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Jubiläum Aus dem Leben von Familie Luther

In Wernigerode feiern die evangelischen Kirchengemeinden das Reformationsjubiläum mit einer Themenwoche.

Von Katrin Schröder 25.10.2017, 01:01

Wernigerode l „Ich soll euch von mir erzählen?“ Der Mann am Küchentisch lehnt sich zurück und fängt an, zu erzählen. Die Kinder lauschen gespannt, wie ihr Vater, Herr Luther, von seiner Jugend erzählt: Wie viel Spaß es ihm bereitet habe, nach der Schule mit seinen Kameraden singend herumzuziehen und wie viel weniger freudvoll der Unterricht war. „Jetzt steht ihr auf“, sagt Kantorin Anne Engel zum Kinderchor, der vor dem Altar der Wernigeröder Liebfrauenkirche auf seinen Einsatz wartet. Seit April wird für das Luther-Musical geprobt, das am Dienstag, 31. Oktober, dem Reformationstag, um 15 Uhr aufgeführt wird.

Rund 80 Personen wirken an dem zirka einstündigen Stück mit, berichtet Anne Engel. Sechs jugendliche und erwachsene Schauspieler verkörpern die Familie Luther. Vater Martin berichtet aus seinem bewegten Leben und vom Wirken für die Kirchenreform. Die Mädchen und Jungen des evangelischen Kinderchors zeigen neben ihrem musikalischen Einsatz Spielszenen aus dem Leben des jungen Luther. Ein Projektchor, bestehend aus Sängern der Wernigeröder Kirchenchöre, sorgt für den guten Ton, ebenso eine Projektband mit Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug. Hinzu kommen die Techniker, die die professionelle Tonanlage bedienen.

Die Christusgemeinde feiert am Reformationstag um 11 Uhr einen Gottesdienst unter dem Motto: „... würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen!“ Wie Anne Engel ankündigt, werden die Handpuppen Dr. Martinus und Herr Käthe Szenen aus Luthers Leben lebendig werden lassen, Luthers Lieder und Predigten können entdeckt werden, und es wird ein Apfelbaum gepflanzt. Im Anschluss sind die Teilnehmer zur Luthersuppe eingeladen, die nach einem Rezept aus Käthes Küche zubereitet wird. Später wird ein Fahrdienst zum Musical in der Liebfrauenkirche angeboten.

Bereits für Sonntag, 29. Oktober, ist in der Johanniskirche ein weiteres Projekt geplant. Im Gottesdienst um 10 Uhr werden die „Neuen Thesen aus Wernigerode“ vorgestellt. Seit Anfang des Jahres hat die Gemeinde gesammelt. „Es sind mehr als 95 geworden“, sagt Pfarrerin Heide Liebold mit Blick auf die historischen Luther-Thesen.

Bunt gemischt sei das Spektrum der Schreiber – von jung bis alt und prominent bis unbekannt. Viele Schulklassen haben sich beteiligt, unter anderem bei Workshops mit dem Titel „Martin Luther – das ist der Hammer“. Sie suchten in der Johanniskirche Spuren des Reformators und ergänzten den Satz „Damit meine Welt ein besserer Ort wird …“ mit eigenen Gedanken. Die Thesen werden ausgehängt, wer spontan seine Gedanken niederschreiben möchte, kann dies vor Ort tun. Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) wird seine Thesen vortragen.

Die Festwoche endet mit einem Konzert von Philharmonischem Kammerorchester und Kantorei am Sonnabend, 4. November, um 19.30 Uhr in der Sylvestrikirche. Zu hören ist die „Reformationssinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy mit dem berühmtesten Lutherchoral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Ferner erklingen Kantaten über zwei Lutherchoräle von Mendelssohn-Bartholdy sowie die Reformationskantate „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ von Johann Sebastian Bach. Seine Uraufführung erlebt das Werk „Azadî“ für Violine und Streichorchester. Geschrieben hat es der junge Komponist Cya Bazzaz, Jahrgang 1997. „Azadî“ ist kurdisch für „Freiheit“ und bezieht sich auf ein Gedicht des syrischen Dichters Wahid Nader.