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Konzert Schneeflocken im Marstall

Veronika Fischer hat nach langer Zeit wieder ein Konzert in Wernigerode gegeben - und überzeugt.

Von Wolfgang Schilling 06.11.2017, 23:01

Wernigerode l Veronika Fischer gehört zu den Künstlern der untergegangenen DDR, die in den 1970er Jahren eine ganze Generation mit ihren Rockballaden verzaubern konnte. Und das hieß schon was bei der allgegenwärtigen Konkurrenz originaler Rockbands aus dem englischsprachigen Bereich.

Erst bei der „Stern Combo Meißen“, dann bei „Panta Rhei“, später mit ihrer eigenen Band um den unvergessenen Franz Bartsch unterwegs feierte sie viele Erfolge. ‚Ausverkauftes Haus‘, hieß es deshalb auch am Freitag im Wernigeröder Marstall, als sich die Sängerin nach vielen Jahren wieder in Wernigerode sehen ließ.

Und es wurde die erwartete Ü50-Party. Zur Überraschung gab es eine Kombination aus Konzert und Lesung aus ihrem Buch „Das Lügenlied vom Glück“, das sie mit Manfred Maurenbrecher herausgab. Hier erfuhr das Publikum unter anderem von einer Dienstreise 1969 in die UdSSR nach Jerewan anlässlich eines Werbefilms der DEFA für die berühmten „Präsent 20“-Anzüge mit Bandbegleitung. Allein der Tross von 30 Wartburgs war schon ein Abenteuer für sich. Musikalisch bewegte sich das Konzert im Rahmen der altbekannten Klassiker wie „Nachts“, „Rauchiger Sommer“, „Auf der Wiese“, „Guten Tag“, „In jener Nacht“ oder „Dass ich eine Schneeflocke wär“.

Dazu kamen neuere Songs und der Hinweis auf ein neues Album, das im Februar 2018 erscheinen wird. Veronika Fischer hat viel in ihrem Leben durch, Höhen und Tiefen, Ausreise und Mauerfall, den sie persönlich als großes Glück empfindet. Endlich konnte sie wieder vor ihrem originären Publikum singen.

Dass sie bei allen Niederlagen, die es für sie auch gab, immer wieder aufgestanden ist und immer noch mit dieser unvergleichlichen Stimme singt, ist schon ein Glück für ihre Fans.

Die erstklassige Begleitband kompensierte das nicht ideale Klangbild und die etwas gereizte Stimme der Thüringer Sängerin locker. Als Zugabe erklang der Pete-Seeger-Song „Sag mir, wo die Blumen sind“, den sie in einer unruhigen Welt mit vielen Kriegen und Auseinandersetzungen als Mahnung verstanden wissen wollte.