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Konzert Rockige Zeitreise mit viel Herzblut

Wegen eines Unfalls hat sich die Aufführung des Rocksicals „Bandfever“ verzögert. Dafür wird das Projekt derweil immer größer und bunter.

Von Katrin Schröder 13.07.2016, 01:01

Wernigerode l Der Daumen schmerzt hin und wieder, aber das hält Wolfgang Menger nicht auf. „Eigentlich funktioniert er sogar besser als zuvor“, sagt der Wernigeröder und meint die Zeit vor seinem Unfall. Mitte April ist der Organisator des Rocksicals „Bandfever“ mit dem Auto verunglückt und hat sich dabei schwer verletzt. Die für den 4. Mai geplante Aufführung des Musikprojekts musste verschoben werden. Nun soll das Stück, das 50 Jahre Wernigeröder Rockgeschichte zeigt, am Freitag, 26. August, auf die Bühne des KiK-Saals kommen – größer und bunter als ursprünglich geplant.

Dabei war Menger nach dem Unfalltag vor allem eins – unglücklich. Nicht nur wegen des gebrochenen Daumens, mit dem er weder Gitarre spielen noch die Schuhe zubinden konnte, oder der geprellten Rippen, die kein Singen, Lachen oder Niesen zuließen: „Es hat mir so leidgetan“, sagt der Wernigeröder mit Blick auf die vielen Mitwirkenden und Kartenkäufer, die sich auf einen neuen Termin einstellen mussten.

Um sie nicht zu enttäuschen, hat sich Wolfgang Menger mit der Genesung beeilt. „Viele haben prophezeit, dass ich im August noch nicht so weit bin“, sagt er. Doch seit einem Monat probt die Band wieder – mit selbstgebastelten Bandagen für den lädierten Daumen, „aber hundertzwanzig Prozent“.

Das Ensemble hat sich von 30 auf rund 50 Mitwirkende vergrößert. Vor allem Tänzer sind hinzu gekommen, zum Beispiel von der Tanzschule Toev aus Halberstadt. Mit dabei sind die „Mountain Ghosts“ aus Ilsenburg. Die Line-Dance-Gruppe haben die fix und fertig einstudierte Choreografie zum Rolling-Stones-Klassiker „Honky Tonk Woman“ vorgestellt. Der Musiker war angetan. „Die sind gut drauf und können richtig etwas. Wir haben uns sofort verstanden.“ Die „Dymatix“-Cheerleader aus Wernigerode tanzen zu „Roll over Beethoven“, die Tanzschule Kastern ist mit im Boot. Zusätzlich bereichern Laienschauspieler die Truppe.

Inzwischen ist die Styropor-Mauer fertig, welche der Chor der Freien Grundschule zu Pink Floyds Welthit „Another Brick in the Wall“ symbolträchtig einreißen soll. Ein Graffiti-Künstler aus Blankenburg hat sie gestaltet. Die Grundschüler hoffen, dass sie mit dem Projekt beim Wettbewerb „Mixed Up –Schule macht Kultur“ punkten.

Musikalisch hat sich „Bandfever“ ebenfalls vergrößert: Statt zwei stehen drei Sängerinnen am Mikrofon, mit Kai-Uwe Scheffler, Gitarrist und Sänger der Status-Quo-Coverband „Quotime“, hat sich ein in der Region bekannter Musikprofi dem Ensemble angeschlossen. Wolfgang Menger freut sich. „Das ist die Idee: Werde Teil der Geschichte.“

Historisch betrachtet gehört Dankmar Isleib ebenfalls dazu. Der Schlagzeuger, Sänger, Produzent, Musikjournalist und Buchautor, der mit internationalen Showgrößen zusammengearbeitet hat, ist Wernigeröder und kehrt für „Bandfever“ zurück zu seinen Wurzeln – als Musiker und Zeitzeuge. Viele haben wie er die Stadt vor 1989 verlassen, hängen aber an der alten Heimat, weiß Wolfgang Menger. „Viele wollen bei uns ihr altes Wernigerode wiedersehen. Und das werden sie.“

Dafür sorgen unter anderem zahlreiche Zeitgenossen, die alte Fotos und Erinnerungen an Konzerte zum Beispiel im Capitol beisteuern. „Die Leute sprechen mich an und fragen: Gibt es noch Karten?“ Das ist der Fall, die Tickets für den 4. Mai sind weiter gültig. Nur wenige haben Karten zurückgegeben. Der Organisator ist sicher: „Der Saal wird voll.“

Gut drei Stunden dauert das Programm mit Musik, Tanz, Spielszenen und Zeitzeugenberichten. Für den reibungslosen Ablauf sorgt ein Regieteam. Einen einstündigen Vorgeschmack hat es bei der Veranstaltung eines Autohauses im Wernigeröder Marstall im April gegeben – und wahrscheinlich werden die kurze und die lange Fassung von „Bandfever“ auf die Bühne zurückkehren. Denn dass nach dem 26. August alles vorbei ist, kann sich Wolfgang Menger nicht mehr vorstellen. „Alle sind mit Lust und Liebe dabei.“ Mehrere Aufführungen sind das Mindeste. „Es ist ein Projekt, das bleibt.“

Eintrittskarten bei der biberticket-Hotline, Telefon (03 91) 5 99 97 00 und in der Tourist-Info Wernigerode