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Kirchtumruhr Die Kurbelei hat in Heimburg ein Ende

In Heimburg ist ein gutes Stück Verlässlichkeit zurückgekehrt: Die Kirchturmuhr zeigt wieder die genaue Zeit an - dank vieler Spenden.

Von Jens Müller 06.01.2018, 00:01

Heimburg l Es ist ein beschwerlicher Aufstieg, die knapp 30 Meter im Turm der Heimburger Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“. Über enge, knarzende Stiegen führt der Weg nach oben. Vorbei geht es an den beiden mächtigen Glocken – hinauf in eine kleine Kammer. Dort befindet sich ein technisches Meisterwerk: ein mechanisches Uhrwerk. Susanne Engelmann greift nach einer Kurbel und steckt sie ein letztes Mal in den Aufzugsvierkant. „Jede Woche hab ich die Uhr mit der großen Kurbel aufgezogen“, erzählt die Küsterin. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Das historische Werk, das immer häufiger seinen Dienst versagt hat, ist durch modernste Technik ersetzt worden.

„Die mechanische Uhr ist immer stehen geblieben - vor allem bei Frost. Deshalb mussten wir entscheiden, ob wir sie reparieren lassen oder durch eine digitale ersetzen“, blickt Susanne Engelmann zurück. Außerdem waren die drei Ziffernblätter mit den Jahrzehnten verwittert und unansehnlich geworden. Auch sie sollten in Schuss gebracht werden.

Doch bevor die kleine Kirchengemeinde das Projekt in Angriff nehmen konnte, mussten mehrere Hürden genommen werden: „Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um zu klären, ob die Gemeinde überhaupt Eigentümerin ist“, so die Küsterin. „Es ist aber unsere“, freut sie sich noch heute über diese positive Nachricht. Noch dankbarer ist sie, dass der folgende Spendenaufruf auf solch große Resonanz gestoßen ist.

„Viele Firmen haben mit großzügigen Spenden geholfen, aber auch viele private Spender haben dafür gesorgt, dass wir rund zwei Drittel der Kosten aufbringen konnten“, so Susanne Engelmann. „Den Heimburgern liegt ihre Uhr am Herzen. Das haben sie damit deutlich gezeigt“, ergänzt Gerhard Fischer vom Kirchenvorstand. „Eine Kirchturmuhr gehört einfach ins Dorf, aber sie muss auch funktionieren.“

Rund 12.000 Euro haben die Umstellung auf die Digitaltechnik und die Restaurierungsarbeiten gekostet. Rund ein Drittel übernahm die Kirchengemeinde. Neben dem Einbau des modernen Uhrwerks wurden auch die drei Ziffernblätter ausgetauscht. Rainer Vogler und Jannis Wiemann, Mitarbeiter einer Glockentechnik-Firma aus Berlin, wagten sich dazu in schwindelerregende Höhen. „Ein Ziffernblatt wiegt rund 40 Kilogramm. Das ist allein kaum anzuheben“, erläutert Rainer Vogler, der die 1,34 mal 1,34 Meter große Eisenplatte so an den Korb seiner Teleskop-Bühne befestigen muss, dass keine Schieferplatten der Turmeindeckung beschädigt werden. Allein das Manövrieren an den Turm ist Millimeterarbeit und eine äußerst wackelige Angelegenheit.

Immerhin bestehen die neuen Ziffernblätter aus Aluminium und Edelstahl und sind damit deutlich leichter als die alten. „Wir haben uns aber an dem historischen Vorbild orientiert“, sagt Vogler, der die römischen Ziffern, die Minuteneinteilung und vier Ornamente mit Blattgold verziert hat. Die usprünglichen Zeiger konnten restauriert und wiederverwendet werden. Seit Weihnachten zeigen sie nun weithin sichtbar wieder die genaue Zeit an. Und auch die Glocken künden den Heimburgern, was die Stunde geschlagen hat.

Noch im Januar sollen alle Spender in die Kirche eingeladen werden, um ihnen bei einer kleinen Andacht für ihr Engagement zu danken.