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Kirche Alle Glocken läuten wieder

Bald läuten in Trautenstein alle Glocken. Die zweite Kirchenglocke ist im Turm montiert worden. Die Weihe ist am Sonntag.

Von Katrin Schröder 30.09.2015, 01:01

Trautenstein l „Herr, gib Segen über dieses Dorf“: Der Satz steht auf der neuen Glocke, die am Dienstagmorgen ihren Platz im Trautensteiner Glockenturm der St. Salvatorkirche gefunden hat. Thomas Junge von der Glockengießerei Rincker im hessischen Sinn montierte das 338 Kilogramm schwere Stück aus Bronze, das bereits in der vergangenen Woche in den Oberharzort geliefert worden war und einige Tage im Dorfgemeinschaftshaus lagerte.

Damit hat ein folgenschwerer Unfall noch einen glücklichen Abschluss gefunden. Im vergangenen Jahr waren die beiden historischen Glocken aus Trautenstein zur Reparatur nach Hessen gebracht worden. Beim Rücktransport zerbrach die ältere und größere Glocke (Volksstimme berichtete). Zunächst war angenommen worden, dass das wertvolle Stück aus dem Jahr 1422 wieder instandgesetzt werden könnte. Doch dem war nicht so, berichtet Pfarrer Stefan Gresing. „Die Glocke ist in mehrere Teile zerbrochen. Es war ein richtig großer Schaden.“

Theoretisch hätte dieser zwar repariert werden können, sagt Dieter Bock, Bauamtsleiter der Stadtverwaltung Oberharz. „Doch das wäre extrem teuer geworden – viel teurer als ein Neuguss.“ Deshalb habe sich die beauftragte Firma für eine Neuanfertigung entschieden. Wie viel diese gekostet hat, ist nicht zu erfahren – zahlen müssen entweder die Gießerei oder die Spedition, die die Glocke seinerzeit ausgeliefert hat. „Die Gemeinde ist nicht mit weiteren Kosten belastet“, betont Pfarrer Gresing. Derweil ist aber auch der originale Klangkörper mit seinen Einzelteilen wieder heimgekehrt und soll künftig den Vorraum der Trautensteiner Kirche zieren.

Die neu gegossene Glocke wird erstmals am Sonntag, 4. Oktober, zu hören sein. Dann wird sie beim Gottesdienst um 9 Uhr offiziell eingeweiht. Viele der rund 200 Gemeindemitglieder in Trautenstein haben darauf schon lange gewartet, weiß Küster Markus Berger. „Gerade den Älteren hat das Läuten gefehlt.“ Dem stimmt Ines Paul vom Trautensteiner Kirchenvorstand zu. „Es war Zeit.“ Traditionell haben Glocken die Funktion, das ganze Tal zusammenzurufen, erläutert Stefan Gresing. „Wenn bei einer Beerdigung gar nichts zu hören ist, dann fehlt etwas.“

Seit knapp einem Jahr läutet immerhin die kleinere Glocke, die aus dem Jahr 1694 datiert. Sie wird – ebenso wie künftig sein großer Bruder – per Fernsteuerung zum Schwingen gebracht. Gut möglich, dass sich das Klangerlebnis nun sogar verbessert: Die historische große Glocke harmonierte nicht hundertprozentig mit dem kleineren Pendant. „Die neue Glocke ist jetzt auf den Klang der anderen abgestimmt worden“, sagt Hans Priesel, Chef des Trautensteiner Harzklub-Zweigvereins, der gemeinsam mit Ines Paul und Ortsbürgermeister Ralph Pavlitschek die neue Glocke am Dienstagvormittag in Augenschein genommen hat.