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Hochwasser Zillierbach-Damm hat nicht versagt

Das Hochwasser im Harz ist kein Versagen der Zillierbachtalsperre, sie hat Schlimmeres verhindert, informiert der Talsperrenbetrieb.

Von Burkhard Falkner 02.08.2017, 01:01

Wernigerode l Das Hochwasser Ende Juli ist noch lange nicht vergessen.

Und nicht nur bei den Teams, die mit dem Aufräumen und der Schadensregulierung beschäftigt sind, geht dabei manchmal ein fragender, auch vorwurfsvoller Blick von Wernigerode bergauf in Richtung Zillierbachtalsperre. Manche schauen nach den Katastophenbildern von Goslar bis Derenburg mit neuen Augen gleich auf das gesamte Talsperrensystem. Hat es versagt?

„Nein, keineswegs“, ist sich Joachim Schimroszyck sicher. Der Stellvertretende Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt mit seinem Team am Firmensitz in Blankenburg analysiert weiter die Ereignisse und kann sich über manche Äußerungen in den Medien nur wundern.

„Speziell zur Zillierbachtalsperre wird die Lage oft falsch eingeschätzt“, so Schimroszyck auf Volksstimme-Nachfrage. Weder dort noch in anderen Talsperren habe der Abfluss oder die Wasserabgabe die Hochwasserlage verschärft. „Im Gegenteil, gerade die Zillierbachtalsperre hat die drohende Gefahr entschärft“, argumentiert der Wasserwirtschaftler und erhärtet seine Einschätzung.

„Die Zillierbachtalsperre hat trotz immenser Regenmengen, vor allem vom Brocken her, den Scheitel des Hochwassers lange zurückgehalten und auch beim Überlaufen die Lage nicht verschlimmert“, fasst Joachim Schimroszyck zusammen.

Auf dem Brocken allein seien in den drei Tagen vom Montag, 24. Juli, bis Mittwoch, 26. Juli, insgesamt 256 Liter Wasser je Quadratmeter herabgeregnet, der Spitzenwert jener Tage. Im Bereich der Zillierbachtalsperre regnete es in der Zeit 186 Liter je Quadratmeter. „Wir hatten in der Zillierbachtalsperre einen Spitzenzulauf von 11 Kubikmetern/je Sekunde und gaben lange Zeit nur 1,5 Kubikmeter je Sekunde ab“, rechnet Achim Schimroszyck vor. Wäre das Wasser quasi ungebremst durchgeflossen, wäre die Überschwemmung in Wernigerode „vermutlich sehr deutlich größer“ gewesen. So waren es nur die Wassermassen, die nicht im Einzugsgebiet der Talsperre niedergingen. Und das war schon sehr viel. Eine Ursache für das Stadthochwasser war laut Schimroszyck eine Verstopfung der Brücke oberhalb des Holfelder Platzes. „Wäre das nicht passiert, wäre der Zillierbach sehr wahrscheinlich im Bachbett geblieben“, konstatiert der Vize-Geschäftsführer. Erst diese Verstopfung habe zu dem Überstau geführt, der dann zum Problem wurde und erst dank der Helfer eingedämmt werden konnte.

Die Zillierbachtalsperre lief laut Ereignis-Report vom Mittwoch, 26. Juli, bis Sonnabend, 29. Juli, über. Dadurch wurden erst 0,5, am Donnerstag bis zu 1,5 und Freitag, Sonnabend wieder nur 0,5 bis 0,6 Kubikmeter Wasser je Sekunde abgegeben. Zurückgehalten wurden in der Zeit Zuflüsse von erst 11,5 Kubikmeter, dann 1,8 und 0,5 Kubikmeter je Sekunde. „Auch hier wurde die Wucht des Wassers aufgehalten, wobei wir ab Freitag ohne Gefahren den Grundablass öffnen konnten“, so Schimroszyck: „Die Zillierbachtalsperre hat ihre Aufgabe zu 100 Prozent erfüllt.“

Das gleiche gelte für die Talsperren im Bodesystem in der Stadt Oberharz am Brocken und auch für die Dämme und Stauseen im Westharz, die teilweise jetzt noch nicht voll seien, so der Wasserwirtschaftler weiter. Das heiße, auch im Westharz kamen die Überschwemmungen vom Regen und nicht wegen eines Versagens der Talsperren. Sie wurden durch die Dämme gemildert, auch wenn das für direkt Betroffene kaum ein Trost sein könne.

Derzeit werden aus der Zillierbachtalsperre ein bis zwei Kubikmeter Wasser je Sekunde abgegeben, informiert Joachim Schimroszyck die Volksstimme. Ohne Probleme, und um Stauraum zu schaffen für einen nächsten Regen.

So erlebten die Menschen das Hochwasser (Liveticker vom 26. Juli).