1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Schützen vertrauen auf Versprechen

Kita-Neubau Schützen vertrauen auf Versprechen

Im Ortschaftsrat Reddeber ist ein gewagtes Versprechen gefallen, in das die Schützen nun all ihre Hoffnungen setzen.

Von Julia Bruns 25.11.2017, 00:01

Reddeber l Besonders groß ist er nicht, der Festplatz, der sich vor der Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ und dem Vereinsdomizil der Schützen in Reddeber befindet. Auf diesem Areal sollen eine Leichtbauhalle der Schützengesellschaft sowie eine neue Kindertagesstätte Platz finden. Obwohl es eng wird, ist am Mittwochabend im Ortschaftsrat ein gewagtes Versprechen ausgesprochen worden: „Wir finden sicher einen Weg, beides zu bauen“, sagte Christian Fischer, Dezernent für Gemeinwesen, an die 40 Mitglieder der Schützengesellschaft gewandt. Aufatmen bei den Schützen. Doch auch skeptische Blicke gingen durch den Raum.

„Wir wollen auf keinen Fall Kinder gegen Schützen ausspielen“, betonte Fischer. Er habe sich mit der Vorsitzenden, Anke Lauing, über mögliche Lösungen ausgetauscht. „Auch uns liegen die Kinder am Herzen“, machte sie deutlich. „Es ist selbstverständlich, dass wir Kompromisse eingehen werden.“

Der Verein will unter 90-prozentiger Förderung über das Leader-Programm eine 25 Meter lange und 12,50 Meter breite Leichtbauhalle für die Bogensportler auf dem städtischen Grundstück errichten. Jugendleiter Klaus Ender zufolge soll ein kulturelles Zentrum für den Ort entstehen, in dem auch andere Vereine, auch aus Wernigerode und anderen Ortschaften, eigene Veranstaltungen ausrichten können. Die restlichen zehn Prozent Eigenmittel für die Halle, die die Schützen selbst aufbringen müssten, seien kein Problem. „Wir werden nicht die Stadt anpumpen“, so der Jugendwart.

„Ich sage Ihnen jetzt eins“, meldete sich Bernd Rettmer vom Ortschaftsrat zu Wort. „Wenn wir die Halle nicht kriegen, dann ist es das Ende für die Schützen.“ Der Platz werde „vergewaltigt“, wenn dort eine Kita gebaut werde. Reiner Oppermann, der einstige Ortschef Reddebers, bat darum, möglichst viel Freifläche zu erhalten, damit Schausteller dort während des Schützenfestes ihre Fahrgeschäfte aufbauen können. Anke Lauing betonte ebenfalls, wie wichtig es ist, die Traditionen des 1870 gegründeten Vereins zu leben. Dass ein Kompromiss angestrebt werde, sei begrüßenswert, sagte Klaus Ender. „Aber kommt es anders, stehen wir vor dem Aus. Wir müssen uns auf Ihr Wort verlassen“, sagte er in Richtung der Verwaltung.

Christian Fischer zufolge müssten sich nun Architekten mit der Anordnung auseinandersetzen, auf Abstandsflächen könne gegenseitig verzichtet werden, um möglichst viel Fläche auszunutzen. Die Schützenhalle könnte direkt ans bestehende Vereinsheim angedockt werden, und dort entstehen, wo sich heute das alte Kita-Gebäude befindet. Dieses soll abgerissen werden, damit würden 250 bis 300 Quadratmeter Fläche frei. Die neue Kita entsteht auf der Schützenwiese. 1,5 Millionen Euro sind für den Fertigbau veranschlagt. 600 Quadratmeter Grundfläche nimmt sie ein. Der Spielplatz mit Bäumen werde nicht weichen, so Fischer, „ich bin nicht der Typ, der einfach so Bäume fällt.“ Ausweichflächen für einen Kita-Neubau gebe es auch nicht, außer auf dem Feld, was keine Option sei.

Fällt die Vorlage im Stadtrat durch, erwarte die Stadt ein düsteres Szenario, „dann wird der Landkreis baupolizeilich sagen: Das war‘s dann.“ Die Kita werden wegen diverser Mängel ihre Betriebserlaubnis verlieren. Die Vorlage sei ein deutliches Bekenntnis zum staatlichen Kindergarten in Reddeber.

Wer das Projekt realisiert – konventionell über eine Ausschreibung des Baudezernats oder über eine Form des Mietkaufs von einem privaten Anbieter – werde nach dem Votum des Stadtrates zunächst geprüft. „Die Stadtverwaltung muss nicht unbedingt alles alleine machen. Wir wollen mal schauen, ob externe Unternehmen nicht auch was Schönes zu bieten haben“, so Fischer.

Dass es grünes Licht für die Variante gibt, ist abzusehen: Die Vorlage für den Kita-Neubau wurde in Reddeber nach anderthalbstündiger Sitzung einstimmig befürwortet. Auch Bauausschuss, Sozialausschuss und Finanzausschuss haben ohne Gegenstimmen dafür votiert.