1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Ein starkes Team für kranke Kinder

Krebs Ein starkes Team für kranke Kinder

Tilda - das ist der Name des neuen Einsatzteams des Vereins für krebskranke Kinder Harz. Dieses wurde in Wernigerode gegründet.

Von Ivonne Sielaff 26.10.2018, 01:01

Wernigerode l „Ihr Kind hat Krebs“ – für Eltern ist diese Diagnose niederschmetternd, stellt sie vor große Belastungen. Es folgen Untersuchungen, Operationen, Therapien, Nachsorge. Und immer schwingen die Angst und die bange Frage mit: Wird mein Kind wieder gesund?

Seit acht Jahren steht der Verein für krebskranke Kinder Harz betroffenen Familien in der Region zur Seite. Vereinschef Avery Kolle und seine Mitstreiter bieten schnelle und direkte Hilfe, unterstützen unter anderem bei Behördengängen und bei der Suche nach Therapiemöglichkeiten. Darüber hinaus wurde eine Erholungsanlage am Bernsteinsee eröffnet.

Doch es gibt Fälle, bei denen stoßen auch die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins an ihre Grenzen. Wie bei Tilda. Die Sechsjährige verlor im Januar 2018 den Kampf gegen die tückische Krankheit. Hinter dem Mädchen und ihrer Familie lag eine schwere Zeit. „Ihnen fehlte das Licht am Ende des Tunnels“, sagt Avery Kolle. „Und auch wir konnten den Lichtschalter nicht finden.“ Zwar hätten alle Experten wie Ärzte, Therapeuten und Behörden in Tildas Fall professionell gearbeitet. „Aber nie zusammen – zum Leidwesen von ihr“, so Kolle. „Wenn all das besser gelaufen wäre, könnte Tilda vielleicht noch leben.“ Dieser Gedanke verfolgt Kolle seit dem Tod des kleinen Mädchens. Und er gab den Anstoß für die Gründung des Teams Tilda – zum Andenken an die sechsjährige Kämpferin.

Das Einsatzteam soll ein besonderer Zusammenschluss sein und für den Harz, aber auch für Sachsen-Anhalt ein wichtigen Anlaufpunkt zur Anschlussbetreuung von erkrankten Kindern und ihren Familien werden. Das Team besteht aus einer Traumatherapeutin, zwei Ansprechpartnerinnen zum Thema Geschwisterkinder und Wunscherfüllungen, einem Pflegedienst, einem Sanitätshaus, einem Ansprechpartner zum Thema Reha und Kliniken, einem Rechtsanwalt, zwei Beiräten (Kinderarzt und Landeskrebsgesellschaft).

Für Spezialfälle wie der von Tilda brauche es Erfahrungen auf jedem Gebiet. „Wir haben uns viele Monate den Kopf zerbrochen über den Aufbau des Team.“ Die Gründung sei für den Verein jetzt ein wichtiger Schritt, ein „Meilenstein“, sagt Avery Kolle. „Gemeinsam wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, die die Familien brauchen. Wir geben ihnen eine Stimme.“

Und die nächsten Fälle – darunter auch einige Spezialfälle – stehen bereits ins Haus. Das habe sich schon angekündigt, so Avery Kolle. Innerhalb eines Jahres sei die Anzahl der betreuten Familien sprunghaft angestiegen. „2018 waren es mit einem Schlag zwölf“, so der Vereinschef. „Das ist kompakt auf uns zu gekommen. Das haben wir so noch nicht erlebt.“ Diese Erfahrungen decken sich mit denen der Kliniken. Das habe Kolle im Gespräch mit Medizinern gehört. „Die Erkrankungen steigen an. Und es gibt auffallend viele Rückfälle.“

Neben aller Betreuung gehe es auch darum, den kranken Kindern wieder Spaß und Lust am Leben zu geben. „Sie sollen wissen, wofür sie kämpfen. Und da ist jede Abwechslung gut“, sagt Kolle. Deshalb gehört zum Team Tilda mit Irish Setter-Husky-Mix Mogli sogar ein tierisches Mitglied. Der sechs Monate alte Vierbeiner ist ein zertifizierter Besuchshund. Mogli soll die Kinder ablenken, damit der Fokus nicht ständig auf ihrer Krankheit liegt. „Er würfelt, apportiert, spielt mit Luftballons – und er schenkt den Mädchen und Jungen Freude.“