Hochwasser Schutz durch neue Deiche

Knapp zwei Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser im Harz vom 26. Juli 2017: Wie steht es heute um den Hochwasserschutz?

Von Julia Bruns 16.06.2019, 04:14

Harsleben/Halberstadt l Ziemlich unscheinbar, manchmal nicht vorhanden: Das kennzeichnet kleine Gewässer wie den Sturzbach in Wernigerode oder den Goldbach. Dabei können kleine Bächlein für reichlich Ärger sorgen.  Der Harz ist am 26. Juli 2017 von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht worden. Besonders schlimm traf es Orte wie Silstedt, Ilsenburg und Harsleben. Vor allem in Harsleben richtete der Goldbach viel Schaden an. Im Dezember 2018 wurde der Goldbach als Risikogewässer nach den Vorgaben der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie eingestuft, bestätigt Dr. Christoph Ertl.

Er arbeitet als Flussbereichsleiter beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Gerade kleine Gewässer hätten oftmals zu geringe Durchlässe, was ein Anstauen durch die Ablagerung von Sedimenten begünstige. Doch anders als die großen Flüsse wie Holtemme und Zillierbach sind diese Bäche nicht automatisch als Risikogewässer eingestuft. „Der Goldbach war bisher kein Risikogewässer, sagt Christoph Ertl. Das hat sich nun geändert.

„Das Verfahren gliedert sich in drei Stufen“, erläutert er. Am Anfang stehe die Bewertung durch Experten. Im Anschluss daran werde eine Hochwassergefahren- und Risikokarte erstellt. In der dritten Phase werden in einer Schwachstellenanalyse jene Engpässe aufgespürt, die in einem Hochwasser besondere Gefahren in sich bergen. Diese Untersuchungen sind bereits beauftragt. Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen.

„Für andere Gewässer sind solche Schwachstellen bereits identifiziert. Sie werden von uns beseitigt“, sagt er. So wird an der Ilse in Berßel beispielsweise ein neuer Deich errichtet. An der Bode wurde in Egeln ein Deich rekonstruiert und erhöht. In Veckenstedt werden an der Ilse zwei Deiche errichtet, sodass das Wasser in den Fluss zurückgedrängt wird. Und: „Es ist noch einiges in der Pipeline“, sagt Ertl. So zum Beispiel in Wegeleben, Deesdorf, Ilsenburg oder in den Ortslagen an der Selke und Holtemme.

Eine Bürgerinitiative in Wernigerode fordert neben dem Status des Hochwasserrisikogebietes für den Gesamtharz auch ein Rückhaltebecken im Sandbachtal, das linksseitig neben der Steinernen Renne bei Wernigerode liegt. „Der Bau eines solchen Rückhaltebeckens wurde bereits voruntersucht. Man könnte es nur mit einem enormen Querbauwerk realisieren“, sagt Ertl.

Gegen Starkregenereignisse wie 2016, als der Wernigeröder Markt und die Breite Straße unter Wasser standen, würde ein solches Becken ohnehin nichts ausrichten, da diese Überschwemmungen nicht durch die Holtemme verursacht wurden. „Und inwieweit ein Rückhaltebecken den Hochwasserscheitel der Holtemme reduzieren kann, muss noch untersucht werden.“

15 Millionen Euro – so teuer kam das Hochwasser 2017 dem Landesbetrieb an den sogenannten Gewässern Erster Ordnung zustehen. Sieben Millionen Euro sind bereits investiert worden, um Mauern, Böschungen und Wehre zu rekonstruieren. „Die Hochwasserschadensbeseitigung wird überwiegend aus dem Wirtschaftsplan des Landesbetriebes für Hochwasserschutz finanziert“, klärt Christoph Ertl auf.