gespräch über das Baugeschehen der letzten zwölf Monate zieht. „Wichtig ist nicht, wer es macht, sondern dass etwas passiert“, sagt der Baudzernent.

Zahlreiche Projekte der Innenstadtentwicklung hat er für das Gespräch mit der Volksstimme herausgesucht, um exemplarisch zu zeigen, wie das Markenzeichen Wernigerodes – „denn nichts anderes ist unsere Fachwerkaltstadt“ – aufgewertet wurde. „Mit der Altstadt verdienen wir unser Geld, ihretwegen kommen die Touristen“, ist er überzeugt.

Ob in der Pfarrstraße 28/30, wo ein Investor mit viel Mühe über zwei Jahre altersgerechte Mietwohnungen bauen ließ, oder in der Marktstraße 27/29, wo ein Privatmann aus Bayern zwei leerstehende Fachwerkgebäude vor dem Verfall rettete: „Wernigerodes Innenstadt lebt von ihrer Geschlossenheit. Solche Erfolge zählen“, sagt Rudo, der seit 1992 in Wernigerodes Bauverwaltung tätig ist.

Die alte Heidemühle entwickele sich ebenso Stück für Stück. „Eine hervorragende Nutzung hat 2017 auch das ehemalige Finanzamt in der Gustav-Petri-Straße erfahren, in dem sich jetzt ein Pflegezentrum befindet“, sagt er. Ein Erfolg, der ebenfalls der Initiative privater Investoren zu verdanken ist, ist die Entwicklung des Wohngebietes rund um die ehemalige Schokoladenfabrik „Argenta“ in Hasserode.

Der Breitbandausbau im gesamten Stadtgebiet konnte von der Telekom vorangetrieben werden. Noch immer seien laut Burkhard Rudo Mitarbeiter im Bauamt mit der Mängelbehebung befasst. Subunternehmen hatten Baustellen teils schlecht hinterlassen, Gehwege beschädigt oder Pflaster liederlich verfugt.

Derweil laufen noch die Arbeiten für eine Erweiterung des Harzklinikums in der Ilsenburger Straße, wo unter anderem die Kinderklinik Platz finden soll. „Fertig gestellt wird in diesem Jahr das Projekt von Familie Hanisch in der Breiten Straße“, so Rudo. „Und im Wohnpark von Stratie Im langen Schlage können die ersten Mieter einziehen.“

Auch die Stadt habe investiert. Der Ingenieur: „Es konnten mit einem Eigenanteil von 3,4 Millionen Euro Investitionen von 8,6 Millionen Euro finanziert werden.“ Stolz sei der Baudezernent, dass wieder Teile des Schlosses saniert werden konnten. „Die Natursteinmauer am Bäckerhaus rechts hinter dem Turm wurde erneuert. Dort herrschte zuvor Einsturzgefahr“, berichtet er. Für das laufende Jahr sei noch kein Förderbescheid für weitere Arbeiten am Wahrzeichen auf dem Agnesberg bewilligt worden.

Die Fertigstellung der Feuerstein-Arena in Schierke sei „eine Punktlandung“ gewesen. „Auch das Schierke Resort muss man loben“, so der Wernigeröder. Mit dem Feriendorf sei eine Einrichtung mit hoher Attraktivität im Brockenort entstanden. „Wobei es bedauerlich ist, dass das altehrwürdige Hotel ‚Heinrich Heine‘ weichen musste. Was ihm gefolgt ist, ist ihm aber ebenbürtig“, findet er.

Kleinere Investitionen der Kommune, die nahezu unbemerkt blieben, wurden in der Großen Schenkstraße und in Silstedt umgesetzt. „In der Schenkstraße haben wir einen Teil der Stützmauer unterhalb des ehemaligen Stadtmauerverlaufs saniert“, so der Bauingenieur, der viele Jahre in Weimar arbeitete. „In Silstedt wurde ein Feldweg In den sauren Wiesen zu einer nördlichen Umfahrung in Richtung Reddeber ausgebaut.“

Zudem sei die Feldstraße fertig saniert und der erste von vier Bauabschnitten in der unteren Breiten Straße abgeschlossen worden. „Dort gab es Anlaufschwierigkeiten“, bekennt er. „Die Leitungen werden digital erfasst, sodass es bei späteren Sanierungen zu keinen Überraschungen mehr kommen kann.“ Das verworrene Leitungssystem, das sich den Arbeitern im Erdreich der Breiten Straße eröffnete, hatte für einen erheblichen Bauverzug gesorgt. Bis 2022 soll die gesamte Breite Straße zur Flaniermeile ausgebaut sein.

Für das laufende Jahr stehen trotz ungewisser Haushaltsplanung bereits einige Projekte fest: „Definitiv werden wir mit dem weiteren Ausbau der Friedrichstraße, der L 100, fortfahren“, so Rudo.

Auch in der Breiten Straße sollen die Bagger wieder anrollen. Der zweite Bauabschnitt der Kindertagesstätte in Schierke wird dank bewilligten Fördergelds begonnen. Und auch das Multifunktionsgebäude für Bauhof, Feuerwehr und Bergwacht wird in Schierke nach Willen des Stadtrats entstehen, wie bereits 2017 per Beschluss festgelegt wurde. Bei der Feuerwehr in Minsleben werde ebenfalls an einer Lösung für das Gerätehaus gearbeitet.

Auch im Amt für Stadtplanung konnte 2017 einiges vorangetrieben werden. So ist der Bebauungsplan für die Sennhütte am Eisenberg auf den Weg gebracht worden, in der Grasewanne in Reddeber wurde ein kleines Wohngebiet genehmigt, die Arbeiten für ein Quartier am Roten Stern in der Hornstraße haben bereits begonnen. Vorbereitet werde derzeit der Bebauungsplan für den Küchengarten, der dem Stadtrat noch in der ersten Jahreshälfte präsentiert werden soll sowie ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für das Areal hinter der Breiten Straße 84. Er wird dem Bauausschuss am Montag, 29. Januar, präsentiert.

Der B-Plan für das Wohngebiet am Kastanienwäldchen sowie für das Ochsenteichgelände, auf dem die Harzer Schmalspurbahnen eine Gläserne Werkstatt samt Besucherzentrum planen, würden ebenfalls im Bauamt betreut. Für das eine noch unbebaute Fläche im Mühlental auf dem Gelände des einstigen „Harzfriede“ wird ein weiterer B-Plan aufgestellt.

Weitere private Investitionen würden von der Verwaltung koordiniert. So sei die Stadt in Gesprächen mit Investoren für Hotels in Schierke, darunter für das Arborea auf dem Gelände des einstigen „Wurmbergblick“ sowie für ein Sporthotel auf dem Gelände des Hotels „Fürstenhöhe“.

Im Bauamt arbeiten rund 40 Mitarbeiter, zehn von ihnen sind Stadtplaner. Die anderen sind in den Bereichen Tiefbau, Hochbau, Bauverwaltung und Liegenschaften tätig.