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Hochwasserschutz Vorsicht ja, Panik nein in Wernigerode

Im Harz setzt Tauwetter ein. Wernigerode bereitet sich auf steigende Pegel von Holtemme und Bächen vor.

Von Holger Manigk 18.02.2021, 00:01

Wernigerode l Das Tauwetter im Harz hat nach dem großen Schneefall massiv eingesetzt – am Wochenende werden selbst in Schierke Temperaturen im zweistelligen Plusbereich erwartet. Damit wächst vielerorts die Angst vor Hochwasser. Die zuständigen Stellen der Stadt Wernigerode seien auf steigende Pegel an Holtemme und Zillierbach vorbereitet, teilt Rathaus-Sprecherin Ariane Hofmann mit. „Derzeit verfügen Flüsse und Talsperren über ausreichende Aufnahmereserven.“

Der Wasserstand der Holtemme am Pegel Steinerne Renne lag am Mittwochnachmittag bei 39 Zentimetern – noch weit unter der Alarmstufe 1, die bei 55 Zentimetern greift. „Auch der frostfreie Boden nimmt das Wasser gut auf. Die Wasserstände und Wetterentwicklungen werden fortwährend überprüft“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung weiter.

Die nach der Sommerflut 2017 gegründete Wasserwehr sei im Einsatz – und bereit, im Ernstfall gefahrendabwehrend einzugreifen. Die sechs Männer und eine Frau mit dem ehemaligen Ordnungsdezernenten Volker Friedrich an der Spitze sowie die Gewässerpaten seien derzeit damit beschäftigt, Flüsse und Bäche zu beobachten und freizuhalten.

Entlang der Holtemme soll dabei vor allem den beim Hochwasser 2017 am stärksten getroffenen Stellen besondere Aufmerksamtkeit geschenkt werden: Der Straße Insel und der Kruskastraße in Hasserode, Im Stadtfelde weiter flussabwärts sowie bei Silstedt der Neuen Mühle. Unter Beobachtung stehen ebenso kleinere Gewässer: Kaxgrundbach und Hellbach in Benzingerode sowie der Barrenbach, der sich durch Reddeber und Minsleben schlängelt.

Im Fokus der Stadtverwaltung befänden sich ebenso Einläufe des Sturzbachs und die an der Himmelpforte, informiert Hofmann weiter. An beiden Gewässern machten sich nun die Investitionen der zurückliegenden Jahre sowie deren guter Unterhaltungszustand bezahlt.

Wernigerode habe zudem „in Abstimmung mit dem Landkreis vorgesorgt und ist mit Materialien zur Absicherung der öffentlichen Flächen im Stadtgebiet und in den Ortsteilen ausgestattet“. So habe der Bauhof 25 000 Sandsäcke gelagert. Dieser Vorrat werde mit weiteren 10.000 Stück von der Harzer Kreisverwaltung ergänzt. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) hatte Ende voriger Woche angekündigt, 150.000 Säcke zu ordern und gefährdeten Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Die Lieferung wird aktuell erwartet.Eine Reserve von 29.000 Sandsäcken hält der Landkreis beim Technische Hilfswerk in Quedlinburg parat.

„Für den Hochwasserschutz privater Grundstücke sind grundsätzlich die Besitzer, beziehungsweise die Eigentümer zuständig“, ergänzt die Sprecherin der Stadtverwaltung und appelliert an die Wernigeröder, weiter mitzuhelfen.

Trotz der steigenden Temperaturen „sind viele Einläufe und Gossen noch von Schnee bedeckt, den es zu entfernen gilt“. Der Winterdienst befreie derzeit Straßeneinläufe und Gossen, „damit das Tauwasser in die Kanalisation abfließen kann“. Einwohner könnten „dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen und ihnen bekannte Straßeneinläufe von Schnee und Eis befreien“.

Hintergrund: Das Juli-Hochwasser 2017 hatte vor allem in Hasserode und Silstedt für große Schäden gesorgt: An der Insel war die Ufermauer abgesackt, in der Fahrbahn klaffte ein Loch. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) saniert die Befestigung auf 230 Metern Länge in einer Gemeinschaftsaktion mit der Stadt Wernigerode und dem Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode. Die ersten 170 Meter davon sind geschafft. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro.

Das letzte Teilstück bis zur Papierfabrik soll 2020 in Angriff genommen werden. Der LHW rechnet mit Ausgaben von mehr als einer Million Euro dafür: „Denn es muss nicht nur die restliche Ufermauer erneuert werden“ , erläuterte Flussbereichsleiter Christoph Ertl im September. Hinzu komme die Rekonstruktion des bei der Flut vor drei Jahren abgerissenen Wehres an der Hochschule Harz samt Fischaufstieg und Abschlag des Stillen Wassers.

Silstedts Unterdorf stand vor drei Jahren unter Wasser, nachdem ein Holtemme-Damm weggespült worden war. Ein neuer Deich aus Granit und Beton für 370.000 Euro wurde Anfang 2018 fertiggestellt. Dennoch ist die Sorge im Wernigeröder Ortsteil nun besonders groß. „Wir stehen in ständigem Kontakt und beobachten auch in Silstedt die Entwicklung, um die Situation einzuschätzen“, versichert Rathaus-Sprecherin Hofmann.