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Hitze Kein Sport, aber viel trinken

Hitze kann gefährlich sein. Wie man am besten durch die heißen Tage kommt, weiß Dr. Christian Kalisch vom Harzklinikum Wernigerode.

Von Ivonne Sielaff 20.07.2016, 01:01

Wernigerode l Bullenhitze: Am Mittwoch soll das Quecksilber in Wernigerode auf über 30 Grad klettern. Die Ferienkinder und die Betreiber der Freibäder in der Region freut es. Aber die Ärzte schlagen Alarm. Der Kreislauf wird beeinträchtigt. Senioren, Kleinkinder und Menschen mit Herzproblemen sind besonders gefährdet, sagt Dr. Christian Kalisch. Er muss es wissen. Als leitender Arzt in der Notaufnahme des Wernigeröder Harzklinikums hat er es im Sommer auch mit Hitzepatienten zu tun.

Das Thema würde manchmal etwas überbewertet, relativiert der Experte. „Man kann die Temperaturen in unseren Breiten nicht etwa mit Südfrankreich vergleichen, wo es regelmäßig zu extremen Hitzewellen kommt.“ Jedoch wirke sich das sommerliche Klima in Deutschland ebenfalls auf das Notfallgeschehen in den Krankenhäusern aus – auch in Wernigerode.

„Wichtig bei hohen Temperaturen ist vor allem, ausreichend zu trinken“, so Kalisch. Bei gesunden Menschen seien das ungefähr zwei Liter täglich. Wer körperlich anstrengende Arbeit im Freien verrichtet, sollte deutlich mehr trinken. Kalisch empfiehlt Wasser und ungesüßte Tees. Auch alkoholfreies Bier in Maßen sei unbedenklich. Gleichzeitig müsse der Elektrolyt-Haushalt im Körper im Auge behalten werden. „Schweiß ist von seiner Zusammensetzung mit dem Primär-Urin in der Niere vergleichbar“, so Christian Kalisch. Darin enthalten sind Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium. Wer stark schwitzt, leidet schnell an Elektrolytmangel. Muskelkrämpfe sind die Folge.

Vor Sport und anderen körperlichen Betätigungen bei Hitze rät der Notarzt ab. Das Schwitzen verschafft dem Körper zusätzlich Arbeit. Am späten Nachmittag sei die Ozonbelastung an heißen Tagen besonders hoch. Dazu kommt, dass man bei trockener Hitze auch über die Lunge viel Wasser verliert, weil die Schleimhäute und die Atemluft ständig angefeuchtet werden müssen. „Man spricht dabei vom unfühlbaren Schwitzen“, so Kalisch. „Es ist schon vorgekommen, dass Leute beim Rasenmähen einen Herzinfarkt erlitten haben.“ Gerade Gartenarbeit werde oft unterschätzt. „Dabei wird der Körper stark belastet. Bei Gefährdeten, die beispielsweise unter Übergewicht leiden, kann dies zu Kreislaufschwankungen führen.“ Schwindel und Flimmern vor den Augen seien Warnzeichen. „Treten sie auf, sollten man sich hinsetzen, eine Pause machen und trinken.“

Und was versteht man unter dem sogenannten Sonnenstich? „Bei übermäßiger Sonneneinstrahlung auf den Kopf in Zusammenhang mit Sonnenbrand wird die Gefäßregulation gestört“, so der Experte. Das heißt die Blutgefäße im Kopf stellen sich weit. Mehr Blut fließt, um Wärme abzugeben. „Das funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Grad.“ Symptome bei Sonnenstich sind Kopfschmerzen und Schwindel. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Schock kommen. „Deshalb ist es wichtig, beim Sonnenbaden am Strand, im Freibad oder auch beim Radfahren eine Kopfbedeckung zu tragen.“ Darüber hinaus rät Kalisch zu Hautschutz. Die Fälle von weißem Hautkrebs hätten in den vergangenen Jahren zugenommen.