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Kriminalität Große Anteilnahme für Mirko

Der brutale Angriff auf einen jungen Mann in Wernigerode hat eine Welle der Anteilnahme ausgelöst.

Von Katrin Schröder 22.03.2017, 00:01

Wernigerode l An den Moment, in dem er zu Boden ging, hat Mirko keine Erinnerung mehr. Der junge Wernigeröder ist am Donnerstag, 16. März, gegen 16.45 Uhr hinter der Einkaufspassage „Forum Bunte Stadt“ niedergeschlagen worden und erlitt einen Schädelbruch. Mittlerweile geht es ihm etwas besser, sagt er gegenüber der Volksstimme. Vor zwei Tagen konnte er von der Intensivstation des Harzklinikums verlegt werden. Am Montag hat Mirko im Krankenhaus seinen 19. Geburtstag gefeiert.

Gemeinsam mit seiner Clique hatte sich Mirko an jenem Donnerstag auf dem Platz in der Innenstadt getroffen – gemeinsam mit rund 20 jungen Wernigerödern im Alter von 16 bis 20 Jahren. „Wir wollten das Wetter genießen“, erinnert sich der angehende Kinderpfleger. Eine andere Gruppe hatte sich einige Meter entfernt niedergelassen. Ein Mädchen löste sich aus dieser Gruppe, kam auf Mirko zu und bat ihn herüberzukommen. Er glaubte, dass er helfen soll. „Ich habe mir nichts dabei gedacht.“

Dann kam aus dem Nichts die Attacke. Erst schubste der Angreifer, dann trafen Mirko zwei heftige Faustschläge sowie Schläge mit der flachen Hand, so schildern es seine Freunde im Gespräch mit der Volksstimme. Mirko fiel zu Boden und schlug mit dem Kopf auf. „Von da an bis zum Aufenthalt im Krankenhaus ist alles weg“, sagt der 19-Jährige.

Ein 17-jähriges Mädchen aus seiner Clique eilte ihm zu Hilfe, die anderen riefen den Rettungsdienst, die Sanitäter informierten die Polizei. Derweil machten sich die Angreifer aus dem Staub und verschwanden spurlos. Einige aus der Gruppe waren Mirkos Kumpels bekannt, den Angreifer erkannte jedoch niemand. Dieser war ungefähr 1,90 Meter groß, trug schwarze Kleidung und hatte seine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen, sagt ein Freund, der den Überfall miterlebt hat.

Warum gerade er angegriffen wurde, kann Mirko sich nicht erklären. Es habe weder Streit noch sonst irgendeinen Anlass im Vorfeld gegeben, sagt der Wernigeröder.

Mit den Folgen der Attacke wird er eine Weile noch zu kämpfen haben. Wegen des Schädelbruchs muss der Azubi einige Tage in der Klinik verbringen, wie lange es dauert, bis der Schock überwunden ist, wisse er nicht.

Dass gerade Mirko niedergeschlagen wurde, ist insofern tragisch, weil er ohnehin gesundheitlich angeschlagen ist. Wegen gleich zwei schwerer Erkrankungen ist der Wernigeröder im Januar und Februar operiert und stationär behandelt worden. Erst wenige Tage vor der Attacke am Forum hatte er das Krankenhaus verlassen.

Die Polizei befragte ihn noch am Tag des Überfalls, doch nicht auf alles konnte das Opfer Antworten liefern. „Die Erinnerung kam erst nach und nach wieder zurück.“ Bisher habe er nicht die Kraft gehabt, selbst Anzeige zu erstatten. „Ich warte jetzt ab, was die Ermittlungen ergeben.“

Diese dauern an, teilt Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers in Halberstadt, gegenüber der Volksstimme mit. Ergebnisse seien noch nicht zu verzeichnen. Aufgeklärt werden konnte jedoch ein Irrtum: Die erste Angabe, der Überfallene sei 29 Jahre alt, geht auf einen Schreibfehler zurück.

Die Anteilnahme ist derweil groß. Zahlreiche Genesungswünsche erreichten Mirko über soziale Netzwerke, viele Volksstimme-Leser sandten gute Wünsche. Konnten ihn zunächst nur die Eltern und enge Angehörige besuchen, stehen jetzt Freunde Schlange. Zum Geburtstag sangen ihm rund 20 Kumpels auf dem Stationsflur ein Ständchen – ins Zimmer hätten nicht alle hineingepasst. „Ich bin froh, solche tollen Freunde zu haben“, sagt Mirko und hofft nun, dass er seine Ausbildung zum Kinderpfleger bald fortsetzen kann.