Kirchengemeinde 300-Jähriger erstrahlt in neuem Glanz
Ilsenburgs Kirchengemeinde hat jahrelang ihren Taufengel vermisst. Nun ist die Figur zurück in der Marienkirche.
Ilsenburg l Ein frisch restaurierter, goldgelockter Taufengel schwebt seit Kurzem in der Ilsenburger Marienkirche. Gefertigt um 1700, ist seine jüngere Geschichte besser nachzuvollziehen. Die Figur war laut Pfarrer Peter Müller eine von mehreren, die viele Jahre in der Klosterkirche St. Peter und Paul eingelagert wurden. Es gibt Fotos, die den Engel in einem Abstellraum zeigen.
Die Klosterkirche war lange Zeit die Heimat der Evangelischen Kirchengemeinde Ilsenburg. Als im Jahr 1967 das Klosterareal zu einem staatlichen Ferienkomplex wurde, musste die Gemeinde umziehen, und konnte von da an nur noch die Marienkirche nutzen. Viele Kunst-und Kulturgüter blieben allerdings in der Klosterkirche, so auch der Engel. In der Wendezeit allerdings verliert sich dessen Spur. Er wurde entwendet. Im März 2012 entdeckte ein Restaurator aus der Nähe von Berlin diesen Engel auf einem Flohmarkt in der Bundeshauptstadt bei einem gewerblichen Händler. Mit polizeilicher Unterstützung wurde das Kunstwerk wieder in die Hände der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands übergeben.
Der Berliner Restaurator Dirk Jacob und der Bildhauer Claus Spies haben nun die Restaurationsarbeiten am Engel erledigt. Sie montierten kurz vor der Adventsfeier die Figur und begleiteten die Installation mit ihrem fachlichen Rat. Die Aufhängung entstand in ehrenamtlicher Arbeit durch Frank Bothmann aus dem Gemeindekirchenrat und Udo Riefenstahl.
Gut viereinhalb Jahre später ist der Taufengel nun in die Heimat zurückgekehrt und schmückt jetzt die Marienkirche. Die Rückkehr wurde mit einem Adventsnachmittag gefeiert. Die zuvor an ihrem neuen Heimatort befestigte Figur wurde durch drei als Engel verkleidete Kinder und Pfarrer Peter Müller enthüllt. Der Posaunenchor der Gemeinde intonierte dazu das bekannte „Nun danket alle Gott“.
Zur Gestaltung des Nachmittags trugen die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule Ilsenburg bei, die das Musical „Das kleine Licht“ aufführten. Im Anschluss daran stellten die Konfirmanden und Gemeindepädagogin Dagmar Lehmann in Interview und Meditation die Frage, wo überall und wie den Menschen heute Engel als Boten Gottes begegnen.
Die Kosten für die Restauration beliefen sich nach Aussagen von Peter Müller auf zirka 6500 Euro. Sie stammten zum überwiegenden Teil von der Kirchlichen Kunst-und Kulturgutstiftung in Magdeburg, zum Teil aber auch aus privaten Spenden und Mitteln der Evangelischen Kirchengemeinde Ilsenburg.
