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Insekten Schnecken als Therapie-Tiere

Seit seiner Kindheit faszinieren Ingo Fritzsche Schnecken und Insekten. Aus dem Hobby hat der Derenburger seinen Beruf gemacht.

Von Holger Hadinga 24.05.2020, 23:01

Derenburg l Helix pomatia lautet der lateinische Begriff, auf Deutsch Weinbergschnecke. Diese kann ausgewachsen bis zehn Zentimeter lang werden und dreißig Gramm wiegen. Vor allem im Nachbarland Frankreich ist diese gehäusetragende Landschnecke in Restaurants eine Delikatesse. Sie wird mit Kräuterbutter im Backofen gegart. Und ihr zu Ehren gibt es den Tag der Weinbergschnecke am 24. Mai seit 2001.

„Am begehrtesten in der Küche ist die Südliche Weinbergschnecke. Die größte europäische Zuchtfarm befindet sich in Polen“, weiß Ingo Fritzsche (Jahrgang 1972). Er kennt sich mit den „Wirbellosen“, so die biologische Bezeichnung, bestens aus. Fritzsche studierte an der Fachhochschule Bernburg Naturschutz und Landschaftsplanung. Dann kam an der Universität Kiel Biologie hinzu. Seit 2006 ist der Harzer Diplom-Ingenieur für Naturschutz sowie Landschaftsplanung.

Vor fünf Fahren eröffnete der Experte in Derenburg das Terraristikfachgeschäft „Snail-Express“. Dabei kommen auch die Wirbellosen nicht zu kurz. „Zwar züchte ich keine Weinbergschnecken mehr, aber es sind derzeit etwa zehn Arten mit je zwei bis fünfzig Schnecken. Früher waren es insgesamt 65 Arten. Das schaffe ich zeitlich heute nicht mehr“, erklärt Fritzsche. Es sei jedoch kein Problem, wenn Restaurants Weinbergschnecken haben möchten. Diese könne er bestellen.

Wirbellose züchtet Ingo Fritzsche seit seinem 14. Lebensjahr. „Als kleiner Junge wollte ich meine Mutter erschrecken. Deshalb legte ich Schnecken in eine Brotdose. Anschließend war sie sehr sauer“, erzählt er über den Beginn seiner Leidenschaft für diese Tiere. Die „kleine Zuchtfarm“ befand sich damals im Kinderzimmer. Neben Schnecken kamen später noch Insekten hinzu, welche ebenfalls zu den Wirbellosen gehören.

Wichtig für die Zucht sind ein hoher Feuchtigkeitsgehalt und Kalk als Ergänzung zur Nahrung für das Gehäuse. Ingo Fritzsche: „Ich mag ihre Langsamkeit. Damit strahlen sie Ruhe aus und sind somit wie Therapie-Tiere.“ Eine seiner bevorzugten Schneckenarten ist die Achatina fulica „White Jade“. Das ist die afrikanische Achatschnecke mit weißem Körper, die ebenfalls eine Delikatesse ist.

Doch nicht nur diese schleimigen Bauchfüßler sind in seine Fachgeschäft an der Halberstädter Straße zu haben. Dort kommen auch Liebhaber auf ihre Kosten, die sich dem Halten von Schlangen, Echsen und Fröschen verschrieben haben.